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01.12.17 / Kölner Bruchbuden / Desaster ohne Ende in der Rheinmetropole – Sanierungen von Museen und Oper ziehen sich in die Länge

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Kölner Bruchbuden
Desaster ohne Ende in der Rheinmetropole – Sanierungen von Museen und Oper ziehen sich in die Länge
Siegfried Schmidtke

Köln schmückt sich gern mit dem Titel „Kulturmetropole im Westen“. Tatsächlich gibt es zahlreiche Kultureinrichtungen, doch zurzeit werden viele davon provisorisch betrieben, sind oder werden für Monate oder gar Jahre geschlossen.

Belege der römischen Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA), als die Köln vor rund 2000 Jahren gegründet wurde, sind noch heute im Stadtgebiet zu sehen: Zum Beispiel ein Turm der römischen Stadtbefestigung, ein Stück der Wasserleitung, die frisches Trinkwasser aus der Eifel nach Köln beförderte, einzelne Sarkophage oder eine komplett erhaltene Grabanlage eines römischen Beamten am Ortsrand der heutigen Stadt.

1974 wurde das Römisch-Germanische Museum (RGM) eröffnet – in bester Lage neben Dom und Hauptbahnhof. Hier fanden die meisten archäologischen Fun­de aus den ersten fünf Jahrhunderten, die bei Ausgrabungen zu Tage gefördert wurden, ihren Platz. Prunkstück des Hauses ist das komplett erhaltene, etwa 70 Quadratmeter große „Dionysos-Mosaik“.

Rund 20 Millionen Besucher zählte das mittlerweile renovierungsbedürftige Haus bislang. Eine dreijährige Sanierungszeit ab 2018 war geplant und be­schlossen. Im Juni dieses Jahres schockierte die Stadtverwaltung jedoch die kulturinteressierte Öf­fentlichkeit mit der Hiobsbotschaft, dass die Sanierung des Museums wohl eher die doppelte Zeit beanspruchen werde – also mehr als sechs Jahre. Das Römisch-Germanische Museum bis 2023 geschlossen! Für Viele ein Unding. Dies wissend, sucht die Stadt nach einem Ersatzgebäude als Provisorium.

Weniger hart traf die „kölsche Seele“ die Schließung des Ostasiatischen Museums. Bis Ende September 2017 aber bleibt das von der Besucherzahl her kleinste Museum wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.

Ein Unglück kommt, so ein Sprichwort, selten allein. Und traf im Juni dieses Jahres dann das Kölnische Stadtmuseum, das die Geschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit behandelt. Ein defekter Wasserhahn im Haus verursachte einen extremen Wasserschaden. Die Dauerausstellung im Museum ist nun für einige Monate geschlossen. „Konrad der Große“, die aktuelle Sonderausstellung zu Adenauers Oberbürgermeisterzeit in Köln, kann aber besichtigt werden.

Das altehrwürdige Rautenstrauch-Joest Museum für Völkerkunde hat nach seinem Umzug im Jahr 2010 vom früheren Standort in ein preisgekröntes neues Ge­bäude mit zahlreichen Baumängeln zu kämpfen. Mal war es die wackelnde Glasfassade, mal die defekte Türschließanlage und zu­letzt eine fehlerhaft installierte Brandschutzanlage, die die Stadt zwangen, das Museum zeitweise ganz oder in Teilen zu schließen. Immerhin wurde der Eintrittspreis gesenkt.

Der finanziell dickste Brocken der kaputten Kölner Kulturlandschaft aber ist und bleibt die Oper mit Schauspielhaus. Im Oktober 2010 be­schloss der Rat der Stadt, statt eines Neubaus das bestehende Operngebäude aus aus dem Jahr 1957 zu sanieren. Baukosten von 253 Millionen Euro wurden bewilligt. Die Sanierung begann planmäßig 2012. Beide Bühnen müssen sich mit Ersatzspielorten auf der rechten – das ist in Köln die „falsche“ – Rheinseite („schäl Sick“) arrangieren. Die geplante Wiedereröffnung im Herbst 2015 platzte allerdings im Frühjahr 2015 wie eine Seifenblase – sinnigerweise war der Spielplan für Oper und Schauspiel damals schon ge­druckt und veröffentlicht. Henriette Reker, die frisch gewählte Oberbürgermeisterin, musste Ende 2015 die Wiedereröffnung auf das Jahr 2018 hinausschieben. Jetzt ist von 404 bis 460 Millionen Baukosten die Rede.

Während die Nation damals noch über die „unendliche Ge­schichte“ der Hamburger Elbphilharmonie lächelte und spottete, bahnte sich in Köln eine ähnliche Malaise an. Ungeklärte Zuständigkeiten und fehlende Bauaufsicht verlangen jetzt nach immer höheren Baukosten und weiteren Terminverschiebungen. Die jüngsten, aber vermutlich nicht letzten Zahlen der Stadt, verkündet Anfang Juli: Die Opernsanierung benötigt bis zu 570 Millionen Euro und wird nicht vor 2023 beendet sein.

In Leserbriefen der Lokalzeitung werden die Unsummen für die Opernbauten von Hamburg und Köln bereits verglichen. Von „Desaster ohne Ende“ ist die Re­de. Ein Leser zog den Vergleich: Die Hamburger haben für viel Geld einen schicken, repräsentativen Neubau bekommen. Die Kölner dagegen kriegen für fast das gleiche Geld nur einen sanierten Altbau.