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27.10.17 / Allianz gegen Boeing / Airbus übernimmt 50,01 Prozent der C-Serie von Bombardier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Allianz gegen Boeing
Airbus übernimmt 50,01 Prozent der C-Serie von Bombardier

Der europäische Flugzeugbauer Airbus übernimmt die Mehrheit der Mittelstreckenflugzeug-Sparte des kanadischen Herstellers Bombardier. Wie aus einer Erklärung beider Firmen hervorgeht, will Airbus künftig einen Anteil von 50,01 Prozent der sogenannten C-Serie von Bombardier-Flugzeugen mit 100 bis 150 Sitzen halten. Der Anteil von Bombardier soll bei 31 Prozent liegen, weitere 19 Prozent liegen bei der Investmentbehörde von Quebec. Die Behörden müssen den Einstieg von Airbus noch prüfen. 

Gelingt das Geschäft, dann könnte sich die Zusammenarbeit als cleverer Schachzug erweisen. Bombardier sah sich nämlich wachsendem Druck aus den USA ausgesetzt. Dem US-Konkurrenten Boeing ist es bislang sehr effektiv gelungen, Bombardiers Mittelstreckenjets vom Markt in den Vereinigten Staaten fernzuhalten. Ein Angebot Bombardiers an die Fluglinie United Airlines konterte Boeing zum Beispiel mit Erfolg, indem es einen massiven Rabatt für eigenes Fluggerät anbot. Vor Kurzem scheiterte Bombardier auch bei der Fluggesellschaft Delta Air Lines, die eine Bestellung für 75 Regionaljets des Typs C-100 aufgeben und sich zusätzlich eine Optionen auf weitere 50 Flieger sichern wollte. 

Boeing hatte argumentiert, Bombardier würde illegal subventioniert. US-Präsident Donald Trump hatte sich dieser Sichtweise angeschlossen und für den Verkauf der kanadischen Flugzeuge CS100 und CS300 eine 80-prozentige Anti-Dumping-Steuer sowie einen Strafzoll von 220 Prozent verhängt. Mit dem Airbus-Einstieg dürften die Strafzölle vermutlich nicht mehr zu halten sein. Airbus will die Endmontage der C-100-Jets in seinem Werk in Alabama durchführen. Damit dürfte die Drohung von Strafzöllen ins Leere gehen.

Der hochverschuldete Bombardier-Konzern kann sich des Weiteren Hoffnung auf eine finanzielle Entlastung machen. Die speziell für den US-Markt konzipierten Mittelstreckenjets seiner C-Serie gelten technisch zwar als anspruchsvoll, haben aber auch immense Ent­wicklungskosten verursacht. Auf der anderen Seite hat Bombardier seit anderthalb Jahren keine neuen Bestellungen für die Mittelstreckenflieger erhalten. Die Schwierigkeiten waren so groß, das bereits 2015 die Regionalregierung von Quebec mit einem Anteil von knapp 50 Prozent bei dem angeschlagenen Flugzeugbauer eingestiegen war. Die staatliche Beteiligung war wiederum ein gefundenes Fressen für die Argumentation des Flugzeugbauers Boeing. Nun, mit Airbus im Rücken, verbessern sich die Marktchancen schlagartig. Airbus verfügt über gute Kundenbeziehungen zu den großen Fluggesellschaften in den USA. 

Profitieren kann das Gemeinschaftsunternehmen von Bombardier und Airbus zudem von dem weltweiten Wartungsnetzwerk, das der europäische Konzern aufgebaut hat. Auch der Einkauf dürfte günstiger werden. Airbus hat wegen seinem Produktionsvolumen eine sehr viel größere Marktmacht bei Zulieferern. 

Allerdings kann sich auch Airbus als Gewinner sehen. Vereinbart wurde offenbar, dass Airbus keinen Kaufpreis zahlen muss und sich auch nicht an den Schulden von Bombardiers Flugzeugsparte oder den Entwicklungskosten der C-Serie beteiligen muss. Quasi gratis erhält der europäische Flugzeugbauer damit ein neu entwickeltes Flugzeugmodell, das die eigene Angebotspalette perfekt ergänzt.N.H.