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01.12.17 / Gutes Vorbild für Berlin und Insterburg / In Schneidemühl wurde das Dach des dort erhaltenen Rundlokschuppens neu aufgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Gutes Vorbild für Berlin und Insterburg
In Schneidemühl wurde das Dach des dort erhaltenen Rundlokschuppens neu aufgebaut

Ende Oktober wurde im Schneidemühl [Pila], der früheren Hauptstadt der Grenzmark Posen-Westpreußen, die Dachsanierung des dortigen Rundlokschuppens abgeschlossen. Denkmalschützer hatten jahrelang für den Erhalt des Industrie- und Technikdenkmals, das 1874 in Betrieb genommen worden war, gekämpft. Wie es nun weitergeht, ist noch nicht geklärt. Es könnte dort ein Eisenbahnmuseum entstehen, doch zunächst muss die Finanzierung für die anstehenden Erhaltungsmaßnahmen geklärt werden. Mit diesem ersten Schritt ist den Polen etwas gelungen, wovon Denkmalschützer in Deutschland und Russland bislang träumen. 

Sogenannte Rundlokschuppen, einst ein Symbol für wirtschaftlichen Aufschwung, wurden mit dem Ausbau der Preußischen Ostbahn entlang der Strecke gebaut. Insgesamt gab es im damaligen Deutschen Reich 25 dieser Bauwerke, von denen noch drei in der Republik Polen – in Schneidemühl, Bromberg und Dirschau – erhalten sind. Einen weiteren gibt es in Insterburg, zwei rotten in Berlin vor sich hin. 

Bei den Rundlokschuppen handelte es sich um runde Gebäude mit einer Backsteinaußenwand und einer filigranen Dachkonstruktion aus Stahlfachwerk. Unter dem ringförmig angelegten Pultdach lagen radial angelegte Abstell- und Reparaturgleise für Dampflokomotiven. Über dem Zentrum befand sich das kuppelförmige Dach, nach seinem Konstrukteur Schwedler-Kuppel genannt. Johann Wilhelm Schwedler (1823–1894) war ein Berliner Bauingenieur, der leichte, aber extrem belastbare Stahlträger entwickelte. Dadurch wurden große Kuppeln wie die der Rundlokschuppen mit bis zu 40 Metern Durchmesser erst möglich. Schwedler konstruierte auch die Kuppel der Neuen Synagoge in Berlin sowie einige Gasometerdächer. 

In Schneidemühl begann man 1871 mit dem Bau eines Eisenbahndepots, in dem 13 Lokomotiven mit einer Länge bis zu elf Metern Platz fanden. Die Schwedler-Kuppel überspannte 31 Meter. Der erhaltene Rundlokschuppen in Berlin-Pankow ist seit über 25 Jahren ungenutzt. Er ist mit Graffiti beschmiert und verfällt. Pankow-Heinersdorf war einst der größte Rangierbahnhof in Deutschland. In dem 1893 erbauten Rundlokschuppen fanden bis zu 24 Loks auf den sternförmig angeordneten Gleisen im Inneren Platz. 1997 wurde der Rangierbahnhof stillgelegt. 2009 kaufte Kurt Krieger, Inhaber der Möbelketten Kraft/ Höffner, das Areal, auf dem er den Bau eines Wohn- und Gewerbegebiets „Pankower Tor“ plant. Während Krieger den Abriss des Lokschuppens plant, setzt der Baustadtrat auf die Sanierung. Als mögliche Nutzung käme eine Schule in Betracht. 

Für das Lokdepot in Rummelsburg kommt wohl jede Rettung zu spät. Vor Kurzem waren Interessierte eingeladen, im Bezirksamt Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Pläne einzusehen, welche die Deutsche Bahn für das Gelände der ICE-Triebwagenhalle vorgelegt hatte. Darin ist vom Rückbau der Altanlagen die Rede, was nichts anderes bedeutet als der Abriss des Rundlokschuppens. Geplant ist, die abgetragenen Teile des Lokschuppens ins Museum nach Wittenberge zu verbringen. 

Der Insterburger Rundlokschuppen befindet sich in privater Hand und beherbergt eine Autoreparaturwerkstatt. Vertreter des Kamswyker Kreises und Architekten in Insterburg setzen sich seit Jahren für den Erhalt des Rundlokschuppens ein. Eine Projektplanung nebst Nutzungskonzept wurde vorgelegt, die Umsetzung scheiterte bislang aber an bürokratischen Hürden und mangelnden Finanzen. Manuela Rosenthal-Kappi