29.03.2024

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17.11.17 / Zeitzeugen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Zeitzeugen

Birgit Kelle –  Die Autorin („Dann mach doch die Bluse zu“) nervt, „dass inzwischen jede Lappalie, jede blöde Anmache, jedes Hinterherpfeifen und jeder Blick auf das falsche Körperteil zur falschen Zeit zum Sexismus hochstilisiert wird.  Es nervt, weil diejenigen degradiert werden, die tatsächlich Opfer sexistischer Übergriffe werden und die sich nun einreihen müssen in die ,Opfer’ von blöder Anmache. Sie gehen gerade unter in einem Meer von Banalitäten, die nichts weiter sind als das alltägliche Balzverhalten zwischen Mann und Frau.“

Henryk M. Broder – Der deutsche Journalist und bissige Zeitgeist-Beobachter schreibt: „Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz von 2006 wird ‚sexuelle Belästigung‘ als ,unerwünschtes sexuell bestimmtes Verhalten“ definiert, wozu ‚unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen gehören, ‚sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen pornografischer Darstellungen‘. Würde man dies wörtlich nehmen, wäre das Anbringen eines Pirelli-Kalenders in einer Autoreparaturwerkstatt, die auch von Frauen aufgesucht wird, ‚sexuelle Belästigung’.“

Eugen Gomringer – Der bolivianisch-schweizerische Schriftsteller schrieb 1951 das Gedicht „avenidas y flores“. Es steht seit 2011 an einer Wand der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, deren Preisträger Gomringer ist. 2017 lief der AStA dagegen Sturm, weil es „sexistisch“ sei. Gomringer fassungslos: „In dem auf Spanisch verfassten Gedicht geht es um einen Mann, der auf der Straße Blumen und Frauen bewundert. Ich habe beim Schreiben 1951 an eine Situation gedacht, die ich erlebt habe. Ich bin heute spazieren gegangen, und was sehe ich: eine wunderbare Allee, sehr viele Blumen und sehr schöne Frauen.“ 

Alice Schwarzer – Die Urgroßmutter der Frauenbewegung, sagt: „Natürlich ist ein Flirt etwas Anderes als sexuelle Belästigung. Ein Flirt ist gegenseitig und auf Augenhöhe. Die sexuelle Belästigung ist einseitig von oben nach unten. Doch sollte es tatsächlich diesen oder jenen Mann geben, dem es schwer fällt zu unterscheiden, habe ich einen einfachen Tipp: Stellen Sie sich die Situation mal umgekehrt vor. Dass zum Beispiel eine ältere Politikerin mit einem jungen Journalisten über Slipgrößen scherzt.“