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24.11.17 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Fallt gefälligst um! / Was die FDP jetzt schon wieder falsch gemacht hat, warum das alles so schrecklich ist, und wie man sich verheddern kann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-17 vom 24. November 2017

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Fallt gefälligst um! / Was die FDP jetzt schon wieder falsch gemacht hat, warum das alles so schrecklich ist, und wie man sich verheddern kann

Damit hatte ja nun wieder keiner gerechnet, oder höchstens sehr wenige. Das Aus für „Jamaika“ hat einen Schock ausgelöst. Dabei waren sich doch alle weltoffenen, toleranten Kreise einig, dass dieses Bündnis die besten aller Welten eröffnet hätte. Es war jene grün-linksbürgerliche Gesellschaft, welche in den Freitagabend-Talk­shows so gut gelaunt den Ton angibt, für die Schwarz-Gelb-Grün die Erfüllung ihrer politischen Träume werden sollte.

Die Grünen hätten die Richtung vorgegeben, die Freidemokraten nebenher ein bisschen fürs Geldverdienen gesorgt und großbürgerliches Flair mitgebracht, derweil die Unionisten den Ball so flach wie möglich halten und ansonsten dafür sorgen sollten, dass die konservativen Wähler still hinnehmen, dass sie rein gar nichts zu melden haben.

Christian Lindner wollte aber nicht. Der FDP-Chef sah die Geister seiner Vorgänger aufsteigen, die Merkel bis 2013 skalpiert hatte. Er ahnte, dass nach der nächsten Rasur durch die Kanzlerin bei der FDP nichts mehr nachwachsen würde. Also brachte er sich in Sicherheit. Die Suche nach dem Schuldigen dauerte nach dem Platzen der Verhandlungen nur Minuten: Lindner natürlich.

Die „Süddeutsche Zeitung“ ist entsetzt. Die Münchener sehen den halben Planeten ins Verderben taumeln: „Die Krise in Berlin gerät zur Krise des Westens“, alarmiert uns das linke Blatt voller Besorgnis.

„Kompromissfähigkeit, Selbstkritik und vor allem (!) historische Selbstreflexion“ hätten „Deutschland stark gemacht“. Das ist jetzt alles in Gefahr, lesen wir daraus: Die „historische Selbstreflexion“, also unser allzeit bereites, täglich abrufbares Schuldeingeständnis, beflügelt unsere Zahlungsbereitschaft und hat uns animiert, wie kein Land der Welt so unkontrolliert Menschen über unsere Grenzen zu lassen und sogar vielhunderttausendfach hierzubehalten, selbst wenn sie nach Recht und Gesetz das Land längst verlassen müssten.

Ja, Deutschland leuchtet strahlend hell, hell wie ein Komet, der seine ganze Substanz für einen kurzen, strahlenden Moment ins Weltall entlässt, worauf alle verzückt „Aaah!“ und Oooh!“ rufen, bevor der Himmelskörper kurz danach verglimmt.

Durch weitere Massenzuwanderung und noch mehr Zahlungen an unsere Partner in der EU sollte das Verglimmen eigentlich in unverminderter Schönheit weitergehen, so war’s geplant. Nach diesem Desaster jedoch könnten Hindernisse auftreten. 

Der französische Präsident Macron könne seine Reformversprechen nicht einlösen, wenn er in Deutschland dafür keinen Halt finde, warnt die „Süddeutsche“. Soll heißen: Wenn Macron nicht sehr schnell weitere Milliarden Euro von den deutschen Steuerzahlern erhält, müssten die Franzosen für die Kosten ihrer Politik (und Versäumnisse) selbst aufkom-men – entsetzlich.

Dabei rennt die Zeit: Macron laufen bereits die Leute weg, seine Retorten-Partei zeigt Auflösungserscheinungen. Das Geld aus Deutschland müsste dringend fließen, und Merkel hatte sich solcher „Solidarität“ gegenüber ja schon sehr offen gezeigt. Nach dem „Jamaika“-Fiasko liegt jedoch erst einmal alles auf Eis.

Die Freidemokraten ahnen vermutlich noch nicht einmal, was sie alles angerichtet haben. Auch die „Taz“ ist verwirrt: „Die FDP ist dabei, jene Kompromissbereitschaft einzubüßen, über die sie früher im Übermaß verfügte“, trauert das linksalternative Medium. Ach, war das doch schön mit der alten „Umfaller-Partei“, die man verspotten, verachten und mit Dreck bewerfen konnte. Und jetzt machen die nicht mehr mit? Damit verlassen sie den Konsens, was die „Taz“ mit finsterem Fluch ahndet, wenn sie über das Verhalten von FDP-Chef Lindner raunt: „Wer da vage an Trump denkt, liegt nicht falsch.“

Was die FDP da vorantreibe, das sei die „Reideologisierung der Politik“, faucht die „taz“. Was sie damit meint? Als „Ideologie“ brandmarkt man in Deutschland seit jeher das Abseitige, die Positionen, die dem gutem Geschmack der Tonangeber zuwiderlaufen. Heute ist alles „Ideologie“, was nicht der „Politischen Korrektheit“ gehorcht. Politisch korrekt sein ist allerdings gar nicht so einfach, selbst die Bestmeinenden können sich da ganz schön verheddern.

Der Wutanfall des Modezaren Karl Lagerfeld hat einige Gutmenschen in ein ziemliches Chaos gestürzt: „Man kann nicht, selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, Millionen Juden töten, um danach Millionen ihrer schlimmsten Feinde kommen zu lassen“, schimpfte der Maître auf Merkels Willkommenskultur.

RTL war entsetzt, Lagerfeld habe es „gewagt, Merkel anzugreifen“! Und dann noch im Felde von Multikulti. Daraufhin sinniert der RTL-Journalist im Magazin „Exclusiv“: „Warum sagt er das? Tatsächlich ist das Unternehmen Chanel, für das er arbeitet, fest in jüdischer Hand. Eigentümer ist die Familie Wertheimer.“

Lagerfeld als willfährige Marionette des „jüdischen Kapitals“? In solch klassischer Version sind uns antisemtische Klischees schon lange nicht mehr geboten worden. Das löste begreiflicherweise heftigen Widerstand aus.

RTL saß nun tief in der Tinte: Man wollte sich doch vor die muslimischen Zuwanderer stellen, und landet nun in diesem Dreck. Sehr schmerzhaft, wenn die „Politische Korrektheit“ unter ihren eigenen Widersprüchen zusammenkracht.

Aber es geht noch tragischer: Wie wir vergangene Woche berichteten, hat Sabine Rau vom ARD-Studio Paris zur Eröffnung der Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf die längst widerlegte Legende wiederbelebt, Deutschland habe den Ersten Weltkrieg „angezettelt“ und Frankreich „überfallen“.

Der Publizist Michael Klonovsky hatte sie dafür kritisiert, was einen seiner Leser dazu anregte, der Frau zu schreiben. Klonovsky macht die Antwort aus Paris öffentlich. Darin erläutert Rau, zwar habe der Krieg ohne Deutschland mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien bereits am 28. Juli 1914 begonnen. Doch erst mit dem Eintritt des Reichs am 1. August sei der „Regionalkonflikt“ zum Weltkrieg eskaliert.  Damit sei, so wörtlich in Raus Antwort, der „Erste Weltkrieg als solcher begonnen und ,angezettelt‘ (worden). Kein ernstzunehmender Historiker bezweifelt oder bestreitet diese Folge.“

Ach du grüne Neune! Die arme Frau meint es ja gut: Hauptsache, Deutschland ist schuld. So hat es zu sein. Doch wenn sie mit ihrem Maßstab nur 25 Jahre weitergeht, sollte sich Kollegin Rau auf einen Kontakt mit dem Verfassungsschutz gefasst machen. Am 1. September 1939 griff Deutschland den Nachbarn Polen an. Sabine Rau würde das wohl einen „Regionalkonflikt“ nennen, während der „Weltkrieg als solcher“ erst Tage später von London und Paris mit der Kriegserklärung an Berlin „begonnen und ,angezettelt‘“ worden sei: „Kein ernstzunehmender Historiker ...“ Richtig? Auweia!

Die ARD-Reporterin kann von Glück reden, dass die historischen Detailkenntnisse der allermeisten ihrer Zuschauer massiv zusammengeschrumpft sind. Die stellen keine gefährlichen Fragen. Die Übrigen schweigen aus Furcht, sie könnten selbst in Schwierigkeiten geraten, nachdem man ihnen die Worte dreimal im Mund umgedreht hat. Und die in solcher Weise kritisch befragten Staatsmedien würden keine Sekunde zögern, den kritischen Fragern diese Schwierigkeiten auch zu bereiten.

Es kommt eben nicht mehr darauf an zu wissen, was wirklich Sache ist. Man muss nur jederzeit aufsagen können, was man (zumal in der Öffentlichkeit) davon zu halten hat – moralisch gesehen, also von links. Alles andere ist „Ideologie“, wie die „Taz“ schimpfen würde.

Am Anfang des Siegeszuges der Linken in der alten Bundesrepublik waren es übrigens die herrschenden Rechten, die ihren linken Herausforderern unablässig den Vorwurf der „Ideologie“ um die Ohren hauten. Nun läuft das plötzlich umgekehrt.