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01.12.17 / Vier Augen für Landschaften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Vier Augen für Landschaften
Susanne Habel

Das Bröhan-Museum in Berlin präsentiert derzeit die Ausstellung „Landschaft zwischen Impressionismus und Expressionismus“ mit Meisterwerken von Karl Hagemeister und Walter Leistikow: Beide Künstler waren Mitbegründer der Berliner Secession. 

Der Landschaftsmalerei kam Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Bedeutung zu. Man wollte Landschaft und Natur direkt er­fahren. Deshalb verließen die Künstler die Städte und malten „en plein air“, in der freien Natur. Scheinbar unspektakuläre Landschaften und am Wegesrand ge­fundene Motive dienten als Ob­jekt der Auseinandersetzung. Der Mensch wurde aus den neuen Landschaftsbildern verbannt. 

In der Berliner Secession vollzogen diese Entwicklung am konsequentesten der aus Bromberg stammende Walter Leistikow (1865–1908) und der Brandenburger Karl Hagemeister (1848–1933). Aus Protest gegen die Kulturpolitik Kaiser Wilhelms II. und des Akademiedirektors und Hi­storienmalers Anton von Werner hatten sich elf Künstler um Leistikow bereits 1892 zu der al­ternativen Ausstellungsgemeinschaft „Vereinigung der XI“ zu­sammengeschlossen. Der Streit über die Ablehnung eines Gemäldes von Leistikow durch die Jury der Großen Berliner Kunstausstellung war Mitauslöser für die Gründung der Berliner Secession. Zum Präsidenten wählte sie den Impressionisten Max Liebermann, zum Ersten Sekretär wur­de Leistikow gemacht. Und auch viele andere deutsche Kunstschaffende zog es in der Folgezeit nach Berlin und seiner Secession. 

Leistikow und Hagemeister entwickelten eine Malerei zwischen Impressionis­mus und Expressionismus, die zu diesem Zeitpunkt radikal modern war. Die Lust an der Farbe und die Freude am Ex­perimentieren beim Farbauftrag vereinte ihr Werk. Befreit von Zwängen der tradierten Malerei erforschten sie die gewonnenen Freiheiten eigener Widergabe der Natur noch mit bildlichen Motiven. Doch Abstraktion, Expres­sionismus und selbst die Farbfeldmalerei sind schon an­gelegt und deuten sich in Spätwerken an.

Die Ausstellung zeigt etwa 100 Landschaften der beiden Künstler, hauptsächlich aus eigenem Be­stand, ergänzt um ausgewählte Leihgaben. Einige der Bilder sind seit langer Zeit zum ersten Mal wieder öffentlich zu­gänglich. Mit der Schau sollen Hagemeister und Leistikow als Wegbereiter der Malerei des 20. Jahrhunderts gezeigt werden. Beide entwickelten in ihrer Kunst eine ganz neue Form.

Bis 28. Januar im Bröhan-Mu­seum, Schloßstraße 1a, 14059 Berlin-Charlottenburg, geöffnet Dienstag bis Sonntag und am Feiertag 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 8 Euro, erster Mittwoch im Monat frei. Der Katalog kostet im Museum 19, im Handel 22,90 Euro. www.broehan-museum.de