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03.11.17 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / »Bunt« mal ganz blass / Wie sich eine Autorin im Gestrüpp der Korrektheit verfängt, wie wir uns unsere Aufreger aussuchen, und warum die »Antifa« schwieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-17 vom 03. November 2017

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
»Bunt« mal ganz blass / Wie sich eine Autorin im Gestrüpp der Korrektheit verfängt, wie wir uns unsere Aufreger aussuchen, und warum die »Antifa« schwieg

Die US-Schriftstellerin Laura Moriarty macht harte Zeiten durch. Eigentlich hat sie den Roman „American  Heart“ („Amerikanisches Herz“) geschrieben, um den Rassismus und die Hartherzig der weißen US-Mehrheitsbevölkerung gegenüber Minderheiten anzuprangern und zur Besserung aufzurufen.

Die Handlung: In einer dunklen Zukunft müssen US-Moslems in Lagern leben, was die 15-jährige Ich-Erzählerin Sarah nicht weiter schert, weil sie es im Grunde sogar richtig findet. Als ihr eine iranischstämmige Jugendliche Sadaf über den Weg läuft, die aus dem Lager geflüchtet ist, will Sarah die Entlaufene denn auch gleich bei den Behörden melden.

Dann aber geschieht die wundersame Wandlung: Sadaf polt die dumme Sarah zum kritischen Geist um und beide schlagen sich gemeinsam nach Kanada durch. Aus der Gewohnheitsrassistin Sarah wurde die Retterin einer Verfolgten. Alles wurde gut, und die Leser saugen Sarahs Lektionen gleich mit auf.

„Kirkus Review“, ein Magazin für Buchbesprechungen, war hingerissen und verlieh Moriartys Band einen Stern, was als große Auszeichnung gilt. Alle waren glücklich.

Allerdings nicht lange: Kultursensible Beobachter fielen empört über das Buch, die Autorin und das Magazin her: Die Darstellung einer Weißen als Retterin, die einer Muslimin beisteht, sei Rassismus. „Kirkus Review“ reagierte, wie dies mutige Verlage in den Zeiten eben tun, wo „Zivilcourage“ aus jeder Ecke quillt: Eingeschüchtert zog man die positive Rezension von „American Heart“ zurück und nahm dem Buch den Stern wieder weg.

Moriarty ist tief getroffen. Hätte sie die Rollen vielleicht umgekehrt verteilen sollen? Muslimin rettet flüchtige Nichtmuslimin vor dem Lagerelend.

Ach, um Himmels Willen! Es wäre ihr keinen Deut besser ergangen. Denn erstens hätte sich die nichtmuslimische Autorin auf diese Weise damit angemaßt, zu wissen, wie eine Muslimin denkt und fühlt. Das nennt man „Aneignung“, was laut neuester Antirassismus-Regel ein ganz böser Verstoß gegen die akzeptablen Sitten ist. Zweitens wären dann ja Nicht-Muslime die Opfer und Muslime die Täter, welche Andersgläubige in Lager stecken. Selbst in einem Phantasie-Roman kann so etwas nicht geduldet werden und, nein, wir wollen jetzt nicht über das Schicksal der Jesiden im irakischen Sindschar-Gebirge reden und auch nicht über das „Juden ins Gas“-Geschrei, welches radikale Moslems vor drei Jahren in einer westdeutschen Großstadt angestimmt haben.

Laura Moriarty hat die Ausweglosigkeit ihrer Lage erkannt: Die Botschaft der Kritiker sei, dass sie diese Geschichte grundsätzlich nicht schreiben dürfe.

Tja, Mädel, dann schreib doch andere Sachen! Nämlich rein „weiße“ Geschichten mit ausschließlich abendländischen Darstellern für ein weißes Publikum, Punkt.

Das müsste doch gehen, oder? Ha! Autoren, die es (meist ohne gezielte Absicht) so halten, donnert der Vorwurf entgegen, dass „Minderheiten“ in ihren Erzählungen nicht vorkämen, womit ihnen ein verdeckter Rassismus untergejubelt wird.

Also am besten gar nichts mehr schreiben? Das wäre wohl die sauberste Lösung.

Der Sieg des Antirassismus zeigt sich in bleierner Stille, die nur noch von entsetzlich verrenktem Geschwurbel gelegentlich durchstoßen wird. Viele, vor allem junge Menschen, haben mittlerweile weniger Angst davor, völligen Blödsinn zu reden, als aus Versehen auf einer politisch unkorrekte Formulierung auszurutschen.

Um das zu vermeiden, muss man sich aber nicht nur seine Wortwahl genau aussuchen, sondern auch, wen man anklagt. Nachdem in den USA ein schmieriger Löffel von Filmproduzent wegen Übergriffigkeiten gegen Frauen am Pranger steht, lesen wir auch in Deutschland immer mehr über weibliche Promis, denen sich Männer, oft vor Jahrzehnten, unsittlich genähert haben sollen. Eine Welle der nachgeholten Empörung rollt durchs Land. Nur ganz klein dazwischen stören beiläufige Meldungen über Frauen, die in Parks oder an Straßen von Männern oder gleich ganzen Horden davon bedrängt, zusammengeschlagen (bis zur Krankenhausreife) oder vergewaltigt werden. Die Leipziger Polizei empfiehlt Frauen inzwischen, nicht mehr allein joggen zu gehen, nachdem dort eine über 50-Jährige am helllichten Tag Opfer einer überaus brutalen Vergewaltigung wurde. 

Doch das interessiert uns eigentlich nicht so sehr. Stattdessen erregen wir uns über das Kompliment eines Botschafters a.D. an die SPD-Politikerin Sawsan Chebli. Oder über die jetzt aufgetauchte Enthüllung, dass die TV-Ansagerin Birgit Schrowange im Jahre 1983 vom ZDF-Sendeleiter die Hand aufs Knie gelegt und den Nacken gestreichelt bekam. Sagt sie zumindest. Und wir wollen das glauben.

Zumindest die Schrowange-Geschichte ist in der Tat eklig. Doch irgendwie wundert einen die riesige Aufmerksamkeit für solche Vorfälle, wenn es nahezu gleichzeitig auftauchende Nachrichten über bestialische Vergewaltigungen nur dann noch zum gesamtnationalen Aufreger schaffen, wenn die betroffene Frau dabei zu Tode gekommen ist.

Ziemlich verrutscht, unsere Wahrnehmung, nicht wahr? Sicher, wir kennen den Grund. Der Knie-Grapscher war ein Deutscher, während die Monster in den Parks fast durch die Bahn als „südländisch aussehender Typ“ oder „Schwarzafrikaner“ beschrieben werden. Gelegentlich entpuppen sich die Täter, wie neulich ein Nigerianer in München, bei ihrer Festnahme auch noch als abgelehnte Asylbewerber, die gar nicht mehr im Land sein sollten.

Stellen wir uns doch nur einen kleinen Moment lang vor, es wäre umgekehrt: In grausiger Regelmäßigkeit schössen Meldungen durch die Medien, dass schon wieder ein Deutscher eine Frau aus Afrika oder dem Orient im Park vergewaltigt, geschlagen, erniedrigt oder gar ermordet hat. Was dann wohl los wäre im Land? Was die Landsleute und Glaubensgenossen der Opfer wohl dazu sagen würden? Was die zahllosen Asylhelfer- und Antirassismusvereine? 

Im bayerischen Waldkraiburg haben 80 überwiegend türkische oder türkischstämmige Menschen vor der örtlichen Erstaufnahme-Einrichtung für Asylsucher demonstriert. Anlass: Ein 37-jähriger Türke, der mit Frau und zwei Töchtern im Park gewesen war, war dort mit Asylbewerbern aus der Einrichtung aneinandergeraten. Ein Farbiger habe seine         14-jährige Tochter „angemacht“. Als er seine Familie schützen wollte, sei er mit einer Bierflasche und die Tochter mit einem Stein beworfen worden. Darauf habe sich die Familie in die nahegelegene Wohnung der Schwiegermutter geflüchtet. Zuletzt seien ihnen „30 bis 40 Blackmen“ gefolgt. 

Darauf hat der Mann via Facebook zu der Demo aufgerufen, wo er forderte, „dass was gegen die Gewalt von Asylbewerbern unternommen wird“. Ein anderer Redner hat laut „Oberbayerischem Volksblatt“ gesagt, dass man von provozierenden Blicken, Pöbeleien und Lärmbelästigungen durch die Asylsucher genug habe und sich nicht mehr sicher fühle.

Eigenartig: Hätten eingeborene Deutsche (am besten: Sachsen!) auf diese Art demonstriert, wäre das bestimmt bundesweit durch die Nachrichten gegangen: „Rassistischer Mob schüchtert nach angeblichem Zwischenfall Flüchtlinge ein“ oder so ähnlich. Diesmal: nichts davon.

Und noch etwas fehlte: Wo war eigentlich die Antifa und die Initiative „Waldkraiburg ist bunt“, die wenige Tage zuvor zum großen Aktionstag „gegen den braunen Sumpf“ geladen hatte? Von denen hörte man nichts. Ach, vermutlich ist denen nur noch kein Dreh eingefallen, wie sie „deutsche Täter“ für den Schlamassel verantwortlich machen können. Sobald sie den gefunden haben, melden die sich schon.