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17.11.17 / Reizthema Bevölkerungsexplosion / Geburtenanstieg in Afrika erhöht Zuwanderungsdruck nach Europa – Gegenmaßnahmen an falscher Stelle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Reizthema Bevölkerungsexplosion
Geburtenanstieg in Afrika erhöht Zuwanderungsdruck nach Europa – Gegenmaßnahmen an falscher Stelle
Norman Hanert

Kirchen, Hilfsorganisationen und Parteien reden im Zusammenhang mit der Massenzuwanderung nach Deutschland regelmäßig von der Notwendigkeit, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Genannt wird in diesem Zusam­menhang immer öfter der sogenannte Klimawandel als ein Fluchtgrund, ein anderer wichtiger Faktor ist bislang aber immer noch ein Tabu.

Erst vor Kurzem musste sich die Bundesregierung harsche Kritik von Welthungerhilfe und Terre des Hommes anhören. Beide Hilfs­organisationen bemängelten, Deutschland würde sich bei der Entwicklungshilfe zu stark um Schwellenländer kümmern, anstatt sich auf besonders arme Länder zu konzentrieren. 

Tatsächlich fließen zur Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzzielen bisher erhebliche Entwicklungshilfemittel von Deutschland nach Indien, Südafrika, Brasilien. Deshalb ist schon seit einiger Zeit ein Nachjustieren der deutschen Entwick­lungshilfepolitik zu beobachten.

Bereits im Juni hat Kanzlerin Merkel zu einem Afrika-Gipfel nach Bonn geladen. Reformorientierten Musterstaaten auf dem afrikanischen Kontinent wurden bei dem Treffen 300 Mil­lionen Euro zugesagt. Als Kriterien für die Vergabe werden die Achtung von Menschenrechten, Reformbereitschaft, Rechtssicherheit und Korruptionsbekämpfung genannt. 

Kritiker wie der Schriftsteller Hans Christoph Buch sehen den Plan skeptisch. Aus seiner Sicht lässt sich in Afrika kaum ein „nicht korruptes, verantwortungsvoll regiertes Land“ finden. Der Autor warnt: „Wir alimentieren Regimes, vor denen gerade die Leute weglaufen. Die fliehen, weil sie keine Chance haben in Staaten, die von einer Ethnie oder Partei zu einem Selbstbedienungsladen gemacht worden sind.“

Tatsächlich gibt es mittlerweile einige Kritiker, die warnen, dass die bisherige Form von Entwick­lungshilfe verkrustete Strukturen aufrechterhält und Korruption vielerorts erst noch befeuert. 

Besonders drastisch ist das Urteil, das die afrikanische Ökonomin Dambisa Moyo vor einigen Jahren gefällt hat. Laut Moyo wurden im Rahmen von Entwick­lungshilfe im Zeitraum der letzten 50 Jahre über eine Billion Dollar an Hilfsleistungen nach Afrika überwiesen. „Doch geht es den Afrikanern durch die mehr als eine Billion Dollar, die in den letzten Jahrzehnten gezahlt wurden, tatsächlich besser?“, fragt Moyo. Auf der Basis dieser Einschätzung plädiert die Entwicklungshilfe-Kritikerin für einen schrittweisen Ausstieg aus dem bisherigen System von Entwicklungsgeldern. 

Inzwischen liegen auch Untersuchungen vor, wonach Entwick­lungshilfe Migration mittelfristig sogar zunehmen lässt. So erklärte Thomas Bauer, der Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) im März dieses Jahres: „Die Ärmsten der Armen werden nicht wandern. Sie können sich das nicht leisten und haben nicht die nötigen Netzwerke und Informationen für eine solche Entscheidung.“ 

Aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers ist damit zu rechnen, dass sich mit steigendem Bildungsstand und besseren Einkommen zunächst sogar mehr Menschen auf den Weg machen werden. Der Experte hält es trotzdem für richtig, armen Ländern bei ihrer Entwicklung zu helfen. Langfristig sei mit der Angleichung der Verhältnisse und damit zu rechnen, dass sich weniger Menschen für eine Migration entscheiden, so der Professor für Wirtschaftswissenschaft. 

Dieses Phänomen wird in der sozialwissenschaftlichen Forschung als „migration hump“ bezeichnet und ist empirisch nachgewiesen. Im speziellen Fall von Afrika sind allerdings Zweifel angebracht, ob es auch dort zu einem Abebben der Migration durch eine Verbesserung der Lebensverhältnisse kommt. 

Prognostiziert wird, dass sich bis 2050 die Zahl der Afrikaner von heute rund einer Milliarde auf zwei Milliarden verdoppelt. Entsprechend hoch muss das Wirtschaftswachstum Afrikas ausfallen, um überhaupt den bereits erreichten Stand beim Pro-Kopf-Einkommen halten zu können.

Europa wird die Folgen dieser Entwicklung nicht nur über weiter steigenden Zuwanderungsdruck an seinen Grenzen zu spüren bekommen. Die Ölproduzen­tenorganisation OPEC rechnet damit, dass das Wachsen der Weltbevölkerung auf 9,8 Milliarden Menschen bis 2040 den Energieverbrauch um ein Drittel steigen lassen wird. 

Bemerkenswert ist, dass in der öffentlichen Diskussion das Thema Eindämmung der Bevölkerungsexplosion etwa auf dem afrikanischen Kontinent bislang ein weitgehendes Tabu ist. Vorgebracht werden stattdessen immer öfter Appelle an die Bewohner der Industriegesellschaften wie zum Beispiel diese: „Wir müssen unseren eigenen ökologischen Fußabdruck verkleinern.“ 

Europäer und Nordamerikaner sehen sich mittlerweile sogar mit Forderungen konfrontiert, aus Rücksicht auf Klimaschutz und Ressourcenverbrauch gänzlich auf eigene Kinder zu verzichten. So rechneten Seth Wynes und Kimberly Nicholas in der Publikation „Environmental Research Letters“ vor: „Eine US-amerikanische Familie, die auf ein Kind verzichtet, spart genauso viel Emissionen ein wie 684 Teenager, die für den Rest ihres Lebens strikt recyceln.“