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03.11.17 / Zauberhafte Blütenlese / Erlesene Ausstellung im Jubiläumsjahr von Maria Sibylla Merian

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-17 vom 03. November 2017

Zauberhafte Blütenlese
Erlesene Ausstellung im Jubiläumsjahr von Maria Sibylla Merian
Nike U. Breyer

Anlässlich des 300. Todestages von Maria Sibylla Merian (1647–1717) zeigt das Frankfurter Städel Museum eine mit 150 Exponaten eher kleine, aber erlesene Ausstellung zu den Blumendarstellungen der Verlegertochter. 

Die Arbeiten von Merian – und solche, die ihr früher zugeschrieben wurden – werden hier sehr überzeugend in ein Umfeld von Vorläufern, Zeitgenossen und Nachgeborenen eingeordnet. In­dem so ein Genre Konturen gewinnt, treten auch die jeweiligen Eigenheiten anschaulich vor Augen. Während die frühesten Arbeiten aus dem 15. Jahrhundert, etwa die Ornamentstiche von Martin Schongauer (zirka 1445–1491), noch deutlich idealisierte Naturformen aufweisen, ebenso die Pflanzendarstellungen in alten Apothekerbüchern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, zeigt der „Hortus Eystettensis“ des Apothekers Basilius Besler (1561–1629) bereits frühbarocke Züge. Er wurde für nachfolgende „Florilegien“ (Lateinisch für Blütenlese, Sammlung von Blumen) stilprägend.

Ein Glanzstück des Genres ist auch das von Johann Walter d.Ä. (1603–1676/77) geschaffene „Florilegium des Grafen Johannes von Naussau-Idstein“. Zusammen mit seltenen Frühwerken von Merian wurden Teile dieses „Florilegium“ dem Städel als Leihgaben von der Bibliothèque Nationale in Paris zur Verfügung gestellt, ergänzt durch weitere Leihgaben aus Dresden, Berlin und der Johann Christian Senckenberg Universitätsbibliothek Frankfurt. 

Den Kern der Ausstellung bilden naturgemäß die Werke von Maria Sybilla Merian. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei lange verschollene Alben, die erst vor wenigen Jahren in der Bibliothek des Städels wiederentdeckt wurden. Sie stellen zugleich die erste Erwerbung der Städelschen Sammlung überhaupt dar. Pflanzendarstellungen, die Teil von Merians wissenschaftlichen Blumenstudien sind, stehen hier neben Zeichnungen aus dem Raupenbuch, ausgeführt in Deckfarbe auf Pergament – ebenfalls aus dem Bestand des Städels. Sie lassen an Goethes Äußerung denken, der über Sibylla Merian sagte, ihr Blick auf die Natur changiere „zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Naturbeschauung und malerischen Zwecken hin und her“.

Die Ausstellung klingt aus mit einem Brückenschlag zur Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts und daran anschließend den naturkundlichen Detaildarstellungen in Studienblättern der deutschen Frühromantik. Während das Leben der Merian gut erforscht ist, gilt das für ihr Werk weniger. Ein Gesamtverzeichnis gibt es bis heute nicht. Hingewiesen sei hier auch auf die hervorragenden Begleitmaterialien, die das Städel im Internet zur Verfügung stellt. Einziger Wermutstropfen: die Farbgestaltung der zauberhaften Arbeiten kann der Besucher oft nur erahnen, da zur Schonung der Exponate das Licht sehr gedämpft ist.

Die Ausstellung „Ma­ria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes“ läuft bis zum 14. Januar im Städel, Schaumainkai 63, geöffnet Dienstag, Mittwoch, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag bis 21 Uhr. Der Katalog vom Hirmer Verlag kostet im Museum 29,90 Euro, im Buchhandel 39,90 Euro. Internet: www.staedelmuseum.de