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17.11.17 / SED-Opfer leiden bis heute / Jeder Dritte traumatisiert: »Schäden unbürokratischer anerkennen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

SED-Opfer leiden bis heute
Jeder Dritte traumatisiert: »Schäden unbürokratischer anerkennen«
H.H.

Ehemalige politische Häftlinge der DDR leiden vielfach bis heute unter den seelischen Wunden aus ihrer Haftzeit. Teilweise verstärken sich die Symptome Jahrzehnte nach der Haft sogar wieder, so Stefan Trobisch-Lütge, Leiter der Berliner „Beratungsstelle Gegenwind für politisch Traumatisierte der SED-Diktatur“ anlässlich des Mauerfall-Jubiläums am 9. November ge- genüber der „Berliner Zeitung“.

Insgesamt hat das kommunistische Regime rund 300000 Menschen aus politischen Gründen hinter Gitter gebracht, jeder dritte davon gilt als traumatisiert. Laut Trobisch-Lütge glauben viele Betroffene heute,  „dass es sich für sie nicht gelohnt hat, nicht stromlinienförmig gewesen zu sein, weil sie auch heute noch in einer wesentlich schlechteren Position sind als jene, die nicht im entferntesten daran gedacht haben, Widerstand zu leisten. Sie haben den Eindruck, einen Fehler gemacht zu haben.“

Viele litten an schweren Depressionen oder Angstzuständen, an Suchtproblemen  oder an psychosomatischen Symptomen, die auf die Haft zurückzuführen seien. Wie der Leiter der Beratungsstelle hervorhebt, wird dieser Zusammenhang oft erst nach Jahren erkannt:  „Irgendwann im Laufe der traditionellen Therapie stellt sich dann heraus, dass sie in Hohenschönhausen, Rummelsburg oder Cottbus im Gefängnis saßen. Sie werden dann zu uns geschickt.“

Trobisch-Lütge fordert die Politik auf, dafür zu sorgen, dass durch Stasi-Haft eingetretene Schäden unbürokratischer als solche anerkannt werden. Alles andere verstärke bei den Betroffenen nur das Gefühl der Ungerechtigkeit. „Gegenwind“ ist laut der „Berliner Zeitung“ deutschlandweit die einzige Beratungsstelle für diese Zielgruppe und betreut wöchentlich 50 bis 60 Personen.