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03.11.17 / Kahlschlag in Schlesien / Siemens erwägt, den Standort Görlitz zu schließen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-17 vom 03. November 2017

Kahlschlag in Schlesien
Siemens erwägt, den Standort Görlitz zu schließen
N.H.

Laut dem „Manager-Magazin“ plant Siemens eine drastische Verkleinerung seiner Kraftwerkssparte. Demnach erwägt der Konzern, bis zu elf der weltweit 23 Standorte zu verkaufen oder zu schließen. Auf dem Prüfstand stehen auch Standorte in den neuen Bundesländern.

So werde für das Turbinenwerk Görlitz im sächsischen Niederschlesien die Schließung und für das Generatorenwerk in Erfurt ein Verkauf erwogen. Bislang befindet sich in Görlitz der Hauptsitz des Dampfturbinengeschäfts von Siemens. Das Magazin behauptet unter Berufung auf Insider, der Konzern diskutiere die Schließungspläne für Görlitz wegen des Wahlerfolgs der AfD in den neuen Bundesländern noch intensiver. Bei der Bundestagswahl holte die AfD in manchen Orten der Region um Görlitz mehr als 40 Prozent der Stimmen. 

Die größte Stadt der Oberlausitz weist im Vergleich nicht nur eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit als andere Teile Sachsens auf, sondern auch mehr Asylsucher. 

Als eigentlicher Grund für den Siemens-Plan einer Radikalkur für die Kraftwerkssparte „Power & Gas“ (PG) gilt indes der Vormarsch der Erneuerbaren Energien, in dessen Folge kaum noch neue Gaskraftwerke bestellt werden. Der noch amtierende sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wies zudem darauf hin, dass der Bund ein Exportverbot von Dampfturbinen für Kohlekraftwerke verhängt habe: „Damit trägt der Bund unmittelbar Mitverantwortung für diese unternehmerische Entscheidung. Kohlekraftwerke werden weltweit nicht weniger gebaut, nur werden dann Anlagen von anderen Anbietern genutzt.“ 

Gegenüber dem MDR warnte der Gewerkschaftsvertreter Jan Otto (IG Metall Ostsachsen) vor den Folgen für den Arbeitsmarkt: „Eine Stadt wie Görlitz, die jetzt schon eine Arbeitslosenquote von zwölf Prozent hat, so einem Prozess auszusetzen – das ist überhaupt nicht mehr verantwortungsvoll.“ Tatsächlich sorgt man sich in Görlitz nicht nur um die Zukunft des Siemens-Standorts. Auch wegen Plänen des kanadischen Konzerns Bombardier brodelt es schon länger in der Stadt. Bombardier ist wirtschaftlich angeschlagen und will bundesweit in den kommenden drei Jahren bis zu 2200 seiner 8500 Arbeitsplätze streichen. Stark betroffen sind Hennigsdorf in Brandenburg und wiederum Görlitz. Derzeit stellt Bombardier in Görlitz Doppelstockwagen unter anderem für die Deutsche Bahn her.