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08.12.17 / Mindestlohn für Ausländer / Katar gibt dem internationalen Druck vor der WM minimal nach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-17 vom 08. Dezember 2017

Mindestlohn für Ausländer
Katar gibt dem internationalen Druck vor der WM minimal nach
Bodo Bost

Kaum ein Sportereignis hat schon jetzt einen so schlechten Ruf wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, ein Turnier mit klimatisierten Stadien in der Wüste, für das eigens der Fußball-Kalender geändert werden musste, weil dem Weltfußballverband Fédération Internationale de Football Association (FIFA) erst nach der unter zwielichtigen Bedingungen zustande gekommenen Vergabe auffiel, dass es in Katar im Sommer zu heiß ist, um Fußball zu spielen. Korruptionsvorwürfe und vor allem die unmenschliche Situation der ausländischen Arbeiter beschäftigen seitdem die internationalen Medien. 800000 rechtlose ausländische Arbeiter schuften auf den WM-Baustellen in Katar. Nicht zuletzt nach Berichten über mehrere hundert Todesfälle unter diesen entrechteten Arbeitern auf Katars Baustellen für die WM-Endrunde fordern Kritiker von der FIFA immer wieder, Katar das Turnier zu entziehen.

Angesichts dieser weltweiten Kritik, zu der sich die zunehmende Isolierung des Landes durch die Nachbarstaaten gesellt, kündigten die katarischen Machthaber bereits seit einiger Zeit vollmundig kleinere Reformen im Arbeitsrecht an. Neutrale Beobachter konnten allerdings kaum Verbesserungen der Lage der Arbeiter aus dem Ausland feststellen. Jetzt führt die Regierung offenbar auf Druck des Auslands einen Mindestlohn ein. 

Die Nachrichtenagentur AFP (Agence France-Presse) berichtet, dass ausländische Arbeiter ab sofort einen Mindestlohn von monatlich 166 Euro erhalten. Außerdem sollen sie ihre Unterkünfte und Verpflegung nicht mehr selbst bezahlen müssen. Laut dem Bericht sollen die Arbeitgeber dafür ebenso aufkommen wie für die Krankenvorsorge. Ob der Mindestlohn dauerhaft gilt oder nur bis zur Fußball-WM, ist noch unklar. 

Der Mindestlohn ist Teil einer Arbeitsmarktreform, die Katar angekündigt hatte. Wegen ihr hatte die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) ihre Untersuchungen bezüglich der umstrittenen Arbeits- und Lebenssituation ausländischer Arbeiter offiziell beendet. Gleichzeitig hatte die Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen die Fortschritte in dem Emirat begrüßt und von einer „ermutigenden Entwicklung“ gesprochen. 

Bereits im vergangenen Jahr hatte Katars Regierung versprochen, das „Kafala“ genannte Bürgen-System abzuschaffen, aber auch in dieser Hinsicht spielt die Regierung offenbar auf Zeit. Ausländische Arbeitnehmer brauchen in Katar wie in den meisten arabischen Golfstaaten einen Bürgen (Kafil). In der Regel ist es der Arbeitgeber, der quasi als gesetzlicher Vormund den rechtlosen Ausländer gegenüber dem Staat vertritt. Die Zustimmung des Bürgen ist für alles notwendig, von der Eröffnung eines Bankkontos bis hin zum Verlassen des Landes. 

Nach Untersuchungen des Internationalen Gewerkschaftsbunds kamen seit dem Jahr 2010 auf WM-Baustellen in Katar etwa 1200 Arbeiter ums Leben. Die Inder bilden mit 650000 Arbeitskräften die größte Exilgemeinde in Katar, gefolgt von den Nepalesen mit 500000 und den Philippinern mit  250000. Bis zur WM sollen weitere 500000 Arbeitsmigranten nach Katar kommen. Der jetzt eingeführte Mindestlohn von 166 Euro ist eigentlich ein Hohn, denn das monatliche Durchschnittseinkommen der rund 250000 katarischen Staatsbürger wird auf monatlich 10800 Euro geschätzt.