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03.11.17 / »Mit visionärer Vorraussicht« / Als Bundestagsabgeordneter war es sein Abschiedsbesuch – Klaus Brähmigs Rede zur Gründung des Jagdmuseums vor 60 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-17 vom 03. November 2017

»Mit visionärer Vorraussicht«
Als Bundestagsabgeordneter war es sein Abschiedsbesuch – Klaus Brähmigs Rede zur Gründung des Jagdmuseums vor 60 Jahren

Groß sind die Verdienste, die sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig um das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg erworben hat. Anläßlich der Gedenkfeier zur Gründung des Vorläufers, des Ostpreußischen Jagdmuseums vor 60 Jahren (siehe PAZ 43, Seite 19) sprach er ein Grußwort. Die PAZ druckt es in einer leicht gekürzten Version.

 Vor 60 Jahren gründete Ihr Gatte, verehrte Frau Dr. Loeffke, Hans Loeffke, mit weiteren Mitstreitern den Verein „Ostpreußisches Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e. V.“. Damit legte er, der aus Tilsit stammte, den bedeutsamen Grundstein für das heutige Ostpreußische Landesmuseum. Eine Institution, die für die Bewahrung, Aufarbeitung und Präsentation des historischen Erbes Ostpreußens von zentraler Bedeutung ist und gerade auch deshalb aus der Pflege der heutigen, auf die Gegenwart und Zukunft gerichteten Beziehungen nach Ostpreußen nicht mehr wegzudenken ist. 

Ostpreußen in seiner europäischen Dimension zu verstehen und auf der Grundlage dieses Verständnisses Brücken zwischen der Europäischen Union und der Russischen Föderation in der Oblast Kaliningrad zu bauen ist ein wichtiger Auftrag – vor allem auch vor dem Hintergrund der politischen Gegenwart in der Region. 

Die alte Heimat vieler Deutscher, heute zwischen Polen, Russland und Litauen geteilt, wird vor Ort meist nur aus dem eigenen, nationalen Blickwinkel der Länder aus betrachtet. Die Aufgabe, Ostpreußen Länder- und damit Grenzen übergreifend als geschichtliche Einheit zu behandeln und präsent zu machen, fällt heute vor allem Deutschland zu. Aus diesem Grunde ist es der visionären Voraussicht von Persönlichkeiten wie Hans Loeffke zu verdanken, dass das heutige Museum auf dem Nukleus des „Ostpreußischen Jagdmuseums“ aufbauen und ein breites Spektrum an Ostpreußen betreffenden Themenlagen abbilden kann. 

Erinnerte das „Ostpreußische Jagdmuseum“ seinerzeit vor allem an den namensgebenden und mit Ostpreußen so eng verbundenen Bereich der Forstwirtschaft und Hege und Pflege seines Wildes, so ist heute von Geschichte und Landeskunde Ostpreußens bis hin zu Kunst und Kultur sowie politisch bedeutsamen Stationen eine große Bandbreite an Themen abgedeckt. Mit der jüngsten Erweiterung des Museums richtet sich der Blick auch verstärkt auf die Geschichte der Deutsch-Balten, wozu Lüneburg als Sitz der Carl-Schirren-Gesellschaft im „Brömsehaus“ sicherlich der prädestinierte Standort ist. 

Gemeinsam mit Ihnen wollen wir aber vor allem mit einem weiteren Erweiterungsschritt dafür Sorge tragen, dass die mit Ostpreußen und der früheren Provinzhauptstadt Königsberg so grundlegend verbundenen Namen wie Immanuel Kant und Käthe Kollwitz und deren internationale Strahlkraft in Ihrem Hause, lieber Herr Dr. Mähnert, noch aussagekräftiger präsentiert werden können. Der Bund hat seinen Förderanteil an den Baukosten für diesen dritten Bauabschnitt in Höhe der notwendigen 5,6 Millionen Euro bereits im Bundeshaushalt 2017 bereitgestellt. Hier gilt mein besonderer Dank an die Haushälter der Unionsfraktion, namentlich Rüdiger Kruse und Eckhard Rehberg, die uns unermüdlich und mit großer Empathie unterstützt haben. 

Durch weitere Initiativen wie eine „Kant-Dekade“ bis zum Jahre 2024 und Projekte wie einer deutsch-russischen Gemeinschafts-Briefmarke zum 300. Geburtstag des Königsberger Philosophen könnte das Verbindende und nicht das Trennende in unseren Beziehungen zu Russland unterstrichen werden. 

Eines wird mit dem heute zu würdigenden 60. Jahrestag der Gründung des „Ostpreußischen Jagdmuseums“ nur zu deutlich: Der große Beitrag, den die deutschen Heimatvertriebenen und die Flüchtlinge aus dem deutschen Osten für die Erinnerungskultur in Deutschland geleistet haben und bis heute leisten. Und den großen Anteil, der eben dieser Bevölkerungsgruppe an der Entwicklung unserer heute freundschaftlichen Beziehungen zu unseren östlichen Nachbarn zukommt. Ein herzliches „Vergelt’s Gott Ihnen allen!“ 

Überall in Ostpreußen sind diese Beispiele zu finden: Ob an der Kirche von Groß Legitten, wo an den finanziellen Beitrag der Landsmannschaft Ostpreußen zum Wiederaufbau erinnert wird, oder in Tolkemit am Frischen Haff, wo eine 1947 vertriebene und nach der politischen Wende in ihre alte Heimat zurückkehrte deutsche Bewohnerin unlängst mit der Ehrenbürgerwürde der heute polnischen Stadt Tolmitzko ausgezeichnet wurde. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist heute das letzte Mal, dass ich als Mitglied des Deutschen Bundestages und Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion zu Ihnen spreche. Gerne hätte ich mein parlamentarisches Wirken für die Themen des historischen deutschen Ostens auch in der nun bevorstehenden und schwieriger werdenden Wahlperiode des Parlaments fortgesetzt. Die Wähler in meiner sächsischen Heimat haben anders entschieden. 

Und so möchte ich diesen Nachmittag auch dazu nutzen, Dank zu sagen: An Sie, lieber Herr Dr. Mähnert, mit dem unsere Gruppe eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet, aber auch an Sie Frau Dr. Loeffke und die Herren Carl und Hilgendorff, mit denen wir gemeinsam versucht haben, die Themen zu bewegen – und das nicht immer ohne Erfolg! 

Wenngleich ich weiß – liebe Frau Dr. Loeffke – Stichwort Kulturstiftung der Vertriebenen – dass auch künftig große Aufgaben auf uns warten. Und dass die „Ostpreußische Kulturstiftung“ bei der Bereitstellung der Museumsräumlichkeiten hier in Lüneburg Großartiges und vor allem Großzügiges leistet und schon alleine aus diesem Grunde ein größeres finanzielles Entgegenkommen der öffentlichen Hand im Lüneburger Museum nur allzu geboten wäre. Für mich ist eines klar: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dies gilt gerade und zuvörderst für eine unionsgeführte Bundesregierung und insbesondere auch für den Themenbereich des verlorenen deutschen Ostens. 

Es freut mich sehr, dass mein Kollege und Ihr Repräsentant Lüneburgs im Deutschen Bundestag, Eckhard Pols, sich bereit erklärt hat, den Vorsitz der Gruppe der Vertriebenen unserer Fraktion von mir zu übernehmen. Daher habe ich eine Bitte an Sie: Unterstützen Sie Eckhard Pols genauso, wie Sie mich und unsere Gruppe in den zurückliegenden Jahren unterstützt haben. 

Ihnen allen wünsche ich auch weiterhin viel Kraft und Erfolg und nicht zuletzt Gottes Segen bei Ihrem Einsatz für die Geschichte, Gegenwart und Zukunft Ostpreußens. Es war mir eine Freude und Ehre zugleich, gemeinsam an der Pflege dieses kulturellen Erbes arbeiten zu dürfen und zu können. Herzlichen Dank!