24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.11.17 / Schlepper auf neuen Routen / Statt über Libyen drängen Immigranten über Tunesien nach Europa

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Schlepper auf neuen Routen
Statt über Libyen drängen Immigranten über Tunesien nach Europa
B. Bost

Vor einigen Wochen wäre in einer tunesischen Küstenstadt der Bürgermeister von aufgebrachten Demonstranten, fast allesamt Angehörige von Asylsuchern, beinahe gelyncht worden. Grund des Aufruhrs war das Sinken eines Flüchtlingsbootes, das mit einem Küstenboot der tunesischen Marine zusammengestoßen war.  40 Menschen starben. Es waren tunesische Asylsucher.

Nachdem die Warlords in Libyen sich gegen Barleistung zur Zusammenarbeit mit der EU/Italien verpflichtet haben und dort das Leck gestopft ist, kommen immer mehr Asylsucher über Tunesien nach Sizilien. So kamen im September mit 1400 Immigranten aus Tunesien mehr Asylsucher aus diesem Land in Italien an als im gesamten Jahr 2017, dabei gehen die Italiener noch von einer großen Dunkelziffer aus. 

Auf Lampedusa und Sizilien stranden fast jeden Tag illegale Immigranten aus Tunesien. Darunter könnten sich auch vermehrt IS-Rückkehrer aus Syrien und dem Irak befinden. Tunesien war das arabische Land mit der höchsten Ausreisequote zum Islamischen Staat in Syrien und dem Irak. 

Anders als bei der Libyenroute, die meistens von Schwarzafrikanern genutzt wurde, sitzen in den Asylsucherschiffen aus Tunesien bislang zumeist arbeitslose aber finanzkräftige junge Männer aus der Wiege des Arabischen Frühlings, wie der Unfall mit dem Marineschiff bewies. Einige von denen, die von der italienischen Polizei geschnappt wurden, waren in teuren Schnellbooten, die den Weg nach Italien in wenigen Stunden schaffen, unterwegs.

Die meisten Immigranten, so vermuten die italienischen Behörden, werden von legal fahrenden tunesischen Fischkuttern vor die italienische Küste gebracht, dort in schmale Boote gesetzt und vor den Stränden ausgesetzt. Dieser besondere Service hat natürlich seinen Preis. Viele vermuten, dass der finanzstarke, aber jetzt besiegte IS, seine Finger mit ihm Spiele hat. 

Anders auch als die Schwarzafrikaner, die sich oft wenige Kilometer bereits von der libyschen Küste entfernt in Schlauchbooten sitzend von europäischen einwanderungshelfern retten ließen, schaffen es die tunesischen Schiffe zumeist noch an die italienischen Küsten, wo die Insassen dann unregistriert verschwinden und zumeist in Deutschland wieder auftauchen zum Asylantrag. Anders als in Deutschland liefen sie in Italien Gefahr ohne Asylverfahren direkt wieder abgeschoben zu werden, weil dort Tunesien als sicheres Herkunftsland gilt.

Unter diesen Verschwundenen und Unregistrierten befinden sich, so italienischen Behörden, nicht nur tunesische IS-Rückkehrer, sondern auch gewöhnliche Straftäter und bereits einmal abgelehnte Asylbewerber, die zuvor unter großem bürokratischem Aufwand aus anderen Ländern Europas abgeschoben wurden. 

Auch in Spanien verdoppelte sich die Zahl der Neuankömmlinge in den vergangenen neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr von 5400 auf über 12300. Hier bilden die spanischen Exklaven in Afrika, Ceuta und Mellila, ein besonderes Einfallstor, das von Marokko nur noch halbherzig bewacht wird.

Auf die neuen Schlepperrouten haben sich die Einwanderungs-Hilfs-NGO bereits eingestellt: Die „Seefuchs“ der deutschen NGO „Sea-Eye“ hat sich ebenfalls Richtung Tunesien begeben und wartet jetzt an der libysch-tunesischen Seegrenze auf Kundschaft, die aufgenommen werden will.