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15.12.17 / »Jenseits von Gut und Böse« / Die UN will die Plastikverschmutzung in den Ozeanen bekämpfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-17 vom 15. Dezember 2017

»Jenseits von Gut und Böse«
Die UN will die Plastikverschmutzung in den Ozeanen bekämpfen
Peter Entinger

Plastikmüll gilt als eine der größten Bedrohungen für die Umwelt. Immer mehr Länder versuchen mit Steuern, Wiederverwertung oder Strafen für eine Entlastung zu sorgen. Doch in Entwicklungsländern fällt die Umstellung schwer. Im Kampf gegen immer mehr Plastikmüll im Meer müsse man die weltweite Produktion erheblich herunterfahren, forderte der Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Erik Solheim, während eines UN-Umweltgipfels im kenianischen Nairobi. 

Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. „Doch heute schwimmen in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton“, heißt es in einer Erklärung der Umweltschutzorganisation WWF. „Die Plastikverschmutzung in den Ozeanen ist jenseits von Gut und Böse“, erklärte Sam Barratt, der Leiter öffentlicher Kampagnen beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Bis 2050 werde sich der Plastikmüll in den Meeren verzehnfachen, warnte Barratt. Auch Auswirkungen auf den Menschen wurden mittlerweile nachgewiesen. Mit dem Verzehr von Seefisch würden schädliche Kleinstpartikel aufgenommen, warnte die Toxikologin Lisbeth Van Cauwenberghe von der Universität Gent in Belgien in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Stern“. 

Viele Länder haben mittlerweile Maßnahmen ergriffen, in einigen Ländern wurden Steuern eingeführt oder eine Verkaufspflicht verordnet. In Großbritannien und in Deutschland kosten die Tüten bei jedem Einkauf nun Geld. Dies hat zu einer deutlichen Reduzierung geführt. 

Doch in Entwicklungsländern mit einem großen Anteil an Schattenwirtschaft scheint eine Steuer wenig sinnvoll. Laut UN-Angaben helfe hier nur ein globales Verbot. Neben Plastik aus der Schifffahrt oder Fischerei werde hauptsächlich Plastik von Land aus über Flüsse in die Meere eingetragen. Dies passiere in den Ländern, in denen die Sammlung von Abfällen nicht richtig funktioniert. Einen Schwerpunkt bilden nach WWF-Angaben dabei die Länder Südostasiens und Afrikas. Zwischen fünf und zwölf Millionen Tonnen Plastikmüll sollen zuletzt pro Jahr aufgrund mangelhafter oder nicht vorhandener Abfallsysteme in die Meere gelangt sein. Vor allem die hohe Bevölkerungsdichte eines Landes sowie die Menge des produzierten Mülls und die Größe der Küstenabschnitte seien entscheidend dafür, wie viel Plastikmüll in die Meere gelange.

Allerdings sind die Länder der EU für diese Entwicklung mitverantwortlich. Jahrelang wurde Müll nach Asien und Afrika exportiert. Dies ist mittlerweile verboten. Die jährlichen Verpackungsabfälle beliefen sich in Deutschland bei der letzten Messung von 2014 auf 17,8 Millionen Tonnen. Trotz Re­cyclings wurden von den 8,3 Mil­liarden Tonnen Plastikmüll seit 1950, dem Ausgangsjahr der Berechnungen, nur neun Prozent wiederverwertet und zwölf Prozent verbrannt, während der überwältigende Teil in der Umwelt oder auf Deponien landete. Die UN ist daher der Meinung, dass der Kampf gegen den Plastikmüll „noch in den Kinderschuhen“ stecke.