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08.12.17 / Verzicht nur scheinbar / Frankreichs Premier fordert »geschlechtergerechte« Sprache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-17 vom 08. Dezember 2017

Verzicht nur scheinbar
Frankreichs Premier fordert »geschlechtergerechte« Sprache
Eva-Maria Michels

Geschlechtergerechte“ Sprache, ja oder nein? Die Académie Française, die Hüterin der französischen Sprache, hatte 2005 geurteilt, dass die Sprache der politischen Korrektheit „für das Französische den Tod“ bedeute. Genderideologen und Feministinnen sorgten allerdings in den Folgejahren dafür, dass die „geschlechtergerechte“ Sprache Einzug in die öffentliche Verwaltung hielt und von dort immer mehr in die Öffentlichkeit drang. 

Doch erst seit der Schulbuchverlag Hatier im Sommer dieses Jahres ein neues Lehrbuch mit „gendergerechter“ Sprache für Fünftklässler auf den Markt brachte, ist dieses Thema zu einem echten Politikum geworden. 300 Lehrer erklärten öffentlich, von nun an die Regeln dieser Kunstsprache anwenden zu wollen. Die Gegner wiesen darauf hin, dass durch die „gendergerechte“ Sprache die Probleme mangelhafter Rechtschreibung und Syntax weiter zunähmen und dass maskuline Oberbegriffe kein Ausdruck von Sexismus, sondern eines übergeordneten neutralen Ordnungsprinzips seien. 

Am 21. November meldeten die Medien, dass Premierminister Edouard Philippe seiner Regierungsmannschaft den Gebrauch der „gendergerechten“ Sprache in offiziellen Dokumenten verboten habe. Doch in Wirklichkeit verbot Philippe seinen Ministern und Staatssekretären nur den Gebrauch der besonders augenfälligen und deshalb besonders umstrittenen grammatikalischen Neuschöpfung mit den integrierten sogenannten Mittelpunkten. Bei dieser Form, die sich in linksextremen Kreisen großer Beliebtheit erfreut, schreibt man beispielweise nicht mehr „les candidats“ (die Kandidaten), sondern „les candidat·e·s“. Laut ausgesprochen liest sich dieses Kunstwort dann eher konventionell, aber umständlich „les candidates et les candidats“ (die Kandidatinnen und die Kandidaten). 

Der Grund für das Verbot der Form mit Mittelpunkten ist taktisch. Der Kulturmarxist Philippe will so den Gegnern der linguistischen Revolution den Wind aus den Segeln nehmen und gleichzeitig die Dekonstruktion des Französischen zu Ende führen. Er fordert seine Regierungsmannschaft nämlich ausdrücklich zum Gebrauch „gendergerechter“ Sprache auf. In Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Haut Conseil à l’égalité entre les femmes et les hommes (HCE, Hoher Rat für die Gleichheit von Frau und Mann), einem Beratungsgremium, das dem Premierminister untersteht und schon 2015 „Richtlinien für eine Kommunikation ohne Geschlechterstereotypen“ herausgegeben hatte, sollen von nun an in offiziellen Dokumenten die weibliche und die männliche Form gemeinsam benutzt werden, also „les candidates et les candidats“, oder aber geschlechtsneutrale Wortneuschöpfungen wie „les personnes candidates“ (kandidierende Personen). 

Darüber hinaus werden Berufs- und Amtsbezeichnungen feminisiert. Es heißt dann nicht mehr „l’auteur“ (der Autor), sondern „l’auteur et l’auteure“ (der Autor und die Autorin), und auch nicht mehr „Madame, le ministre“ (Frau Minister), sondern „Madame, la ministre“ (Frau Ministerin). 

Doch nicht alle sind mit dieser Strategie zufrieden. Anne Hidalgo, die extrem ideologisierte sozialistische Bürgermeisterin von Paris kündigte bereits an, weiterhin die Form mit den Mittelpunkten benutzen zu wollen.