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24.11.17 / Cherchez la femme / Simbabwes Präsident Robert Mugabe scheiterte an dem Versuch, seine Frau zu seinem Nachfolger zu machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-17 vom 24. November 2017

Cherchez la femme
Simbabwes Präsident Robert Mugabe scheiterte an dem Versuch, seine Frau zu seinem Nachfolger zu machen
Florian Stumfall

So hatte sich der 93-jährige simbabwische Präsident Robert Mugabe, der seit 1980 an der Macht war, sein Ende sicherlich nicht vorgestellt. Er, der wiederholt verkündet hatte, er werde im Präsidentenpalast sterben, wurde Opfer der Offiziere, die ihn jahrzehntelang gestützt hatten. Der Tyrann scheiterte schlussendlich an der Frage seiner Nachfolge, konkret an seiner Frau.

Das Militär, der bisherige Garant des Systems, hat geputscht um sicherzustellen, dass er auch weiterhin dessen Nutznießer ist. Im Zuge der wirtschaftlichen Zerstörung des Landes, das als Rhodesien ein blühender Garten und Exportland für verschiedene, vor allem landwirtschaftliche Güter war, gab es eine Menge Vermögenswerte zu verteilen. Vormals Weißen gehörende Farmen wurden an Parteigänger Mugabes und vor allem an Militärs vergeben. Da diese keine Landwirtschaft betrieben, verjagten sie die schwarzen Landarbeiter, die dem Elend anheimfielen. Das war allerdings nur ein Teil der Zuwendungen. Die hohen Militärs wurden außer mit allen möglichen Privilegien ebenso mit Minenrechten bedacht, zeitweise sogar im benachbarten Katanga, das zum Kongo gehört.

Diese  Symbiose zwischen Mugabe und dem Militär drohte jedoch der hinfällig geworden Greis zu gefährden, indem er seine habgierige, machtversessene und 40 Jahre jüngere Ehefrau Grace als seine Nachfolgerin ins Gespräch brachte. Diese Nachfolgeregelung erschien den Generälen als Gefahr. Sie glauben nämlich nicht, dass sich mit ihr als Präsidentin das Arrangement fortführen lässt, denn sie hat ihre eigenen Protegés, die sie gegebenenfalls bedenken muss.

Ebendieser Personenkreis, die sogenannte Generation 40 (G40), ist es denn auch, der nun von den Generälen vorsorglich kaltgestellt worden ist. Dabei entbehrt der von den Militärs gegen sie erhobene Vorwurf der Korruption nicht einer gewissen Komik, denn es ist die Absicht der Militärs, das nähere Umfeld der Präsidentengattin daran zu hindern, die Pfründe zu übernehmen, welche die Generäle innehaben. Sehr bald und unabweislich steht nun die Frage an, wer statt seiner Frau Präsident Mugabe beerben soll.

Mugabe hat sein System mit einer letzten Anstrengung überdehnt. Nicht, dass er an Kraft verlor, wurde ihm zum Verhängnis, sondern dass er sie noch einmal hatte zeigen wollen. Seit einiger Zeit hatte sich ein Machtkampf zwischen Grace Mugabe und dem General Emmerson Mnangagwa entwickelt. Dazu kam, dass sich der oberste Militär, General Constantino Chiwenga, ebenfalls gegen die First Lady positionierte. Der Präsident entschloss sich daraufhin, Mnangagwa zu entlassen. Das war sein entscheidender Fehler.

Beide Generäle waren Mugabes alte Kameraden in der politischen und militärischen Gruppierung Zimbabwe African National Union (ZANU, Afrikanische Nationalunion von Simbabwe) aus der Zeit des Buschkrieges gegen die Regierung Smith, als das Land noch Rhodesien hieß. Die Partei ZANU war eine Formation des Volkes der Shona, ein Volk im südlichen Afrika, dem neben neun bis elf Millionen anderen auch Mugabe angehört. Mit der ZANU in der „Patriotischen Front“ verbündet war ursprünglich die Zimbabwe African Peoples Union (ZAPU, Afrikanische Volksunion von Simbabwe), die Partei der Matabele, ein aus einer Abspaltung der Zulu hervorgegangenes Bantu-Volk im heutigen Simbabwe. Kaum aber hatte der damalige britische Außenminister Lord Peter Carrington die Macht an Mugabe übergeben, drängte dieser seinen alten Gefährten Josua Nkomo, den Chef der ZAPU, beiseite und begann an den Matabele einen Völkermord, der rund 40000 Menschen das Leben kostete.

Dennoch galt der bekennende Sozialist noch viele Jahre als Lichtgestalt. Der damalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker nannte ihn einen „klugen, besonnenen Politiker“, Helmut Schmidt, einst Bundeskanzler, sah in ihm eine „Hoffnung für Afrika, ja vielleicht für die ganze Welt“, und der Papst ließ sich mit ihm ablichten, vertraut und Hand in Hand. Vom Völkermord war nie die Rede, auch nicht davon, dass Rhodesien als Simbabwe von einem der reichsten Länder zum Armenhaus wurde, ohne dass einer seiner Bewohner dafür die versprochenen politischen Rechte erlangt hätte.

In Südafrika ging damals eine Rede um, welche die Lage das Nachbarn skizzenhaft beschrieb: „Früher“, so sagte man, „fuhren die Leute nach Rhodesien, um die Ruinen von Simbabwe zu sehen, heute kommen sie nach Simbabwe und sehen die Ruinen von Rhodesien.“

Die schmerzvolle und unselige Ära des Robert Mugabe ist also zu Ende. Allerdings befindet sich unter denen, die sein Erbe aufteilen dürften, niemand, von dem eine Besserung der Verhältnisse zu erwarten wäre. Nicht nur, dass niemand die Kraft dazu aufbringen könnte, es ist auch nicht zu erkennen, dass irgendjemand den Willen dazu hätte, nicht eine Witwe Grace und nicht die Generäle.