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24.11.17 / Stillstand auf der Baustelle / In Deutschland fehlen hunderttausende Wohnungen – Schuld ist auch eine Flut staatlicherVerordnungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-17 vom 24. November 2017

Stillstand auf der Baustelle
In Deutschland fehlen hunderttausende Wohnungen – Schuld ist auch eine Flut staatlicherVerordnungen
Frank Horns

Der soziale Frieden ist in Gefahr, wenn das eigene Zuhause für immer mehr Menschen zum unerschwinglichen Luxus wird. Bis 2020 müssten jährlich 400000 neue Wohnungen errichtet werden, um den Mangel zu mindern. Doch vor allem staatliche Regeln und Vorschriften führen dazu, dass viel weniger gebaut werden.

 So kann man sich irren: „Deutschland ist gebaut“, verkündete der Düsseldorfer Architekturprofessor Bernhard Franken (52) im Januar 2011 auf einem Architektentreffen in Wiesbaden. Er empfahl den darbenden Berufskollegen sich im Ausland zu engagieren: Zum Beispiel beim „privaten Häuslebauer, der sich an der Cote d’Azur den Traum von der Ferienimmobilie verwirklicht“. 

Franken war längst nicht der einzige Bauexperte mit Mauerwerk im Kopf statt unverbautem Weitblick. Auch andere gingen davon aus, dass es in den Städten auf absehbare Zeit allenfalls hier und da noch mal ein neues Wohnhaus oder Bürogebäude bräuchte, dass Architekten, Bauingenieure, Maurer und Co. ansonsten ein beschauliches Leben führen würden. Heute, sechseinhalb Jahre später, scheint halb Deutschland in eine Baustelle verwandelt zu sein. Bagger, Kräne und Baugerüste prägen die Stadtbilder. Die Branche boomt und bricht alle Rekorde. Allein 2016 wurden 278000 neue Wohnungen errichtet. 

Aber genau da liegt das Problem: Nötig wären, so fordern es praktisch alle Bedarfsstudien, mindestens 100000 mehr gewesen. In Deutschland herrscht Wohnungsmangel. 350000 bis 400000 Wohnungen braucht es auf absehbare Zeit jährlich, um ihn zu mindern, denn die Folgen sind gravierend. Ein Dach über dem Kopf, vier Wände, die Schutz, Wärme, Raum und einen Rückzugsort bieten, sind für 860000 Menschen in Deutschland derzeit nicht drin. Mit dieser Zahl schreckte gerade die Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe (BAG W) die Öffentlichkeit auf. Sie geht allein von 440000 wohnungssuchenden Zuwanderern aus. Derzeit würden sie meist noch in den Gemeinschaftsunterkünften geduldet. Hinzu kämen noch einmal 420000 obdachlose Menschen. Insgesamt sei die Zahl der Wohnungslosen seit 2014 damit um 150 Prozent gestiegen. Im nächsten Jahr, so die Prognose, könnten sogar 1,2 Millionen ohne eigene Bleibe dastehen.

Ob neben Wohnungsmangel nicht auch persönliche Probleme wie Spielsucht, Alkoholismus oder schwere Schicksalsschläge zum trostlosen Leben auf der Straße führen, sei dahingestellt. In einem Land, in dem Sozialwohnungen Seltenheitswert haben, wird es für die Ärmsten der Armen umso schwerer, eine zu ergattern. Probleme, einen Mietvertrag zu bekommen, haben aber längst auch andere. „Der Wohnungsmangel erreicht die Mittelschicht“, berichtete jüngst die „Tagesschau“. Zu Wort kam Axel Gedaschko, Präsident des Wohnungswirtschaftsverbandes GdW: „Wir haben mittlerweile eine Situation in Deutschland erreicht, wo der Durchschnittsverdiener nicht mehr in der Lage ist, eine Neubauwohnung zu beziehen.“ Das gilt nicht nur für einige besonders angesagte Metropolen wie München oder Frankfurt. In insgesamt 138 Städten und Kreisen liege die Nachfrage drastisch über dem bestehenden Angebot, stellten die Schweizer Wirtschaftsforscher von Prognos in einer Studie für den Städtebautag 2017 fest. 

Zwei Jahre zuvor, beim Wohnungsbautag 2015, belegte eine andere Studie am Beispiel eines Mehrfamilienhauses mit zwölf Wohneinheiten, warum die Bauwirtschaft nicht klotzt, sondern kleckert. Titel der Studie: „Kostentreiber für den Wohnungsbau“. Um 40 Prozent teurer war es im Vergleich zum Jahr 2000 geworden, die Immobilie hochzuziehen. Die Gründe: „Der Anstieg der Bauwerkskosten ist im wesentlichen auf verschärfte ordnungsrechtliche Anforderungen in Bezug auf Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand- und Schallschutz … zurück-zuführen.“ Aktuell sorgt gerade die geplante Mantelverordnung für die Entsorgung von Bauabfällen in der Branche für Kopfschütteln. Das 300-seitige Regelwerk über den Umgang mit Schutt und Bodenaushub sei viel zu bürokratisch, verklausuliert und nicht mehr nachvollziehbar, erklärt Michael Knipper, Geschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Bauen wird länger dauern und teurer werden“, sagt Knipper voraus. Entstanden ist ein bürokratisches Monstrum, das unter Umständen dazu führt, dass bei Neubauten kaum noch Kellerräume eingeplant werden. 

Wenn es darum geht, seinen Bürgern ein gemütliches Daheim zu verschaffen, agiert der Staat mit geradezu steinerner Kälte. Für 56 Prozent der Deutschen steht nicht zuletzt deswegen fest, dass sie sich niemals ein eigenes Haus werden leisten können. Das ergab eine Studie der Ing-DiBa. Im Auftrag der Frankfurter Direktbank befragte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos 1000 Bürger in 13 Ländern Europas. Den Traum von Eigenheim haben nur in England ähnlich viele Menschen abgeschrieben. In Rumänien sind dagegen nur 31 Prozent ähnlich pessimistisch. 

Für Experten steht fest, dass es in Deutschland unter anderem die Grunderwerbsteuer ist, die den Kauf von Wohneigentum trotz niedriger Zinsen für viele unerschwinglich werden lässt. Auf 6,5 Prozent haben sie einige Bundesländer erhöht. Zusammen mit den Ausgaben für Notar und Makler kommen so schnell 50000 Euro allein an Nebenkosten beim Kauf eines Einfamilienhauses zusammen.

Bleibt also das Wohnen zur Miete, und hier sorgen, so der Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen, seit 2009 rund 2,5 Millionen Immigranten für erdrückende Konkurrenz. Der Staat hat besonders viele von ihnen während der Asylflut 2015 ins Land gelassen. Humantäre Gründe hätten  ihn erklärtermaßen dazu bewogen. Sie wären auch ein gutes Fundament, den eigenen Bürgern vier Wände und ein Dach über den Kopf zu verschaffen.