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10.11.17 / Immer und überall / Amokläufe waren und sind ein weit verbreitetes Phänomen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-17 vom 10. November 2017

Immer und überall
Amokläufe waren und sind ein weit verbreitetes Phänomen
W.K.

Amokläufer gab es schon immer und überall auf der Welt. Die altnordischen Völker sprachen hier von „Berserkern“, in Südafrika nannte man sie „Benzi mazurazura“ und in Korea „Hwa-byung“, die Bewohner der Anden verwendeten das Wort „Colerina“ und die Indianer im Südwesten der USA „Ii’aa“. Die größte Bekanntheit genossen dabei die altindischen „Amuco“, die voller Todesverachtung überlegene Gegner angriffen und dabei entsetzliche Blutbäder anrichteten. Von Indien aus hat die Bezeichnung für diese enthemmten Krieger dann ihren Weg in den malaiisch-indonesischen Kulturraum gefunden.

Dort erhielt das Phänomen Amok im 14. Jahrhundert eine neue Dimension, was aus der wachsenden Durchsetzung des Islam resultierte. Nunmehr wurden Amokläufe zu einem Akt des religiösen Fanatismus und richteten sich vorrangig gegen „Ungläubige“. Gleichzeitig verlor der Amoklauf seinen Charakter als brachiale militärische Gruppentaktik und mutierte zu einem individuellen Phänomen. Da der Suizid unter Muslimen verpönt war, versuchten sich beispielsweise zahlungsunfähige Schuldner, denen die Versklavung drohte, dadurch aus dem Leben zu stehlen, dass sie so lange in aller Öffentlichkeit mordeten, bis sie selbst getötet wurden. Ebenso wollten manche Amokläufer mit ihrem Tun gegen Ungerechtigkeiten und Machtmissbrauch protestieren, was die Herrschenden tatsächlich zur Mäßigung im Umgang mit den heißblütigen Untertanen veranlasste. Das galt dann später übrigens auch für die Vertreter der Kolonialmächte.

Die Angst vor den vergleichsweise häufigen Amokläufen war in Südostasien schließlich so groß, dass man am Straßenrand und in Polizeistationen lange mehrzackige Lanzen aufhängte, mit denen die Rasenden, die damals meist noch über keine Schusswaffen verfügten, aus sicherer Entfernung aufgespießt werden konnten. Zu dieser Notwehrmaßnahme durften die Sicherheitsorgane, aber auch beherzte Bürger, bereits dann greifen, wenn jemand nur laut auf der Straße „Amok!“ schrie – hierdurch galt der Betreffende quasi als vogelfrei.