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08.12.17 / Richtungsstreit in der DITIB / Die Reformer kämpfen gegen die Traditionalisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-17 vom 08. Dezember 2017

Richtungsstreit in der DITIB
Die Reformer kämpfen gegen die Traditionalisten
P.E.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) mit ihren mehr als 900 Moscheegemeinden galt in Deutschland lange als wichtigster Ansprechpartner für Belange der Muslime. Mittlerweile gibt es heftige interne Auseinandersetzungen zwischen Reformern und Traditionalisten. Im Sommer trat der Bundesvorstand der Ditib-Jugend geschlossen zurück. In den Medien hieß es dazu, der Schritt sei erfolgt, nachdem die DITIB zwei Jugendvorstandsmitglieder ohne Angabe von Gründen entlassen beziehungsweise zwangsversetzt habe. In dem Rücktrittsschreiben beklage der Vorstand des Jugendverbands BDMJ (Bund der Muslimischen Jugend) eine massive Behinderung der bisher erfolgreichen Jugendarbeit und eine „von Misstrauen geprägte Stimmung“.

Misstrauen prägt mittlerweile auch das Verhältnis zur Politik. „Wegen des Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen namentlich bekannte Personen”, laufen seit rund einem Jahr Ermittlungen gegen Ditib-Funktionäre. Laut dem Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen sollen mindestens 13 Imame Informationen an türkische Regierungsstellen geliefert haben. Großen Einfluss innerhalb der Ditib haben der Beirat und der Religionsrat. Der Beirat besteht auf Bundesebene ausschließlich aus Vertretern der in Ankara ansässigen Religionsbehörde Diyanet, die direkt dem türkischen Ministerpräsidentenamt unterstellt ist. Den Vorsitz hat laut Satzung der Diyanet-Präsident. Der Beirat ist unmissverständlich an allen wichtigen Entscheidungen des Vorstands zu beteiligen. 

„Ditib kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein ernsthafter Ansprechpartner des Staates sein, da die Organisation nicht unabhängig ist”, mahnt Susanne Schröter, Leiterin des Forschungszentrums für Globalen Islam in Frankfurt in Richtung Politik. „Leider gibt es gar keine Anzeichen einer Reform oder auch nur des Nachdenkens über entsprechende Schritte.“ 

Die in die Kritik geratene Organisation will mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet allerdings verbunden bleiben. Solange es Ditib gebe, werde der Verband mit der türkischen Behörde kooperieren, sagte der Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga auf dem Deutschen Islamforum Anfang November. Dies heiße aber nicht, dass der deutsche Verband der verlängerte Arm der türkischen Regierung sei. Ditib werde sich in Deutschland weiterentwickeln. 

Experten wie Susanne Schröter zweifeln allerdings daran. Solange Diyanet-Funktionäre in zentralen Ditib-Gremien eine dominante Rolle spielten, könne es keine Lösung von der türkischen Regierung geben. Ditib-Funktionäre könnten eine Karriere in der Türkei verfolgen, wenn sie sich in Deutschland „standhaft” zeigten.