24.04.2024

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01.12.17 / Hinter Beton verkriechen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Hinter Beton verkriechen
Vera Lengsfeld

Die „Winterwelt“ am Potsdamer Platz ist bereits eröffnet. Aber die politisch korrekte, kultursensible Neubezeichnung schützt die Betreiber auch nicht vor den horrenden Zusatzkosten für Sicherheitsmaßnahmen, die auf alle Veranstalter von Weihnachtsmärkten zukommen.

Das gab und gibt heftige Diskussionen, denn aus der Sicht der Markthändler sind sie nur für einen störungsfreien Ablauf auf dem Gelände zuständig, nicht für die Abwehr terroristischer Gefahren von außen. Das Land will die Kosten  abwälzen und sitzt dabei am längeren Hebel.

Also macht die Polizei die Vorgaben, die Veranstalter müssen zahlen. Mit 30000 bis 40000 Euro Mehrkosten rechnet Arnold Bergmann alleine für seine „Winterwelt“. Das Geld braucht er für sogenannte Schrammborde aus Beton und zusätzliches Sicherheitspersonal. Das wirkt sich auf die Preise aus.

Günstiger ist es für den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz, weil dort weniger Betonbarrieren erforderlich sind.  Solche Barrieren, der Berliner nennt sie Merkel-Poller, sind ein völlig neues Geschäftsfeld. Aus Mangel an lokalen        Anbietern müssen sie extra aus Süddeutschland angeliefert werden.

Auch der schöne Weihnachtsmarkt am Charlottenburger Schloss ist nicht mehr das, was er mal war. Die Polizei hat verfügt, „das unberechtigte Befahren mit Kfz auf dem Gelände zu verhindern“.  Doch der Veranstalter Tommy Erbe will keine Poller. Diese böten gegen Lastwagen keinen Schutz „und gegen Nagelbomben im Rucksack auch nicht“. Erbe weist darauf hin, dass der Sicherheitsdienst des Marktes zwar Taschen kontrollieren könne, aber keine Terroristen abwehren. Er argumentiert damit ähnlich wie vor zwei Jahren der Frankfurter Konzertveranstalter Marek Lieberberg: „Wir können uns nicht mit bloßen Händen oder Metall­detektoren gegen Kalaschnikows oder Bomben zur Wehr setzen.“

Was an der Diskussion um die Sicherheit der Weihnachtsmärkte deutlich wird, ist, dass die Zeit der Unbeschwertheit vorbei ist. Deutschland muss sich als Folge der verordneten Willkommenskultur hinter Beton verkriechen und tief in die Tasche greifen. Bei Fan- oder Silvester­meilen muss ein bis zu 13 Kilometer langer Bauzaun um den Tiergarten gezogen werden. 

Der ständige Auf- und Abbau kostet jedes Mal hunderttausende Euro. Fröhliche Adventszeit!