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17.11.17 / Der Freiheits- und Volksheld von Tirol / Andreas Hofer bezahlte seinen Widerstand gegen Napoleon und dessen bayerischen Verbündeten mit dem Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Der Freiheits- und Volksheld von Tirol
Andreas Hofer bezahlte seinen Widerstand gegen Napoleon und dessen bayerischen Verbündeten mit dem Leben
Reinhard Olt

Die Tiroler verehren ihn. Andreas Hofer gilt ihnen als Volksheld gemeinhin. Selbst in der Südtirol benachbarten Provincia Autonoma di Trento (Autonomen Provinz Trient) genießt Hofer gewissermaßen als „Urvater der Autonomie des Trentino“ Verehrung. Sein Name ist vor allem mit dem Volksaufstand gegen die napoleonisch-bajuwarischen Usurpatoren verbunden. 

In die Wiege war ihm dies nicht gelegt worden. Andreas Nikolaus Hofer, vulgo Hofer Andrä, wurde am 22. November 1767 als jüngstes von sechs Kindern am Sandhof im Passeiertal geboren. Die Mutter starb 1770, woraufhin der Vater neuerlich heiratete. Als auch er 1774 starb, erbte Andreas, der einzige Sohn, Hof und Wirtshaus. Von seinem 20. Lebensjahr an war Andreas nun „der Sandwirt“, bei dem Wanderhändler ebenso einkehrten wie Fuhrleute, die von Norden nach Süden und umgekehrt unterwegs waren und in seinem Stall Zugochsen und Rösser unterstellten. Der Weg von Sterzing über den Jaufenpass durch das Passeiertal nach Meran galt damals als wichtige Teilstrecke auf der für den transalpinen Handel bedeutenden Brennerroute. 

Mehr noch denn als Bauer und Wirt betätigte sich Hofer als Händler. Meist bezog er Vieh aus dem ungarischen Reichsteil. Auf dem Rückweg durchs Inntal nahm er aus der Saline Hall Salz mit. Sodann handelte er mit Pferden, Ochsen, Kleinvieh, Wein und Branntwein. Diese Geschäfte betrieb er vor allem mit den „Walschen“, wie Italiener bisweilen heute noch genannt werden, den Bewohnern des trientinischen Teils des Habsburgerkronlands Tirol. Dabei kam ihm zugute, dass er sich nach dem Volksschulbesuch – Kaiser Josef II. hatte 1774 in allen Erblanden die Schulpflicht eingeführt – in ebenjenem benachbarten Welschtirol als Knecht und Dienstbote verdingt und sich das dort gängige italienische Idiom angeeignet hatte.

Öfter unterwegs denn daheim, war Hofer über die Lage im von Napoleon bedrängten Habsburgerreich sowie über die Stimmung in seiner von dessen bayerischem Verbündeten unmittelbar bedrohten Heimat bestens im Bilde. Erstmals kämpfte er als Korporal in einer Meraner Schützenkompanie 1796 gegen französische Truppen, die von Oberitalien aus gen Tirol vorrückten. Danach stellte seine heimatliche Talschaft eine eigene Kompanie auf, in welcher der Sandwirt als „Oberleutnant vom Schießstand Passeier“ fungierte. 1797 führte er als Hauptmann eine Landsturmkompanie nach Meran, rückte gegen das oberhalb von Bozen gelegene Jenesien vor und nahm an Gefechten teil, welche die Franzosen zum Ausweichen nach Brixen zwangen.

Nach dem Frieden von Pressburg, der 1805 den dritten Koalitionskrieg beendete, gehörte Tirol zu Bayern. Die wirtschaftliche Lage spitzte sich zu, was besonders Händler und Wirte zu spüren bekamen. Zusammen mit seinen bedeutendsten Mitstreitern – Josef Speckbacher, seine „rechte Hand“, sowie Peter Mair, „Wirt an der Mahr“ – schmiedete Hofer Aufstandspläne und weihte vertraute Geschäftspartner im ganzen Land ein. Im Passeiertal, im Vinschgau, im Etschtal sowie am Nonsberg und am Sulzberg verschafften sie sich Bundesgenossen. 

Vor dem Hintergrund des fünften Koalitionskrieges im Jahre 1809 setzte ein einfacher Haufen Bauern Anfang April 1809 auf Hofers Appell hin zwei bayerische Kompanien in Sterzing fest. Auch in Welschtirol fanden seine Aufrufe Anklang: Aufständische, unter ihnen Passeirer Schützen, eroberten Trient, woraufhin die Franzosen bis zur südlichen Landesgrenze zurück­weichen muss­ten.

Nach Scharmützeln Deutsch- und Welschtiroler Schützen Anfang Mai 1809 gegen französische Einheiten im Etschtal kam es zur Monatsmitte zu ersten Gefechten am Bergisel. Unmittelbar davor hatte Hofer ein Aufgebot von 5000 gut bewaffneten Schützen gen Norden geführt. Dessen erstes Aufeinandertreffen mit bayerischen Verbänden endete mit einem Sieg der Tiroler. Ein weiteres Gefecht am 29. Mai brachte keine Entscheidung; gleichwohl zogen die Bayern ins Unterinntal ab.

Mitte Juli 1809 wurde Hofer, Kommandant der Wehrverbände des südlichen Tirol, zum Oberkommandanten des ganzen Landes ernannt. Am 13. August kam es zur dritten Bergisel-Schlacht, die wegen Erschöpfung und Munitionsmangel auf beiden Seiten ohne Entscheidung endete. Dennoch feierten die Tiroler ihren „Sieg“. Zwei Tage danach übernahm der Sandwirt im Namen des Kaisers die Regierung in Tirol und zog als „Landesregent“ in die Innsbrucker Hofburg ein. Seine Landsleute akzeptierten ihn als einen der Ihren und ordneten sich ihm unter.

Doch Wien ließ ihn im Stich, wie Hofer und seine Getreuen es empfanden. Unmittelbar nach dem am 14. Oktober 1809 geschlossenen Frieden von Schönbrunn, der den fünften Koalitionskrieg beendete, verließ „Landesregent Hofer“ die Hofburg und war entschlossen, sich zu unterwerfen. Doch er ließ sich umstimmen und rief seine Tiroler neuerlich zu den Waffen. Das letzte Gefecht am Bergisel endete am 1. November mit der völligen Niederlage. Hofer musste sich daraufhin verborgen halten, da auf seinen Kopf ein beträchtliches Lösegeld ausgesetzt war. Verraten von einem Landsmann wurde er am 28. Januar 1810 verhaftet und nach Mantua überstellt. Dort wurde er am 20. Februar 1810 füsiliert. 

Die Fama besagt, Hofer habe nach zwölf Schüssen des aus sechs Soldaten bestehenden Exekutionskommandos noch ausgerufen „Ach, wie schießt ihr schlecht!“, wo­raufhin ihn dessen befehligender Offizier mittels Kopfschusses vom Leben in den Tod befördert habe. Julius Mosen nahm die Sentenz in die abschließende sechste Strophe seines 1831 verfassten Gedichts „Zu Mantua in Banden“ auf, das Leopold Knebelsberger 1844 vertonte und seit 1948 als „Andreas-Hofer-Lied“ die gesetzlich fixierte Tiroler Landeshymne ist. 

1823 bargen fünf österreichische Kaiserjägeroffiziere unter Führung des Freiburgers Georg Hauger im damals österreichischen Mantua insgeheim Andreas Hofers Gebeine und verbrachten sie nach Innsbruck, wo sie seitdem in der Hofkirche ruhen. Markante Denkmäler in allen Teilen des alten Tirol zeugen von seinem Ruhm. Und Landesfeiern, die im Abstand von jeweils 25 Jahren in Erinnerung an 1809 begangen werden, tragen Volksfestcharakter.