Gouda-Western? Oder Oranje-Western? Wie nennt man das, wenn die Holländer sich daran versuchen, Amerikas Wilden Westen auf die Leinwand zu bannen? So wie es die Italiener mit ihren Spaghetti-Western taten oder die Deutschen mit Winnetou, wofür sich wohl aus Respekt vor Karl May kein despektierlicher Begriff durchsetzen konnte.
Mit „Brimstone“, der am 30. November in den Kinos anläuft, hat der niederländische Regisseur Martin Koolhoven einen Western in der Manier seines US-Kollegen Quentin Tarantino geschaffen. Das gilt sowohl für die kunstvoll in anachronistischer Reihenfolge angeordneten Episoden wie für die brutalen Gewaltszenen.
Die von Dakota Fanning gespielte Liz sowie ihr Mann und ihre Kinder sehen sich der Gewalt eines aus einer calvinistischen holländischen Gemeinde stammenden sadistischen Priesters (Guy Pearce) ausgesetzt. Dass er der Vater von Liz ist und sie in inzestuöser Absicht verfolgt, wird häppchenweise preisgegeben. Anders geht es kaum, denn Liz kann sich wegen herausgeschnittener Zunge nur stumm verständigen.
Der Zuschauer muss sich daher auf vieles selbst einen Reim schaffen. Das ist ambitionierte Absicht in diesem finsteren Kunst-Western, was aber manchmal auf Kosten der Spannung geht. Gedreht wurde übrigens auch in der Lausitz bei Finsterwalde, wo an einem Tagebau-See eine Westernkulisse errichtet wurde. So viel Schützenhilfe tat dem Film zumindest optisch ganz gut.