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17.11.17 / Pech am Kilimandscharo / Abgestürztes Drama – ARD-Film scheitert an Afrikas höchstem Berg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Pech am Kilimandscharo
Abgestürztes Drama – ARD-Film scheitert an Afrikas höchstem Berg
Anne Martin

Es gibt Drehbuch-Rezepte, die scheinen eine gute Quote zu garantieren. Etwa so: Man nehme eine exotische Ku­lisse, eine Gruppe von Menschen mit Problemen und schicke sie auf den dornenreichen Weg zum gemeinsamen Ziel. Pech nur, wenn die Versatzstücke so klischeehaft und unglaubwürdig montiert sind, dass der Zuschauer überdeutlich die Absicht merkt.

So gesehen gerät „Kilimandscharo – Reise ins Leben“ (17. No­vember, Das Erste, 20.15 Uhr) fast zum Ärgernis. Da ist der Ex-Leistungssportler Tom (Kostja Ullmann), der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und nun beweisen will, dass er auch als Behinderter jedes Ziel erreichen kann. Ein ehrenwerter Vorsatz, aber muss es der 5895 Meter hohe Vulkankegel in Tansania sein, in dessen Gipfelzone selbst trainierten Marathonläufern die Luft wegbleibt? 

Dann wäre da noch die Ärztin Anna (Anna Maria Mühe), die sich von der Pilgertour eine Entscheidungshilfe für ihre anstehende Operation erhofft. Bleiben noch Vater und Tochter (Simon Schwarz, Caroline Hartig), deren Beziehung schwer gestört ist, seit der Papa im Freundeskreis der Tochter wilderte. Nicht einmal der Bergführer darf unbekümmert voranschreiten – der kämpft mit einem unbewältigten Trauma.

Und so stolpert die bunte Truppe von Konflikt zu Konflikt, trifft unterwegs Affen und höhenkranke Bergwanderer, die von den einheimischen Trägern zum Basislager zurückgeschleppt werden. Um die notwendige Prise Drama unterzurühren, hängt ausgerechnet die Jüngste unvermittelt an einer Klippe. Und für die Dosis Komik soll wohl eine Szene sorgen, in der Tom seine indignierte Mitwanderin Anna um Hilfe beim Wasserlassen bittet. 

„Gemeinsam sind wir stark!“ Dieses Motto wird Szene für Szene durchbuchstabiert, und damit auch der Letzte versteht, welch ungeheuren Edelmut der Pilgerweg zum Gipfel hervorbringt, wird das Leitmotiv noch musikalisch verstärkt. „Ich werde immer versuchen, mein Bestes zu geben, für unsere Freundschaft, für unser Leben“, singt der deutsche Liedermacher Enno Bunger im Hintergrund. Selbst der einheimische Träger, der mit einer geschulten deutschen Synchronstimme spricht, hat seinen Part in diesem Gutmenschen-Kanon. Als Dank für eine Reparatur werden die Kosten für ein Ingenieurs-Studium übernommen. Soweit, so dick aufgetragen.

Tatsächlich ist die Besteigung des Kilimandscharo ein Sehnsuchtsziel für Tausende. Selbst Menschen über 50 werden von Reiseveranstaltern animiert, dort hinaufzugehen. Und es gibt auch ein reales Vorbild für den versehrten Tom: 2016 rollte und kroch der bein­amputierte Brite Aaron Phipps mit seinem Rollstuhl hinauf. 

Soweit die Realität. Aber daran mochte sich dieser durchsichtig auf Emotionen zielende Rührschinken dann doch nicht halten. Gedreht wurde rund um Kapstadt in Südafrika. Den schneebedeck­ten Gipfel des Kilimandscharo in Tansania sahen die Schauspieler – wie andere Touristen auch – nur aus der Ferne.