28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.11.17 / Schutzmacht der Schiiten / Die Politik des Westens hat Teherans Stellung in der Region gestärkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-17 vom 10. November 2017

Schutzmacht der Schiiten
Die Politik des Westens hat Teherans Stellung in der Region gestärkt
Bodo Bost

Es war Generalmajor Qassem Soleimani, der Kommandeur der iranischen Quds-Einheit, einer Spezialeinheit der Revolutionsgarden, der den schiitischen irakischen Regierungschef Haider al-Abadi dazu bewegte, nach der Niederringung des Islamischen Staates gleich gegen die kurdischen Gebiete weiter zu marschieren. Suleimani leitete persönlich den Angriff auf die Kirkuk, die noch vor drei Jahren kampflos von der irakischen Armee Hals über Kopf verlassen und von den Kurden gegenüber dem Islamischen Staat verteidigt worden war. Nun wurde sie von iranischen Milizen und nicht etwa von der irakischen Armee den Kurden wieder abgenommen. 

Die Islamische Republik Iran ist längst zum Machtfaktor im Nahen und Mittleren Osten sowie zum großen Gewinner der staatlichen Auflösungserscheinungen in Folge des Arabischen Frühlings und der US-amerikanischen Interventionen in den sunnitischen Staaten geworden. Weder die USA noch die arabischen Monarchien der Region konnten dem erklärten Erzfeind Iran wirklich Einhalt gebieten.

Der Iran war bereits der große Gewinner beim Sturz Saddam Husseins 2003 im Irak gewesen. Die US-Amerikaner führten damals das von zu Hause bekannte Mehrheitswahlrecht im Irak ein, was dazu führte, dass erstmals in der jungen Geschichte des Staates die Schiiten, die rund sechs Zehntel der Bevölkerung ausmachen, dort die Macht übernahmen. Nach dem Abzug der US-Amerikaner 2009 verloren jedoch die Schiiten große Teile des Irak an Kurden und sunnitische Rebellen, aus denen später der Islamische Staat hervorging. 

In Syrien, das von den zum schiitischen Spektrum des Islam gehörenden Alawiten beherrscht wird, die etwa zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, stellten sich die Iraner gleich nach Beginn des Aufstandes gegen Baschar Al Assad 2011 an die Seite der syrischen Regierung gegen die Rebellen. Teheran und Damaskus hatten schon vorher gemeinsam die schiitische Hisbollah im Libanon unterstützt. Die Strategie Teherans zielt auf einen schiitischen Landkorridor vom Iran bis an die Grenze Israels.

In Syrien blieb das Engagement des Iran zu Beginn der Arabellion eher verdeckt. Seit 2013 begann Teheran die gesamte syrische Armee schiitisch zu restrukturieren. Neben iranischen Kräften wurden auch schiitische Freiwillige aus Afghanistan, dem Jemen und anderen Ländern angeworben. Ohne die Unterstützung des Iran wären die Erfolge der syrischen Armee, die seit 2015 auch von Russland unterstütz wird, nicht möglich gewesen. 

Im Irak wurden im Juni 2014 die Haschd-al-Schaabi (Volksmobilmachungskräfte) als Reaktion auf die Ausbreitung des Islamischen Staats gegründet. Diese Dachorganisation aus 40 fast ausschließlich schiitischen Milizen hat der Iran bewaffnet und trainiert. Tausende ihrer Kämpfer wurden anstelle der desertierten sunnitischen Soldaten in die offiziellen irakischen Streitkräfte aufgenommen. So erlangte der Iran auch in der irakischen Armee entscheidenden Einfluss. Wie schon in Syrien sitzt Suleimani auch im Irak im militärischen Oberkommando.

Um den wachsenden iranischen Einfluss einzudämmen, versuchte der US-amerikanische Außenminister Rex Tillerson bei seinem letzten Besuch in der Region, zwischen Riad und Bagdad zu vermitteln. Desweiteren forderte er al-Abadi auf, alle iranischen Milizen unverzüglich des Landes zu verweisen. Es bleibt abzuwarten,, ob Bagdad dieser Aufforderung Folge leisten wird.