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17.11.17 / Das falsche Knie / Warum das Miteinander von Mann und Frau immer mehr zum Minenfeld wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Das falsche Knie
Warum das Miteinander von Mann und Frau immer mehr zum Minenfeld wird
Ulrike Dobberthien

Sexverbrechen gehören bestraft. Immer und überall. Aber, was ist vom Vorwurf des Sexismus zu halten? Darf ein schlüpfriger Witz an der falschen Stelle eine berufliche Existenz vernichten? Und wie wirkt sich das auf unser Zusammenleben aus? 

Es ist nicht leicht, dem „Sexismus“ heutzutage auf der Spur zu bleiben. Kaum hat sich das Getöse um FDP-Brüderle und seinen Tanzkarten- samt Dirndl-Spruch von 2013 gelegt, rafft sich 2017 die Empörung erneut auf und fordert Opfer. Gefällt werden sie reihenweise, etwa wie die Kettensäge den Fichtenwald, unabhängig davon, ob es seit Langem gefeierte Filmmogule, Politiker oder eher nachgeordnete Chargen sind. Die durch „Sexismus“, also Grabsch- und Sexvorwürfe, vernichteten Filmprominenten der letzten Wochen heißen in den USA Harvey Weinstein, Kevin Spacey und Steven 

Seagal. In Großbritannien sind es Verteidigungsminister Michael Fallon und Kabinettschef Damian Green; in Österreich der Grünen-Politiker Peter Pilz und schon im Mai 2017 der Wiener SPÖ-Bezirksrat Götz Schrage.

Was hat diesen Leute die Karriere geknickt? Da ist zunächst die Definition von „Sexismus“, die sich inzwischen pilzartig auf alles Mögliche ausweitet, was irgendwem und vor allem irgendwelcher nicht passt. Das kann ein Blick sein, ein schlüpfriger Witz, oder die Hand auf dem falschen Knie, wie es Briten-Minister Fallon passiert ist.

Das Wort „Sexismus“ entstand vor einem halben Jahrhundert in den USA, wo es 1968, im Jahr der Studentenrevolten, die Schriftstellerin Caro-line Bird erstmals verwendete. „Sexismus“ war als neuerfundenes Schlagwort extra so konstruiert, dass es wie „Rassismus“ klang und auch gebraucht wurde: Neben ethnischen Gruppen wurde die große Kategorie der Generalopfer um alle Frauen erweitert. Im deutschen Duden tauchte „Sexismus“ erstmals 1980 auf, knapp definiert als „Vorstellung, nach der ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts“. 

Wer „Sexismus“ für ein abseitiges Schlagwort von modernen Bilderstürmern hält, die am liebsten jedes Unterwäsche-Plakat mit einer Frau herunterreißen wollen, der irrt. Eine erfolgreiche Idee hat die Eigenschaft, ununterbrochen Junge zu kriegen. Und so hat sich „Sexismus“ ins Unermessliche ausgedehnt. Befeuert wird er in Deutschland durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AAG) vom 14. August 2006. Es war gut gemeint, entwickelte aber eine nie geahnte Feuerkraft, die vor allem am Arbeitsplatz kaum noch Raum für einen unverkrampften Umgang der Geschlechter lässt: Da es sehr viel Raum für subjektiv „gefühlte“ Belästigung lässt, öffnet es der Denunziation nicht nur Türen, sondern ganze Scheunentore. Definiert wird da in Paragraph 3 „Begriffsbestimmungen“: „Eine sexuelle Belästigung ist eine Benachteiligung, wenn ein unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, wozu auch unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornographischen Darstellungen gehören, insbesondere wenn ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird.“

Seither grassiert „Sexismus“ in ungeahnter Häufigkeit – und wird immer da lautstark moniert, wo es um eher harmlose Dinge wie Herrenwitze oder flüchtige Blicke geht. Erstaunlich wenig zeigt er sich da, wo es im öffentlichen Raum inzwischen massive Probleme bis zu Gewalt und Vergewaltigungen gibt: Beim Sozialverhalten und Frauenbild vieler Einwanderer aus dem afrikanischen und arabischen Raum ist die übliche Empörungsriege aus dem Lager roter und grüner Frauen erstaunlich leise. Und noch etwas hat sie bis heute nicht gestört, so viel Süffisanz muss sein: Dass Substantiv „Sexismus“ ist männlich! Dass sie diesen Skandal bis heute übersehen konnten …