24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.12.17 / Synagogen-Neubau schreitet voran / Königsberg erhält eine weitere Sehenswürdigkeit – Neben Gebets- auch Bildungszentrum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Synagogen-Neubau schreitet voran
Königsberg erhält eine weitere Sehenswürdigkeit – Neben Gebets- auch Bildungszentrum
Jurij Tschernyschew

In Königsberg schreitet der Wiederaufbau der Synagoge in großen Schritten voran. Das Gebäude wird an derselben Stelle errichtet, an der sich bis zum Zweiten Weltkrieg die Hauptsynagoge Königsbergs befunden hat, die nach der „Reichskristallnacht“ 1938 geschlossen wurde. 

Während des Kriegs wurde das ursprüngliche Gebäude der Königsberger Synagoge zerstört. Neben dem Gotteshaus, das weitestgehend seine ursprüngliche Ansicht erhalten soll, wird teilweise auch das sogenannte jüdische Viertel neben der Synagoge  wiedererrichtet. Der Wiederaufbau ist ein privates Bauprojekt der Jüdischen Gemeinde Königsberg mit Unterstützung der Föderation Jüdischer Gemeinden und des russischen Jüdischen Kongresses. Die Geschichte der neuen Königsberger Synagoge begann mit der Zuteilung eines Baugrundstücks an die jüdische Gemeinde. An der Ausschreibung für das Bauvorhaben hatten sich 25 Firmen beteiligt. Drei Vorschläge wurden ausgewählt, von denen einer nun realisiert wird. 

Die Königsberger Synagoge wurde 1896 in der Lindenstraße direkt gegenüber dem Dom erbaut. Sie beherbergte einen Konfirmationssaal, Trauer- und Gebetssäle sowie eine große religiöse und philosophische Bibliothek. Das Gotteshaus erhielt außerdem eine Orgel und war damit die einzige Synagoge weltweit mit einer Orgel. Seinerzeit spielte der berühmte Komponist Eduard Birnbaum auf ihr. 1904 wurde in der Nähe der Synagoge ein jüdisches Waisenhaus erbaut.

Der Neubau der Synagoge soll 2018 zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft fertiggestellt sein. Die Geschichte des Wiederaufbaus begann 2011 mit der Grundsteinlegung. Später jedoch untersagte das Gericht des zentralen Bezirks den Bau der Synagoge, bis die notwendigen Dokumente zur Genehmigung vorlägen. Die Verhandlungen zogen sich zwei Jahre hin, da sich zu diesem Zeitpunkt an der Stelle der ehemaligen Synagoge ein Zirkus befand. Der Zirkus zog zwar an einen anderen Ort um, aber es ergaben sich neue Schwierigkeiten. Das noch erhaltene Gebäude des ehemaligen Waisenhauses hat den Status eines Architekturdenkmals von regionaler Bedeutung, was bedeutet, dass das Gebäude eine eigene Schutzzone hat, in deren Nähe nicht gebaut werden darf. Das Problem wurde schließlich durch den Bau eines zusätzlichen Bogens gelöst, der zum Haus führt.

Wenn die Synagoge fertiggestellt ist, wird sie zehn Meter niedriger sein als die ursprüngliche, nämlich 37 statt 47 Meter. Auch die Breite des Gebäudes wird leicht reduziert. Dennoch wird die Fassade eine genaue Kopie der ursprünglichen und aus Material erbaut sein, das so exakt wie möglich dem historischen gleicht. 

Im Inneren der Synagoge gibt es drei rituelle Wasser-

becken. Ein Saal für 200 Menschen wird der Gebetssaal für Männer sein, und für die Frauen und Kinder ist ein Balkon vorgesehen. Das neue jüdische Gotteshaus wird sowohl als religiöses wie auch als Bildungszentrum fungieren. Neben dem Studium der Thora lädt ein Frauenklub zu Treffen ein. Es können diverse Feierlichkeiten begangen werden, bei denen auch ein rituelles Wasserbecken zum Einsatz kommen soll. Außerdem wird es einen Kindergarten und eine Sonntagsschule geben. Das Gotteshaus wird die Rolle eines Gemeindezentrums spielen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dort auch ein kleines Holocaust-Museum entsteht. 

Die neue Synagoge soll die Sehenswürdigkeiten der Stadt ergänzen. Die Betreiber hoffen, dasss auch Gäste der Fußball-WM sie besuchen werden, zumal sie sich unweit des Stadions befindet.