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15.12.17 / Ein Geschenk zum Reformationsjahr / In Allenstein erschien der Nachdruck eines evangelischen Gesangbuchs von 1741

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-17 vom 15. Dezember 2017

Ein Geschenk zum Reformationsjahr
In Allenstein erschien der Nachdruck eines evangelischen Gesangbuchs von 1741
Uwe Hahnkamp

Anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation ist in Allenstein der Nachdruck eines polnischen Gesangbuchs erschienen, dessen Druck ursprünglich König Fried-rich Wilhelm I. von Preußen autorisiert hatte.

Als eine von drei Woiwodschaften der Republik Polen hat Ermland-Masuren das Jahr 2017 durch einen Beschluss des Parlamentds zum Jahr der Reformation erklärt. Unter anderem förderte das Marschallamt der Woiwodschaft zum 500. Jubiläum der Reformation den Neudruck eines Gesangbuches von 1741, der auch auf dem Deutsch-Polnischen Kommunalpolitischen Kongress der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein vorgestellt wurde.

„Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König in Preußen  urkunden und bekennen hiermit, dass Wir dem Buchdrucker zu Königsberg in Unserm Königreich Preußen, Johann Heinrich Hartung privilegiret und ihm erlaubet, die Polnische Bibel, das Polnische Neue Testament und dann endlich ein Polnisches Gesang-Buch zum Druck befördern zu können.“ So heißt es im Privileg, das König Friedrich Wilhelm I. in Preußen am 17. Mai 1738 erteilte und das im „Nowe Wydany Kancjonal Pruski“ (Neu herausgegebenes preußisches Gesangbuch) aus dem Jahr 1741 vor der wissenschaftlich-theologischen Einleitung abgedruckt ist. 

Damit steht es ganz in der Tradition der Reformation, die 1525 zur Schaffung des Herzogtums Preußen als erstem protestantischen Staat beigetragen hat. Gottesdienste wurden seither in einer Sprache abgehalten, die die Gläubigen verstanden, und in der Kirche wurden religiöse Lieder gesungen. Das gemeinsame Singen schaffte Identität, und da viele der ersten Choräle von Martin Luther selbst oder auch Herzog Albrecht stammten, konnten mit ihnen die reformatorischen Ideen weitergegeben werden. Benötigt wurden also Bibeln, Postillen und Gesangbücher in den verschiedenen Sprachen, die im Herzogtum Preußen gesprochen wurden, das heißt Deutsch, Polnisch, Litauisch und Prussisch. Dank des damals neu erfundenen Buchdrucks konnten diese Werke in Königsberg und später auch in Lyck zügig herausgegeben werden, sodass binnen Kurzem jeder Haushalt eine Bibel und ein Gesangbuch in der jeweiligen Muttersprache besaß. Und das blieb so bis ins 20. Jahrhundert.

Wiktor Marek Leyk, der Beauftragte des Marschalls der Woi-wodschaft Ermland-Masuren für nationale und ethnische Minderheiten, ist Masure und Protestant. Das „kancjonal“ war in seinem Elternhaus stets gegenwärtig. Von seinem Großvater Emil hat er die letzte komplette Ausgabe aus dem Jahr 1911 geerbt. Leyk ist der Initiator des Neudrucks des Gesangbuchs von 1741. „Die Idee hatte ich schon länger, aber es gab weder eine Gelegenheit noch Geldmittel“, erzählt er, „als dann 2017 zum Jahr der Reformation erklärt wurde, habe ich es versucht.“ Gemeinsam mit dem Allensteiner Evangelisch-Augsburgischen Bischof Rudolf Bazanowski konnte er den Marschall Gustaw Marek Brzezin von dem Projekt überzeugen.

Von dem 185 Jahre alten Gesangbuch ist in der Bibliothek der Jagiellonen-Universität in Krakau ein Exemplar erhalten, das sogar in einer im Internet einsehbaren digitalisierten Version vorliegt. Die Qualität der Digitalisierung eignete sich allerdings nicht für den Druck, so Leyk: „Elzbieta Skóra vom Allensteiner Verlag ElSet, der die Herausgabe des Nachdrucks des Gesangbuchs übernahm, machte mit Zustimmung der Bibliothek die notwendigen Aufnahmen vom Buch.“ Gedruckt wurde bei einem Verlag in Pelplin, der auf diese Art von Arbeiten spezialisiert ist.

Zum Gesangbuch mit seinen 748 Liedern kommen in der aktuellen Ausgabe zwei weitere Bestandteile hinzu. Einer ist die letzte komplette Ausgabe des Gesangbuchs von 1911. Dieses mit 904 Liedern plus einigen weiteren im Anhang deutlich umfangreichere Werk ließ sich druck-technisch nicht dem Nachdruck beifügen und liegt daher auf CD bei. 

Die zweite Ergänzung geschah auf einen Vorschlag von Elzbieta Skóra hin. Mit den Professoren Janusz Jasinski und Janusz Mallek verfassten zwei Kenner der ostpreußischen Geschichte Erläuterungen zum Gesangbuch. Diese Kommentare sind unter dem Titel „Masurisches Gesangbuch. Vorgesten, gestern, heute“ in Buchform Teil des gesamten Pakets. „So können wir dem Leser ein komplettes, in sich geschlossenes Werk anbieten“, freut sich Leyk, „Es ist nicht nur für polnische Protestanten interessant, sondern auch für Bibliophile und Liebhaber der altpolnischen Sprache.“ 

Die Auflage liegt vorerst bei 300 Exemplaren, die bei der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde Allenstein und beim Zentrum für Erziehung und kulturelle Initiativen in Allenstein (CEiIK) voraussichtlich ab Ende dieses Monats zu erhalten sein werden.