26.04.2024

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08.12.17 / Biest im Busch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-17 vom 08. Dezember 2017

Biest im Busch
Hans Heckel

Für die einen sind sie die Währung der Zukunft, das Geld des digitalen Zeitalters. Kritiker hingegen geißeln „Bitcoins“ als den Gipfel der puren Spekulation und erinnern an das schwarze Jahr 2008. In der Explosion des „Bitcoin“-Kurses sehen die Skeptiker vor allem ein Vorzeichen dafür, dass sich die Finanzkrise, die vor neun Jahren die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds führte, in mehrfacher Heftigkeit wie­derholen dürfte.

Wenn die Kritiker recht behalten, steht ein Schlachtfest bevor: Seit Ende November 2016 stieg der Marktpreis des ausschließlich virtuell gehandelten „Geldes“ von knapp 740 auf zuletzt rund 12000 US-Dollar pro „Bitcoin“. Hinter „Bitcoin“ steht kein Staat, keine Notenbank, auch nicht der geringste reale Wert. Allein Angebot und Nachfrage regeln den Preis, man kann für dieses „Geld“ weder wirkliche Waren kaufen noch ein Essen bezahlen.

Der rapide Anstieg um mehr als 1000 Prozent in nur einem Jahr deutet darauf hin, dass die spekulativen Finanzmärkte gerade heiß laufen, was am Ende tatsächlich in einen Zusammenbruch münden kann, der alle Erfahrungen und Vorstellungen übertrifft. Noch scheint alles ruhig, die Weltwirtschaft robust  zu sein. Börsenexperte Dirk Müller traut dem Frieden aber nicht: „Wir haben eine Villa mit Gartenparty direkt auf der Sankt-Andreas-Spalte“, zitiert ihn das Finanzportal „MM-News“. Das große Beben werde irgendwann kommen, „und das war es dann mit der Villa“.

Wie konnte es soweit kommen? Hatten 2008 nicht alle Beteiligten – Notenbanken, Geschäftsbanken, Bankenaufsicht und Politik – geschworen, dafür Sorge zu tragen, dass es nie wieder zu einer Spekulationsblase kommen werde wie damals? Dass sie alles Notwendige tun würden, damit sich so ein Zusammenbruch nicht wiederholen kann?

Ja, doch getan haben sie etwas anderes: Die Notenbanken haben die Zinsen auf unter null gedrückt, damit klamme Staaten und wackelige Banken billig an Kredite kommen. Mittlerweile strebt der weltweite Schuldenberg auf einen Wert zu, der dem 3,5-fachen der gesamten Weltwirtschaftsleistung entspricht.

Das billig geliehene Geld ergoss sich vor allem in die Finanzmärkte, wo die Preise deshalb in spekulative Höhen geschossen sind und Blasen nähren wie etwa die der „Bitcoins“. Dass die Schulden jemals zurückgezahlt werden können, glaubt niemand. Doch um das Spiel am Laufen zu halten, pumpen die Notenbanken immer noch mehr Geld in den Markt. Das Ganze verhält sich längst wie ein Schneeballsystem.

So ein System bricht irgendwann unweigerlich zusammen. Das Biest sitzt bereits drohend im Busch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es herausspringt und vermeintliche Vermögenswerte in der Luft zerreißt. Das Massaker wird auch die Realwirtschaft mit in die Tiefe ziehen, wie wir 2008 erleben        mussten. Machen wir uns auf dramatische Zeiten gefasst.