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27.10.17 / Luthers Schlachten / Spielfilm, Doku, Oratorium – So findet im ZDF die Reformation statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Luthers Schlachten
Spielfilm, Doku, Oratorium – So findet im ZDF die Reformation statt
Anne Martin

Hoch erhobenen Hauptes steht Martin Luther vor seinem Kaiser und anderen Obrigkeiten. Widerrufen? Niemals: „Hier stehe ich und kann nicht anders. Gott helfe mir“, sagte er vor dem Reichstag zu Worms. Ein mutiges Wort, das Jahrhunderte überdauern wird. Ein Wort, das ihn den Kopf hätte kosten können. Prompt wird der Aufrührer aus Wittenberg als Ketzer verdammt und für vogelfrei erklärt. 

Wer war dieser Mann? Ein schwermütiger Grübler oder ein wacher Rebell? Ein Wutbürger oder Freigeist? Vor Luther gibt es 500 Jahre nach dessen Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg auch im Fernsehen kein Entkommen. Das ZDF rettet sich in einen Abenteuerfilm („Zwischen Himmel und Hölle“, 30. Okto­ber, 20.15 Uhr) mit Starbesetzung: Maximilian Brückner spielt Lu­ther, Joachim Król den Erzbischof Albrecht, Rüdiger Vogler ist Kurfürst Friedrich. TV-Wüterich Ar­min Rohde gibt brachial den Ablasshändler Tetzel, der in Ta­lern wühlt und in den Kirchen zu Ablasszahlungen aufruft: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“

Wenn es doch so einfach wäre mit der Rettung vor dem Fegefeuer. Der Mönch aus Wittenberg will nichts weniger als diese Auswüchse der katholischen Kirche beenden. „Gott will nicht, dass wir uns fürchten. Er will, dass wir frei sind!“ Im Versteck auf der Wartburg beginnt er ein Mammutprojekt, das ihn unsterblich machen wird: Er übersetzt das Neue Testament erstmals ins Deutsche, damit jedermann die Heilige Schrift lesen kann. Der Film endet mit den Bauernkriegen, in denen Thomas Müntzer, einst Freund, dann Feind Luthers, zum Anführer der aufständischen Bauern wird. Schlachtenlärm, Gemetzel, brennende Dörfer, geschundene Gesichter, die sich anklagend erheben – die Bildsprache ist bei Mittelalter-Sujets scheinbar vorgegeben. 

Einen Tag später der Luther-Nachschlag: Das Dokudrama „Das Luther-Tribunal“ (Dienstag, 31. Oktober, 20.15 Uhr) fokussiert sich auf jene zehn Tage im April, in denen Luther 1521 vor den Reichstag in Worms zitiert wird. Die damals mächtigsten Männer auf deutschem Boden hatten sich in der Domstadt versammelt. Luther (Roman Knizka) gegen Kaiser Karl V. aus dem Geschlecht der Habsburger, dem mächtigen Herrscher über zahlreiche Königreiche. Der Mönch übersteht die Prüfung, weil Landesherr Fried­rich der Weise den Rebellen unter seinen Schutz stellt und auf die Wartburg entführen lässt. 

Ging der Historienfilm noch lässig mit historischen Fakten um, so will das Dokudrama möglichst ge­nau sein. Ein Konfliktpunkt: Autor und Re­daktion hätten es gern gesehen, bei einer der Anhörungen Luthers auch Frauen ins Bild zu setzen. Der historische Berater Professor Heinz Schilling hielt dagegen: „Es war damals undenkbar, dass aus der weiblichen Bevölkerung irgendjemand den Fuß über die Schwelle einer Reichstagssitzung setzt, das war eine reine Männergesellschaft.“ 

Im Anschluss an das Dokudrama wird um 22 Uhr aus Berlin ein Pop-Oratorium mit 4000 Sängern aus der Feder von Michael Kunze übertragen. Es ist Glanz- und Schlusspunkt des Reformationstages.