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27.10.17 / Es droht ein zweites Israel / Kurden fühlen sich nach Unabhängigkeitswahl vom Westen verraten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Es droht ein zweites Israel
Kurden fühlen sich nach Unabhängigkeitswahl vom Westen verraten
Bodo Bost

Ganz Europa schaut in diesen Tagen auf Katalonien. Dabei verlieren viele aus den Augen, dass ein tatsächlich jahrhundertelang unterdrücktes Volk, nämlich die Kurden, bereits am 25. September im Nordirak ebenfalls ein Unabhängigkeitsreferendum durchgeführt hatte. 92,3 Prozent der Wähler hatten für eine Loslösung der Kurden vom Irak gestimmt. Die Regierungen in Bagdad, Ankara und Teheran wollen jetzt die irakischen Kurden für das Unabhängigkeitsvotum abstrafen. 

Von den Schutzmächten der Kurden hatte nur Israel das Votum begrüßt. Dagegen kam aus den USA Ablehnung, obwohl die Kurden die engsten und einzigen Verbündeten der USA im Kampf gegen den IS sind und für die USA die Bodentruppen stellen. Die Ablehnung der kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen wird im Westen mit der Instabilität begründet, die nach einer möglichen Unabhängigkeit die ohnehin instabile Region noch unsichererer machen könnte. 

Die Kurden werden mit ihren Peschmerga-Kämpfern so lange für die Eindämmung des IS gebraucht, wie es diesen noch gibt. Aber in Kürze werden die IS-Terroristen besiegt sein, dann könnten die USA und auch Russland schnell andere Interessen haben, als die kurdische Souveränität zu unterstützen. 

Die unmittelbaren Nachbarländer der Kurdenregion im Nordirak sind bereits in eine Offensive gegen die Kurden übergegangen. Erdogan hat die Grenzübergänge geschlossen und droht damit, die irakischen Kurden auszuhungern und ihre Ölexporte zu blockieren. Der bilaterale Handel zwischen der Türkei und Irakisch-Kurdistan brachte es 2016 auf ein Finanzvolumen von beachtlichen neun Milliarden Euro, die kurdische Region im Nordirak boomte, während sich die türkische Wirtschaft unter Erdogans Ego-Trips einen Rückschlag nach dem anderen gefallen lassen muss. 

Offen ausbrechen könnte ein Krieg um die Metropole Kirkuk, die im Sommer 2014 nach dem Ansturm des IS von irakischen Truppen verlassen und von kurdischen Truppen besetzt worden war. Seit Jahrhunderten wohnen in dieser erdölreichen Region Kurden, Araber und Turkmenen zusammen. Schiitische Milizen sollen nach dem Referendum bereits in die Vorstädte dieser Stadt vorgedrungen sein, die offizielle irakische Armee, mit der zusammen die Kurden noch vor wenigen Monaten gemeinsam Mossul vom IS befreit hatten, wartet noch an der offiziellen Demarkationslinie. Sollten wirklich Kämpfe ausbrechen, wäre das auch phantasielosen westlichen Politikern zuzuschreiben, die seit Bush Schiiten auf Kosten von Kurden und Sunniten gefördert haben und deshalb mitverantwortlich am Chaos in der Region sind. 

Nur Israel hat als einziger Staat die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden ohne Wenn und Aber unterstützt, während die Palästinensische Autonomiebehörde Kritik an dem Selbstbestimmungsrecht der Kurden übte, obwohl man es für sich selbst auch beansprucht. Das Bewusstsein, dass die Kurden wie die Aramäer ein separater Volksstamm sind mit eigener Kultur, Sprache und Herkunft, ist in Israel seit jeher präsent. Der Iran, wo selbst eine millionenstarke kurdische Bevölkerung lebt, nutzt diese engen Beziehungen zwischen Jerusalem und den Kurden, um gegen die Kurden zu hetzen. „Kurdistan werde ein zweites Israel werden“, hieß es in Teheran.