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27.10.17 / Treue und Einsatz auf einem steinigen Weg / Ein denkwürdiges Jubiläum galt es in Lüneburg zu feiern – Vor 60 Jahren wurde das Ostpreußische Jagdmuseum gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-17 vom 27. Oktober 2017

Treue und Einsatz auf einem steinigen Weg
Ein denkwürdiges Jubiläum galt es in Lüneburg zu feiern – Vor 60 Jahren wurde das Ostpreußische Jagdmuseum gegründet

Sechzig Jahre Treue zu Ostpreußen. 60 Jahre aufopferungsvoller Einsatz für die Heimat, 60 Jahre ehrenamtliche Arbeit zur Erhaltung und Pflege ostpreußischer Kultur mit dem Blick in die Zukunft! Eine Gedenkveranstaltung im Ostpreußischen Landesmuseum würdigte jetzt dieses noble und hocherfolgreiche Tun. Anlass war die Gründung des „Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens“ am 23. Dezember 1957. Hochkarätige Gäste und Redner fanden sich ein, darunter die Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols (CDU) und Klaus Brähmig (CDU), Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten im Deutschen Bundestag. 

Sie hörten zunächst einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Jagdmuseums. Barbara Loeffke, Vorsitzende des „Fördererkreises Ostpreußisches Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung“ beschrieb die Anfänge: Der 1906 in Tilsit geborene Forstmeister a.D. Hans-Ludwig Loeffke, aus einer Familie stammend, die seit 1620 in Ostpreußen ansässig war, wollte fern der Heimat die Erinnerung nicht nur bei seinen Schicksalsgefährten an das Ordensland am Pregel wachhalten, sondern auch bei Nicht-Vertriebenen. Das, so meinte er, könnte durch Ausstellungen mit Jagdtrophäen erreicht werden. In einem größeren Rahmen konnte Loeffke seine Idee auf einer Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und dem Bundestreffen der Landsmannschaft Ostpreußen 1953 in Bochum verwirklichen.

Diese Ausstellungen fanden nicht nur die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ostpreußen, sondern auch der Mitglieder des Deutschen Jagdschutzverbandes. So wurde Hans-Ludwig Loeffke beauftragt, auf der Internationalen Jagdausstellung in Düsseldorf 1954, die Gedenkschau „Deutscher Osten“ aufzubauen. Sie wurde bei den 800000 Besuchern wegen der dort gezeigten Trophäen zu einer Sensation. Für Loeffke stand endgültig fest, seine Idee in die Tat umzusetzen: Geeignetes Anschauungsmaterial über das, was für Ostpreußen typisch war, zunächst schwerpunktmäßig über die Bereiche Wild, Wald und Pferde zusammenzutragen und in einer Dauerausstellung, in einem Ostpreußischen Jagdmuseum, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das endgültige Ziel: Einmal das ganze Ostpreußen in einer musealen Dokumentation festzuhalten. 

Am 8. Dezember 1958 konnte dann das „Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens“ in dem traditionsreichen Lüneburger Alten Kaufhaus feierlich eröffnet werden. Doch schon ein Jahr später, in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 1959 wurde es durch Brandstiftung vernichtet. Außer vier anderen Geweihen konnte nur der sogenannte U-Boot-Hirsch, der 1945 aus dem eingeschlossenen Danzig – am Kommandoturm eines U-Boots befestigt – gerettet werden. 

Dank der Initiative von Loeffke gelang es mithilfe der Stadt Lüneburg, die ein altes Lüneburger Patrizierhaus zur Verfügung stellte, das Museum 1964 wieder zu eröffnen. Die Ostpreußen kamen von nah und fern, um ein Stück ihrer Heimat wiederzufinden. Wie gelungen Inhalt und Aufbau des Jagdmuseums war, bezeugte auch das von einem Künstler geschaffene Elchdiorama, das von Fachleuten damals als das schönste Diorama Europas bezeichnet wurde. Zwei Erweiterungsbauten folgten, der letzte 1974, fünf Wochen vor dem Tod von Hans-Ludwig Loeffke. Das Ostpreußische Jagdmuseum wurde ehrenamtlich weitergeführt, bis im Jahr 1982 von der Bundesregierung die „Grundsatzkonzeption zur Weiterführung der ostdeutschen Kulturarbeit“ verabschiedet wurde, die für Erhaltung, Pflege und Weiterführung der ostdeutschen Kulturarbeit endlich ein festes Fundament bildete. Es gelang, ein Grundstück in der Ritterstrasse zu erwerben, um dort einen Museumsneubau zu errichten, der es erlaubte, Ostpreußen in seiner Gesamtheit darzustellen. Am 26. Juni 1987 öffnete das nun in Ostpreußisches Landesmuseum umbenannte Museum seine Pforten mit 3000 Quadratmetern Nutzfläche.

Wie steinig und mit wieviel persönlichem Einsatz der Weg bis zu diesem Junitag trotz Bereitstellung öffentlicher Mittel war, deren Vergabe aber an viele Bedingungen geknüpft war, die die Ostpreußen zu meistern wussten, schilderte der Vorsitzende des Vereins Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum, Hubertus Hilgendorff. Die Bestände wuchsen, viele kostbare Erinnerungsstücke, die Flucht und Vertreibung überlebt hatten, und die für die Darstellung Ostpreußens so wichtig waren, konnten aufgrund von Platzmangel schließlich nicht mehr gezeigt werden. Dank der Finanzierung durch die öffentliche Hand und namhafte Spenden der ostpreußischen Landsleute konnten ein Um- und Erweiterungsbau in Angriff genommen werden, der 2018 hoffentlich vollendet sein wird.  

Wiedereröffnet wird das Ostpreußische Landesmuseum am 27. August 2018. Diesen Termin gab Direktor Joachim Mähnert in seiner Ansprache bekannt (siehe rechts).  Der langjährige Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig, der dem neuen Bundestag nicht mehr angehören wird, bekundete seine Zuneigung für das Schicksal der vertriebenen Ostpreußen und ihre Heimat in einem eindrucksvollen Grußwort. Höhepunkt der Veranstaltung war dann ein Vortrag des Forstdirektors Horst Buschalsky über „Jagd und Jäger in Ostpreußen“ (siehe unten). Die wie immer gelungene musikalische Umrahmung durch die Böhmsholzer Jagdhornbläser reichte vom Fürstengruß über das Ännchen von Tharau und das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ bis zum Ostpreußenlied.

PAZ

Klaus Brähmigs Grußwort finden sie in unserer nächsten Ausgabe