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27.10.17 / Frag doch mal den Trumpologen / Der 45. US-Präsident ist ein echtes Job-Wunder – Er hat ein ganz neues Berufsbild erschaffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Frag doch mal den Trumpologen
Der 45. US-Präsident ist ein echtes Job-Wunder – Er hat ein ganz neues Berufsbild erschaffen
Wolfgang Kaufmann

Eines muss man dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump neidlos zugestehen: Er schafft Arbeitsplätze – auch und gerade in Deutschland. Als „Trump-Experte“ können nun selbst Schwervermittelbare auf dem Arbeitsmarkt reüssieren und mit Klatsch und Tratsch – pardon Analysen – rund um das Treiben des ärgsten Albtraums aller Politisch Korrekten ein regelmäßiges Einkommen erzielen. Ebenso bieten sich neue Chancen für die frustrierten Vertreter des staatstragenden Mainstream-Journalis-mus. Selbige waren ja gezwungen, ihren sorgsam kultivierten Anti-Amerikanismus aus Bush-Tagen an die Kette zu legen, als der juvenile schwarze Messias Obama an die Macht gelangte. Deshalb dürfen sie jetzt aufatmen, weil im Weißen Haus wieder ein ebenso weißer alter Mann herumlümmelt, der zudem auch noch bekennender Heterosexueller ist.

Dabei haben die Trump-Erklärer meist wenig Lust, komplizierte politische Themen zu behandeln. Also konzentrieren sie sich auf diverse Petitessen wie Trumps Frisur, Trumps Freizeitaktivitäten, Trumps neuesten Versprecher oder Trumps Äußerungen über Frauen und andere „unterdrückte Minderheiten“. 

71 Jahre alt ist der Kerl mittlerweile. Ein Verfallsdatum für verbale Trump-Entgleisungen gibt es anscheinend nicht. Manches, was ihm angedichtet wird, liegt schon länger zurück als Angela Merkels FDJ-Karriere zu Zeiten des seligen Erich Honecker, der übrigens von der bundesdeutschen Presse mit mehr Hochachtung behandelt wurde als der jetzige US-Präsident.

Die Beschäftigung mit den verschiedenen Facetten des Phänomens Donald John Trump hat solche Ausmaße angenommen, dass quasi eine neue politische Wissenschaft entstanden ist: Nennen wir sie Trumpologie. Ja, mehr noch! Inzwischen existieren sogar schon diverse Unterdisziplinen. Eine davon ist die Trumpophobenkunde. Die generiert permanent Auflistungen all der angeblichen Prominenten und Künstler, welche zum „Widerstand“ gegen den Präsidenten aufrufen oder ihn einfach nur hassen, weil er meint, gelegentlich müssten auch mal die Interessen der arbeitenden Mehrheit berücksichtigt werden. Dann wären da noch die Trumponomen: Deren Forschungsziel besteht in der Durchleuchtung der finanziellen Verhältnisse des „mächtigsten Mannes der Welt“, welche je nach Opportunität als blamabel schlecht oder obszön gut dargestellt werden.

Viele Anhänger hat zudem auch die Vergleichende Trumpologie gefunden. Deren Adepten versuchen herauszufinden, ob der Washingtoner Blondschopf nun schlimmer sei als die nordkoreanische Brikettfrisur Kim Jong-un oder nicht. Dabei landet der muntere Asiate oft sogar dann auf Platz Zwei, wenn er gerade wieder eine neue Kernwaffe beziehungsweise Rakete oder ausgesucht sadistische Hinrichtungsmethode getestet hat. Denn der experimentierfreudige kleine Jong-un wird ja schließlich von dem großen Rüpel im Weißen Haus provoziert. Deshalb war Nordkorea vor dem Amtsantritt Trumps auch ein weithin strahlender Leuchtturm der Demokratie. Große Zukunftsaussichten scheinen darüber hinaus der Trumpiatrie beschieden zu sein, welche die unzähligen mentalen Störungen des 45. US-Präsidenten und deren Auswirkungen auf den ansonsten weitgehend gesicherten Weltfrieden beschreibt.

Der Trumpologie im Allgemeinen und den verschiedenen Subdisziplinen derselben im Speziellen ist eigen, dass sie auf drei Grundaxiomen basieren, alsda wären: 

Erstens: Restlos alles, was Trump tut oder lässt, ist schlecht für Amerika und die Welt – auch wenn niemand auf Anhieb oder irgendwann später erklären kann, warum.

Zweitens: Trump erleidet ausschließlich Misserfolge – anderslautende Einschätzungen sind die Folge einer dezidiert rechten Gesinnung und können mit spontanem Demokratie-Nachhilfeunterricht seitens der Antifa quittiert werden.

Drittens: Jede Meldung über Trump muss zwingend mit einem Schnappschuss illustriert werden, der ihn wahlweise dement oder tollwütig erscheinen lässt – die besten propagandistischen Ergebnisse zeitigen natürlich Bilder, die beides zugleich vermögen.

Wer diese Grundregeln beherrscht, kann sicher noch eine ganze Weile sein Auskommen in der Medienlandschaft von heute finden und jedweder Form von ehrlicher Arbeit aus dem Wege gehen.