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20.10.17 / Bier und Brauereien in Ostpreußen / Die Ausstellung „500 Jahre Reinheitsgebot“ eröffnet in Allenstein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-17 vom 20. Oktober 2017

Bier und Brauereien in Ostpreußen
Die Ausstellung „500 Jahre Reinheitsgebot“ eröffnet in Allenstein
Manfred E. Fritsche

Allenstein – In den Räumen der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) im Haus Kopernikus hat das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen die Ausstellung „500 Jahre Reinheitsgebot – Bier und Brauereien in Ostpreußen damals und heute“ eröffnet. Die zahlreichen Gäste konnten bei der Vernissage regionale Bierspezialitäten verkosten.

Dazu begrüßte die Vorsitzende der AGDM, Krystyna Plocharska, den Direktor des Kulturzentrums Ellingen, Wolfgang Freyberg, der für die zweisprachige Ausstellung verantwortlich zeichnet. Sie freue sich, dass die Wanderausstellung erstmals in Ostpreußen, in Allenstein, gezeigt werde. Anwesend war zudem Domherr André Schmeier, der römisch-katholische Seelsorger der deutschen Volksgruppe in der Archidiözese Ermland, für die deutsch-polnische Übersetzung sorgte Deutschlehrer Dawid Kazanski.

Wolfgang Freyberg ging in seiner Einführung auf die Schwierigkeiten ein, Belege zu finden, mit denen sich eine Alltagsgeschichte wie „Bier“ historisch darstellen lasse. Allerdings sei es erstaunlich, welche Gegenstände gesammelt werden und mit welcher Freude diese Sammler dann ein derartiges Unternehmen unterstützen würden. So konnte zu den teilweise bis zu 100 Jahre alten Fotodokumenten aus Archivbeständen des Kulturzentrums eine große Anzahl von Bierdeckeln, Brauereiaktien, Flaschenverschlüsse und Werbung für Bier aller Art in die Schautafeln eingearbeitet werden. Vor allem bei Flaschenetiketten aus der Zeit vor 1945 handelt es sich um hochwertige grafische Werke, die sich bis in die Gegenwart weiterentwickelt haben, so Wolfgang Freyberg.

In Ostpreußen hat das Braugewerbe eine lange Tradition. Seit dem Mittelalter stand das Bierbrauen im Preußenland in hoher Blüte, welches sich mit der Entstehung der Städte entwickelte. Auf den 32 mehrfarbig gestalteten Tafeln mit Beschriftung in deutscher und polnischer Sprache ist die Geschichte der wichtigsten Braustätten sowie die Entwick-lung der früheren Hausbrauereien mit den am Grundstück verankerten Braurechten mit zahlreichen historischen Fotos und Ansichtskarten beschrieben.

Gerade in Königsberg musste man ein entsprechendes Grundstück besitzen, um Bier herstellen zu können. Um 1750 gab es dort 253 derartige Grundstücke, 1781 existierten 224 Brauhäuser, die bis 1855 auf 30 zusammenschmolzen. Beschrieben sind die Brauereien Ponarth, Schönbusch und Ostmark, ferner Wickbold und Hufen.

Aber nicht nur auf die Hauptstadt Ostpreußens konzentrierte sich das Brauwesen: Kinderhof in Gerdauen, Bürgerliches Brauhaus in Insterburg, Vereinigte Brauereien Gumbinnen, Memeler und Tilsiter Actien-Brauerei sowie weitere Betriebe in Heiligenbeil, Labiau, Fischhausen, Palmnicken, Eydtkuhnen, Frauenburg, Heilsberg und Osterode hatten zumindest einen Bierhersteller.

Ein weiteres Kapitel ist der „Bierstadt“ Elbing gewidmet, die im 14. Jahrhundert 150 Braustätten zählte. Dort wird die Geschichte der „Brauerei Englisch Brunnen“, wohl einer der bekanntesten Betriebe dieser Sparte, ausführlich erläutert. Die Bergschlösschen-Brauerei in Braunsberg und die Waldschlösschen-Brauerei in Allenstein runden das Thema ab.

Viele dieser Braustätten sind in den Kriegswirren verschwunden, aber einige von ihnen existieren noch in den alten Mauern. Švyturys-Utenos alus ist die ehemalige Memeler Aktien-Brauerei. Sie ist die größte Brauerei Litauens und hat mit „Memelbräu“ sogar ein Traditionsbier im Angebot. Die ehemalige Ostmark-Brauerei in Königsberg, die der Heineken-Gruppe aus den Niederlanden gehört, braut Bier mit dem Namen „Königsberg“ und auch in Elbing ist die der gleichen Unternehmensgruppe angehörige Elbrewery aktiv.


In der zur Ausstellung erschienenen Begleitbroschüre wurden die vielen Sammlerstücke in einer Neuauflage berücksichtigt. Die Publikation kann beim Kulturzentrum Ostpreußen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 86440 oder info@kulturzentrum-ostpreussen.de für acht Euro plus Porto/Verpackung erworben werden.