18.04.2024

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27.10.17 / Grundschulen auf Abwegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Grundschulen auf Abwegen
Theo Maass

Berlin hat es mit Rot-Rot-Grün auf einen zweifelhaften Spitzenplatz geschafft. In einem Test hat der Stadtstaat sogar Bremen als Schlusslicht überholt. Der              Bildungsstand der Viertklässler in Berlin ist unter allen Bundesländern der niedrigste.  Bekannt war schon seit vielen Jahren, dass die Hauptstadt bei den PISA-Tests im hinteren Drittel liegt. Bei einer gesonderten Untersuchung von Viertklässlern gab es nun sogar die Rote Laterne. 

An den Vorbildern der seit Jahrzehnten  von CDU und CSU regierten Länder Sachsen und Bayern mag man sich an der Spree nicht orientieren. Kritiker haben die „Vorreiterfunktion“ Berlins bei Inklusion und Asylsucherzuwanderung als Ursache für das Ergebnis ausgemacht. Sorgen machen der Stundenausfall, die Schwänzerquote oder die Gewalt gegen Lehrer. 

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) legt nun ein neues Qualitätsprogramm auf, das „Berliner Indikatorenmodell“. Im Wesentlichen geht es um sechs Schritte, wobei der erste in der Bestandsaufnahme besteht, so die Senatorin. 

Damit sollen Schulen ermittelt werden,           deren Niveau besonders niedrig ist. Das         Programm der Senatorin sieht dann weitere fünf Stufen vor. Da wird die Frage nach dem „Warum“ gestellt, dann „Mission und Vision“, die Benennung konkreter Ziele sowie die             Frage nach dem Erreichen der Ziele. Schlussendlich soll das Programm in eine „To-Do-Strategie“ münden. 

Der Berliner Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu Bildungsexperte der Grünen, meint: „Schule muss ein Ort der Vielfalt, Akzeptanz und des Wohlfühlens sein.“ Was das heißt? Als ich vor 14 Jahren den Elternabend              meines Sohnes besuchte, klagte die Klassenlehrerin, er sitze die ganze Zeit in der Spielecke. Ich kannte zuvor so etwas nicht. Die Lehrerin hatte diesen Ort eingerichtet, damit auch lernunwillige Kinder sich wohlfühlen könnten. Statt Aufmerksamkeit und Engagement zu fordern also „spielen“? 

Nein, Herr Mutlu, die Schule braucht nicht in erster Linie ein Ort der Vielfalt, Akzeptanz und des Wohlfühlens zu sein. Das kann er sein, dann ist es schön, aber in erster Linie sind die Kinder dort, um etwas zu lernen. 

Im Bundestagswahlkampf ließ die SPD plakatieren: „Bildung darf nichts kosten außer etwas Anstrengung.“

Auch hier Widerspruch: die Schule soll nicht nur „etwas anstrengend“ sein. Sie soll anstrengen, fordern und die Kinder so zu höchster Leistung anspornen. Sonst bleibt den Kleinen am Ende nichts anderes, als den Weg des Martin Schulz einzuschlagen – den des Berufspolitikers. Im Bundestag ist die Zahl der Sitze irgendwie denn doch begrenzt.