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08.12.17 / Frei gedacht / Ungleicher Kampf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-17 vom 08. Dezember 2017

Frei gedacht
Ungleicher Kampf
Eva Herman

Ende vergangenen Monats hat Deutschland seine Zustimmung gegeben, dass das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für weitere fünf Jahre in der EU eingesetzt werden darf. Während ein lautes Politikgeschrei losging um CSU-Minister Christian Schmidt, der angeblich ohne Regierungs-Auftrag das politische Einverständnis gab, wird über die wirklichen Folgen für die Gesundheit der Menschen, Tiere und Pflanzen, für unsere ganze Erde, kaum ein Wort in der Öffentlichkeit verloren. Fast schien es, als ob der Lärm absichtlich lauter als notwendig ausfiel, um von den wahren Gefahren abzulenken, die das inzwischen weltweit eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel-Gift mit sich führt. Glyphosat steht im dringenden Verdacht, erheblich krebserregend und für weitere, schwere gesundheitliche Schäden verantwortlich zu sein. Warum diskutieren wir eigentlich darüber nicht in den abendlichen Talkshows – und zwar regelmäßig? Glyphosat geht uns alle an, vor allem die nachfolgenden Generationen.

In einer von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten produzierten Arte-Dokumentation über Glyphosat heißt es: „Neue wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ernsthafte und teilweise alarmierende Bedenken bezüglich der Sicherheit des Giftes Glyphosat in der Landwirtschaft auf. Doch damit nicht genug, die verbreitetste Anwendungsform des Herbizidwirkstoffs ist noch giftiger als der Wirkstoff selber. Der Chemiecocktail wird hergestellt vom US-Biotechnologie-Riesen Monsanto und nennt sich schlicht ,Roundup‘.“ Glyphosat wird also jetzt weiterhin in der EU eingesetzt, auch in Deutschland. In vielen beliebten deutschen Biersorten wird der giftige Stoff bereits nachgewiesen. 

Auch das extrem auffällige Bienensterben wird damit in Zusammenhang gebracht. In Argentinien jedoch sind die Auswirkungen bereits viel erschreckender. Denn das Land hat sich Mitte der 90er Jahre schon für den Anbau genveränderter Nutzpflanzen entschieden, weswegen man die Folgeschäden durchaus einschätzen kann. Die steigende Anzahl von Todgeburten und Krebskranken in Argentinien stehe in direktem Zusammenhang zu den mit Gift besprühten Feldern, heißt es. Fast alle Menschen im Land haben inzwischen das Ackergift Glyphosat im Körper. Die öffentlichen Institute dort jedoch schweigen oder dementieren jeglichen Zusammenhang mit dem Pflanzengift, wie es ja auch hier in Deutschland und Europa der Fall ist. Auffallend in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Mehrheit der Studien von den Agrarfirmen selbst, also von den Herstellern der Unkrautvernichtungsmittel, bezahlt und in Auftrag gegeben werden. 

In all den Streitdiskussionen um Glyphosat wird oft vergessen: Viele Pflanzen haben bereits Resistenzen gegen das Herbizid entwickelt – auch in Deutschland. Die Pro-Glyphosat-Forscher sind zunehmend ratlos, denn nun gedeihen einige Superunkräuter, ganz unbeeindruckt von allen chemischen Mitteln. Über Generationen haben Bauern hochgezüchtete selbstbestäubende Pflanzen gesät. Welt-online schreibt wörtlich: „Dieser Saatgut­inzest, kombiniert mit übermäßig viel Totalherbiziden, hat Unkräuter entstehen lassen, die ohne Schaden alles hinnehmen, was die Agrarindustrie an chemischen Keulen bislang entwickelt hat.“

Weiter heißt es in dem Bericht: „In Europa wächst das Problem mit den Superunkräutern erst heran. In den USA kämpft bereits jeder zweite Bauer gegen Pflanzen auf dem Acker, die unempfindlich sind gegen das Breitbandherbizid Glyphosat. Der Hersteller Monsanto empfiehlt in diesen Fällen: einfach noch mehr davon. Doch mit jedem Liter Gift steigt die Auswahl der Pflanzen, die Resistenzen gegen das Herbizid entwickeln.“ Und mit jedem Liter Gift steigen die Gesundheitsgefahren für alle Lebewesen auf unserem Planeten.

In Norddeutschland sind die Probleme nun deutlich sichtbar: Neue, resistente Unkräuter verseuchen jetzt vor allem die Weizenfelder. Sie sind im Lauf der Jahre so unempfindlich gegen Pflanzengifte geworden, dass nur noch umfangreiche Masseneinsätze wirken. 

Es gibt im Internet zahllose Berichte zu den weltweiten Gefahren von Glyphosat für Mensch und Tier: Behinderungen, Verkrüppelungen, Deformationen von Körper und Gehirn. Informieren Sie sich bitte darüber. Es gibt des Weiteren viele Beiträge, die auch über die Folgen für die Bauern und Viehherdenbesitzer in den Ländern der sogenannten Dritten Welt in Afrika, Asien, Südamerika berichten. Viele von ihnen verlieren ihre Existenz, weil mit herkömmlichen Landwirtschaftmethoden nicht mehr gearbeitet werden kann angesichts der globalen Multi-Unternehmen. Viele von ihnen können in ihrem Land nicht mehr überleben, sie verlassen ihre Heimat und suchen ihr Glück woanders, in Europa, in Deutschland. Viele Fluchtursachen liegen hier. Wenn unsere Politiker heute mit treuherzigem Augenaufschlag beteuern, wir müssten in den Herkunftsländern der sogenannten Flüchtlinge genauer hinschauen, so dürfen wir sie getrost an das Glyphosat-Drama erinnern, welches gerade in die nächste Runde geht.

Ach, ja, übrigens, derzeit wird mit Nachdruck daran gearbeitet, dass der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer den Saatgutriesen Monsanto übernimmt. Die US-Behörde für Auslandsinvestitionen habe keine Bedenken gegen den Zukauf, teilte Bayer kürzlich mit. Der Konzern benötigt nur noch die kartellrechtlichen Freigaben, um den Deal abzuschließen. „Spiegel-online“ berichtete Anfang Dezember 2017: „Das neue Unternehmen wäre der weltgrößte Anbieter in der Agrarchemie. Monsanto ist vor allem als Hersteller von Unkrautvernichtern mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat bekannt.“

Wer die Fluchtursachen der Massenmigration bekämpfen will, der sollte alles daran setzen, diesen multi-globalen Machtdeal zu verhindern. Wer die Welt nicht weiter in Chaos, Schmerz und Krankheit stürzen will, der sollte sich ebenfalls dagegen aussprechen.

Meine Hoffnung allerdings ist nicht wirklich groß. Das Interesse der Menschen scheint hierfür nicht besonders ausgeprägt zu sein. Später, wenn Kinder und Enkelkinder fragen werden, warum wir das alles zugelassen haben, ja, dann will natürlich wieder niemand etwas gewusst haben, oder? 

Eins noch: Ein Stab von Wissenschaftlern hat im Jahr 2014 im US-Magazin „Science“ bereits Stellung bezogen zu einer gesünderen Alternative, denn es seien keine Pflanzengifte in Sicht, die sowohl wirksam als auch ökologisch verträglich seien, heißt es da. Deswegen, auch wenn es banal klingen mag, lautet der Vorschlag der Wissenschaftler ganz einfach: „Zurück zur ökologischen Landwirtschaft“. Es dürfte die einzige Chance sein, diesen Planeten zu erhalten. 

Guten Tag.