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03.11.17 / Greift Erdogan nach der Atomwaffe? / Viele Indizien sprechen dafür – Die nötige Technologie könnten die Glaubensbrüder aus Pakistan liefern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-17 vom 03. November 2017

Greift Erdogan nach der Atomwaffe?
Viele Indizien sprechen dafür – Die nötige Technologie könnten die Glaubensbrüder aus Pakistan liefern
Wolfgang Kaufmann

Während die Weltöffentlichkeit gebannt auf das iranische Atomprogramm und die nordkoreanischen Nukleartests schaut, haben die Indizien dafür, dass die Türkei ebenfalls nach dem Besitz von Kernwaffen strebt, bisher kaum für Aufsehen gesorgt. Dabei vermitteln diese ein durchaus beunruhigendes Bild.

Derzeit entstehen in der Türkei die ersten zwei Kernkraftwerke des Landes. Das eine baut der russische Staatskonzern Rosatom in Akkuyu, etwa 300 Kilometer östlich des Badeortes Antalya, das andere wird vom japanisch-französischen Konsortium ATMEA bei Sinop an der Schwarzmeerküste errichtet. In beiden Fällen hat Ankara bemerkenswerterweise auf die sonst stets übliche Vertragsklausel verzichtet, nach der die ausländischen Firmen auch das Uran für den Betrieb bereitstellen und sämtliche verbrauchte Brennstäbe zurücknehmen beziehungsweise entsorgen. Die naheliegendste Erklärung hierfür ist, dass die Türkei das angereicherte Uran für die Reaktoren selbst herstellen und aus den verbrauchten radioaktiven Brennstäben Plutonium für den Bombenbau gewinnen will.

Dafür benötigt sie zwar entsprechende Technologie, die könnte aber die befreundete Islamische Republik Pakistan zur Verfügung stellen – nicht zuletzt als Gegenleistung für die langjährige konspirative Unterstützung des pakistanischen Atomschmugglers Abdul Qadeer Khan, der unter anderem Zentrifugen für die Urananreicherung in den Iran und nach Nordkorea sowie Libyen lieferte. Hinweise auf eine solche strategische nukleare Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Pakistan, aber auch Katar boten kürzlich Artikel von Galip Ilhaner und Sabri Isbilen in den radikalen islamischen beziehungsweise Recep Tayyip Erdogans und seiner AKP nahestehenden Blättern „Milat Gazetesi“ und „Dirilis Postas?“. 

Ein weiteres Indiz für die Existenz eines türkischen Kernwaffenprogramms ist der offizielle staatliche Auftrag an die Rüstungsfirma Roketsan, die Mit­tel­strecken­­ra­ke­te J-600T Y?ld?r?m IV mit 2500 Kilometern Reichweite zu entwickeln, denn derartige Flugkörper dienen in aller Regel dem Zweck, Atomsprengköpfe ins Ziel zu tragen. 

Hierzu passen scharfmacherische Wortmeldungen wie die von Hayrettin Karaman, einem extrem konservativen islamischen Theologen, der als religiöser und ideologischer Berater Erdogans fungiert. Der schrieb vor einigen Monaten in der gleichfalls als Sprachrohr des Präsidenten und seiner AKP dienenden Tageszeitung „Yeni Safak“, die Türkei solle sich doch bemühen, selbst Massenvernichtungswaffen wie die Atombombe herzustellen – und zwar ohne Zeit zu verlieren oder „Rück­­sicht auf die warnenden Worte und die Hemmnisse des Westens“ zu nehmen.

In das gleiche Horn stieß später der Chefredakteur von „Yeni Safak“, Ibrahim Karagül. Diese Falken und weitere enge persönliche Vertraute des Staatspräsidenten setzten noch ganz unverblümt hinzu, dass man Kernwaffen auch dazu benutzen könnte, die westlichen „Kreuzritter“ zu zügeln, die de facto schon Krieg gegen die Türkei führten. In diesem Kontext wirken die vollmundigen Ankündigungen in einer weiteren nationalistischen Gazette namens „Yeni Söz“, die Türkei könne „Europa in drei Tagen erobern“, gleich deutlich weniger absurd. 

Die Frage ist allerdings, ob Ankara tatsächlich das Potenzial besitzt, seinen Traum von der Atombombe zu verwirklichen – egal, ob nun mit oder ohne ausländische Hilfe. Denn die Herstellung von waffenfähigem Uran oder Plutonium einschließlich der Trägersysteme für Kernsprengköpfe erfordert große finanzielle Investitionen und brillante Forscher. Derzeit leidet die Türkei jedoch unter einem massiven Kapitalmangel beziehungsweise -abfluss. Ebenso haben viele führende Wissenschaftler das Land verlassen.

Deshalb meinen Experten wie Aykan Erdemir von der Washingtoner Denkfabrik „Foundation for Defense of Democracies“ (FDD), dass die Gefahr, die von dem türkischen Wunsch nach der Bombe ausgeht, momentan noch eher gering sei. Das könnte sich aber im Falle einer wirtschaftlichen Erholung schnell ändern, zumal zukünftig wohl auch die Streitkräfte des Landes nukleare Schläge gegen äußere Feinde ins Kalkül ziehen werden. Immerhin verloren seit dem Putsch vom Vorjahr 160 der 324 Generäle der türkischen Armee ihr Kommando, wodurch zahlreiche AKP-nahe und radikale islamische Kader nachrückten.

Damit droht eine massive Radikalisierung des höheren Offizierskorps nach dem Vorbild Pakistans. Und dort setzt man bekanntlich schon des Längeren auf die atomare Karte.