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27.10.17 / Eskalierender Visakrieg / Diplomatische Beziehungen zwischen Türkei und USA kühlen ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Eskalierender Visakrieg
Diplomatische Beziehungen zwischen Türkei und USA kühlen ab

Vor einem Monat saßen US-Präsident Donald Trump und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan freudestrahlend Seite an Seite am Rande der UN-Vollversammlung in einem New Yorker Hotel und versicherten sich ihrer unzerbrechlichen Freundschaft. Nun ist die Männerfreundschaft anscheinend in die Brüche gegangen, denn die Beziehungen der beiden Staaten, die diese Männer repräsentieren, sind auf einem „historischen Tiefpunkt“ angelangt.

Verursacht wurde die Verstimmung durch die Verhaftung eines türkischen Mitarbeiters der US-Botschaft, Metin Topuz, durch türkische Sicherheitskräfte. Der Mann, der vor seiner Einstellung die strengsten Sicherheitsprüfungen durchlaufen haben müsste, stand angeblich auf einer türkischen Terrorfahndungsliste. Weil die Verhaftung für den US-Botschafter offenbar ein reiner Willkürakt war, der eher nach einer Geiselnahme aussah, kündigte dieser einen Tag später an, die Visumvergabe in den US-Vertretungen in der Türkei einzustellen.

Die Türkei reagierte prompt mit  Vergeltung und kündigte dieselben Maßnahmen für ihre Vertretungen in den USA an. Der dadurch ausgelöste Visakrieg zwischen der USA und der Türkei verschärfte sich anschließend rhetorisch weiter, allerdings allein von türkischer Seite, weil die Türkei unter der Visumverweigerung am meisten leidet. 

Im Visakrieg drohte Erdogan offen mit dem Abbruch der Beziehungen zum NATO-Partner USA  und attackierte den US-Botschafter John Bass persönlich. Erdogan denkt, dass Botschafter Bass, der kurz vor seinem Wechsel nach Afghanistan steht, seine Intervention nicht mit seinen Vorgesetzten abgesprochen hätte. 

Die Verhaftung des Botschaftsmitarbeiters Topuz passt in eine Reihe weiterer politisch motivierter Geiselnahmen in der Türkei. So sitzt auch der US-Bürger Andrew Brunson in türkischer Haft. Der protestantische Pastor betreute eine kleine christliche Gemeinde in Izmir, bevor er im Oktober 2016 festgenommen wurde wegen angeblicher Gülen-Verbindungen. Im September hatte Erdogan in einer Rede im Präsidentenpalast von Ankara eine direkte Verbindung zwischen den Fällen Brunson und Gülen hergestellt: „Gebt ihn heraus, dann werden wir versuchen, Euch den amerikanischen Pastor zu geben“, sagte er damals. Damit stellt sich Erdogan offen auf eine Stufe mit Terroristen und Kriminellen, für die Geiselnahmen zum Geschäftsmodell gehören. 

Die beiden NATO-Verbündeten mit den größten Armeen steuern auf eine Kollision zu, wie es sie in der türkisch-amerikanischen Geschichte lange nicht mehr gegeben hat. Dennoch wird weiterhin betont, dass die NATO-Partnerschaft davon nicht betroffen sei. 

In Syrien könnten sich Angehörige der Armeen der beiden Staaten schon bald militärisch gegenüberstehen. Die USA unterstützen im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ die kurdische YPG, die von der Türkei als syrische Schwester der Terrororganisation PKK betrachtet und bekämpft wird. Ankara arbeitet in Syrien nun verstärkt mit Russland zusammen. Russlands Präsident Wladimir Putin, der auf eine Spaltung der NATO setzt, ist der einzige, der vom Visakrieg zwischen den beiden profitiert. Man sollte nicht vergessen, dass die Türkei 1949 als Gegengewicht gegenüber der damals noch existierenden Sowjetunion in die NATO aufgenommen wurde.B.B.