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01.12.17 / Gut gemeinte politische Entwicklungen, die dem Frieden entgegenlaufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-17 vom 01. Dezember 2017

Gut gemeinte politische Entwicklungen, die dem Frieden entgegenlaufen
Wolfgang Thüne

Um ein Gefühl für sprachliche Feinheiten zu bekommen, sollte man das Buch „Es war doch gut gemeint“ aufmerksam lesen und gründlich studieren. Darin geht es um die „Political Correctness“ (PC) in all ihren sichtbaren und sublimen Facetten. Das Buch ist in zehn Akte gegliedert und beginnt mit: „Am Anfang war die gute Idee.“ Die Wurzeln liegen in den USA. Kern sei der universale Gleichheitsgrundsatz:. „Alle Menschen sind ihrem Wesen nach gleich und gleichwertig. Alle Unterschiede seien auf gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse zurückzuführen und müssten durch „Sprache“ beseitigt werden. Nur Sprache erzeuge und gestalte Realität. Einzig eine „diskriminierungsfreie Sprache“ hebe die „Polarisierungen“ auf, führe zu einer friedlichen Welt, wo „Lämmer und Löwen“ sich vereinen, der Mensch nicht mehr des Menschen Wolf sei. Eine schöne, heile Welt.

Akt zwei befasst sich mit den „Mainstreammedien“. Es wird gezeigt, wie Informationen und Ideologie verschwimmen, wie „paternalistische“ Journalisten vom Berichterstatter zum Erzieher werden. Akt drei legt offen, wie die PC-Ideologie zunehmend den Charakter einer „Religion“ annnehme, die zwar von außen verbal auf uns einwirke, aber uns von innen her in Besitz nehme und unser Verhalten steuere. Wir würden fremdgesteuert und merkten es nicht. Dazu passt Akt vier: „Opferkult und Schuldkult“. Es geht um politisch korrekte „Opferhierarchien“, um „Identitätsprobleme“, wie der „Opferstatus selbst Opfer“ schaffe und schließlich Gesellschaften gespalten würden. In Akt fünf geht es um „Doppel-standards – wenn der eine darf, was der andere nicht darf“. Die verordnete Widersprüchlichkeit führe zu „besorgten Bürgern“. So würden, Akt sechs, Gegenbewegungen geboren, komme es zum Aufstieg von „Alternativmedien“, zu „Wohlfühl­oasen“, zu einer „Neuverteilung des enttäuschten Vertrauens“. 

In Akt sieben geht es um „Allgemeine Lernresistenz – Problemleugnung statt Umdenken“. Ein kritischer Zustand sei erreicht, sozusagen ein „point of no return“. Unser Geist laufe auf „Autopilot“, bloße Rituale ersetzten die Vernunft. Der Autopilot steuere uns in Akt acht: „Das Ende der Freiheit – Vom Meinungsknebel, der Zensur in Medien, Kunst und Kultur und dem Niedergang der Wissenschaft“. Hier werden in aller Nüchternheit alle Konsequenzen aufgezeigt, wenn wir nicht den Mut aufbringen, gegenzusteuern. Beim „Verfall der Wissenschaft“ haben die Autoren leider nicht bemerkt, dass die Angst vor der Klimakatas-trophe der wirksamste Hebel ist. Bisher galt: Wenn die Realität nicht zu den Thesen passt, müssen die Thesen angepasst werden. Das PC-Dogma lautet: „Die Realität muss der These untergeordnet werden.“ 

Die beiden Autoren, Sarah Diefenbach ist Psychologin und Daniel Ullrich Medieninformatiker, haben mit viel Fleiß ein Buch geschrieben, das uns die Augen öffnen soll für politische Entwicklungen, die zwar theoretisch gut gemeint scheinen, aber praktisch zwangsläufig dazu führen, dass der postulierte Friedenszustand zu einer Knechtschaft ohne Freiheit gerinnt. Es ist das größte Verbrechen am Menschen, wenn man ihm mit der Freiheit auch noch die Würde nimmt. Wo bleibt der Menschenrechtsschutz? Man lese das lehrreiche, wenn auch nicht vollkommene Buch!

Daniel Ullrich/Sarah Diefenbach: „Es war doch gut gemeint – Wie Political Correctness unsere freiheitliche Gesellschaft zerstört“, Riva Verlag, München 2017, gebunden, 288 Seiten, 19,99 Euro