25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.11.17 / Nebra und die Folgen / Das Museum mit der Himmelsscheibe – In Kürze folgt das Klima

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-17 vom 24. November 2017

Nebra und die Folgen
Das Museum mit der Himmelsscheibe – In Kürze folgt das Klima
D. Jestrzemski

Seit seiner Wiedereröffnung 2008 zählt das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu den wichtigsten archäologischen Museen Mitteleuropas. Unter den zahlreichen Exponaten von Weltrang kommt der berühmten Himmelsscheibe von Nebra eine herausragende Bedeutung zu. Nicht zuletzt beschert dieser Jahrhundertfund dem Museum einen riesigen Besucherandrang. 

Wer das denkmalgeschützte Museumsgebäude zum ersten Mal erblickt, assoziiert mit der ungewöhnlichen Fassade zwangsläufig die Porta Nigra in Trier. Tatsächlich erfolgte der Bau des ersten deutschen Museumsgebäudes für Vorgeschichte 1911 bis 1913 nach einem architektonischen Entwurf, der von der Porta Nigra in Trier inspiriert war. 

Das Museum verwahrt eine der ältesten und bedeutendsten archäologischen Sammlungen des Landes, Zeugnisse des reichen kulturellen Erbes Mitteldeutschlands. Nach dem Umbau und einer Generalsanierung des Gebäudes waren ab 2008 zunächst die Teilbereiche Steinzeit und Ältere Bronzezeit der neuen Dauerausstellung für die Besucher zugänglich. Mit modernen, aufwendigen Inszenierungen auserlesener Objekte sind Ausschnitte früherer Lebenswelten nachgestellt worden. 

2012 wurde auch der vierte Bereich mit Ausstellungen zur Mittleren und Jüngeren Bronzezeit sowie zur Älteren Eisenzeit eröffnet. Hier werden Einblicke in die prähistorische Salzgewinnung und die Anwendung der tierischen Zugkraft geboten, deren ökonomischer Nutzen sich in der großen Anzahl wertvoller Metallobjekte widerspiegelt. 

Prunkstück der Dauerausstellung ist die Himmelsscheibe von Nebra, welche die UNESCO 2013 in das Weltdokumentenerbe aufgenommen hat. Im Februar 2002 erhielt die Öffentlichkeit Kenntnis von dem rätselhaften Objekt, nachdem es in einem Basler Hotel polizeilich beschlagnahmt worden war. Es gehörte zu einem bronzezeitlichen Depotfund, den Raubgräber 1999 mit Metallsonden auf dem Mittelberg bei Ziegelroda (Sachsen-Anhalt) entdeckt und ausgegraben hatten.

Die Funde wechselten mehrfach den Besitzer, bevor sie sichergestellt werden konnten. Die Bronzescheibe mit einem Durchmesser von 32 Zentimetern hat goldene Applikationen von Vollmond, Halbmond und Sternen, darunter die Plejaden. Es handelt sich um die erste konkrete Darstellung des Sternenhimmels überhaupt und um einen Schlüsselfund der Vorgeschichte und der Astronomiegeschichte. Darin enthalten ist eine Schaltregel, die es erlaubt, das Sonnen- und das Mondjahr in Einklang zu bringen. Vermutlich wurde das Wissen aus Babylon importiert.

Die Himmelsscheibe von Nebra wurde um 1600 v. Chr. deponiert. Als Besitzer und Auftraggeber wird ein Fürst vermutet, der mit seinem Umfeld in ein Netz weitreichender Handelsbeziehungen eingebunden war. Als weitere Attraktion des Mu­seums wird am 30. November die neue Sonderausstellung „Klima-Gewalten – treibende Kraft der Evolution“ eröffnet. Sie beschäftigt sich mit Fragen zur Evolution vor dem Hintergrund extremer Klimaschwankungen.