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15.12.17 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-17 vom 15. Dezember 2017

Leserforum

Wunder von Berlin

Zu: Stille Verwesung (Nr. 45)

Völlig unabhängig davon, wie man die neuen Mitbewohner nun korrekt bezeichnen sollte: „Sie sind nun halt da.“ Und auch egal, wie der Multiplikationsschlüssel für den Familiennachzug beschlossen wird: Auch die sind dann halt da. Und wenn auch nur in jedem neuen Jahr weitere 200000 dazukommen würden: In gerade einmal fünf Jahren sind es dann eine weitere Million Menschen mehr.

Doch nun kommt es: Die Lebensversicherungsgesellschaften warben schon vor vielen Jahren (als wir noch ziemlich allein hier im Land waren) mit unserer eigenen dramatischen demografischen Entwicklung, bei der dann ungefähr im Jahr 2030 zwei Beitragszahler einen Rentner ernähren müssten. Das klingt sehr zutreffend, wenn man sich den sogenannten „Lebensbaum“ der ursprünglich deutschen Bevölkerung anschaut.

Wenn wir dann noch die spärliche Entwicklung der echten Realeinkommen in den letzten Jahrzehnten, die kommenden Umwälzungen des Arbeitsmarktes durch die Digitalisierung und Robotisierung, den Trend zu immer mehr unsicheren Arbeitsverhältnissen und die wachsende Konkurrenz der asiatischen Staaten in diese Betrachtung mit einbeziehen, dann sieht diese Entwicklung noch weit weniger freundlich aus. 

Die Renten- und damit Lebens-Aussichten für die ursprüngliche Bevölkerung sind somit schon als ziemlich düster anzusehen, zumal eine private Vorsorge kaum noch machbar ist. Doch wie soll nun noch das Wunder vollbracht werden, all die neuen Mitbewohner, von denen ja nach bisherigen Erfahrungen nur ein äußerst kleiner Teil für sich selbst sorgen kann, ebenfalls adäquat zu versorgen? Wo soll das Geld dafür herkommen? Man braucht sicher kein Mathematik-Genie zu sein, um hier arge Zweifel an einer Lösung zu haben. 

Wie stellen sich das die Parteien und deren Repräsentanten vor? Wo sind die Medien, die sich diesem Thema einmal intensiv widmen? Es soll ja sieben Weltwunder geben. Das (Fußball-)Wunder von Bern 1954 kam als achtes dazu. Folgt jetzt das Wunder von Berlin? Ich kann mich nur noch wundern. 

Henry Peter Stephan, Himbergen






Eine kriselnde deutsch-türkische Ehe

Zu: Erdogans langer Arm (Nr. 44)

Mit Sorge beobachtet die Bun­desregierung die zunehmende Einflussnahme der türkischen Regierung auf ihre in Deutschland lebenden Landsleute? Es muss besser ergänzt werden: Immer wieder mischt sich Ankara in die deutsche Innenpolitik ein. Erdogan wiegelt die hier lebenden Türken gegen die Mehrheitsgesellschaft auf, sein Geheimdienst agiert auf unserem Staatsgebiet.

Der Herrscher vom Bosporus lässt keine Gelegenheit aus, der türkischen Minderheit Ratschläge zu geben und Forderungen an die Bundesregierung zu stellen. Bereits Anfang 2008 sagte er vor 16000 Anhängern in der Köln-Arena: „Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ich verstehe sehr gut, dass ihr gegen die Assimilierung seid. Man kann von euch nicht erwarten, euch zu assimilieren.“

Verbrechen gegen die Menschlichkeit – das hat einen merkwürdigen Beigeschmack. Hat man uns Deutschen diesen Vorwurf nicht schon einmal gemacht? „Es ist empörend und inakzeptabel, dass Erdogan die Souveränität unseres Landes und der Menschen, die hier leben, infrage stellt“, so der FDP-Politiker Lindner. Anlass für diese Aussage war eine bejubelte Ansprache Erdogans im Februar 2011 in Düsseldorf vor 10000 Türken: „Man nennt euch Gastarbeiter, Ausländer oder Deutschtürken. Aber egal, wie euch alle nennen, ihr seid meine Staatsbürger, ihr seid meine Leute, ihr seid meine Freunde, ihr seid meine Geschwister.“

Der Mann vom Bosporus macht immer mal wieder gegen Deutsche Stimmung, so nach dem verheerenden Feuer 2008 in Ludwigshafen oder 2013 nach dem Brand im schwäbischen Back­nang. Damals hieß es in türkischen Medien: „Wieder Deutschland, wieder Türken verbrannt“.

Zwar hat sich damals Erdogan selbst nicht geäußert. Aber sein Vize Bozdag sagte: „Wir hoffen, dass es kein rassistischer Anschlag war.“ Deutsche Behörden und türkische Kriminalisten waren beteiligt. In beiden Fällen kamen sie einvernehmlich zum Urteil: keine Fremdeinwirkung, kein Anschlag. Gibt es in Deutschland also tote Türken, tippt Erdogan auf deutsche Täter.

Ob Generalkonsulate in Deutschland oder türkische Organisationen, sie alle nehmen nicht nur Einfluss auf in Deutschland lebende Türken, sondern auch auf Deutschland selbst. Es ist schwer zu verstehen, wenn die Bundesregierung von „mit Sorge beobachtet“ oder „kritisch wird gesehen“ spricht. Das ist alles nicht neu. Ob UETD, DITIB, Milli Görüs oder Islamische Kulturzentren – es sind Zellen, aus denen das Unheil über Deutschland entsteht. Hier wird Deutschlandhass und Einflussnahme trainiert und nicht der moderate Islam.

Den gibt es nach Aussage von Herrn Erdogan nicht. In der Zeitung „Milliyet“ sagte er: „Diese Bezeichnung ist sehr hässlich, es ist anstößig und eine Beleidigung unserer Religion. Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich.“

Es gibt Stimmen in Deutschland, die meinen, man müsse den Druck auf den türkischen Präsidenten erhöhen und ihm entschlossener entgegentreten. Auch Ex-Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth war der Meinung, dass sie von der Bundesregierung keinen Schlingerkurs, sondern eine klare Reaktion erwarte. Einen Bruch zwischen Ankara und Berlin wird es (vorerst) nicht geben. Status zwischen beiden ist wie in einer kriselnden Ehe: Die Partner gehen getrennte Wege, aber eine Scheidung wollen sie (vorerst) vermeiden.

Heinz-Peter Kröske, Hameln






Chance zur Neuorganisation

Zu: Der Schock von Berlin (Nr. 47)

„Finden Sie das verantwortungsvoll?“, wird FDP-Vorsitzender Christian Lindner nach seiner eindrücklichen Pressekonferenz am 20. November von einer dünnen Stimme gefragt. Wer meint, in diesem Moment eine solche Frage stellen zu müssen, hat den Ausführungen von Herrn Linder nicht richtig zugehört oder ist unfähig, diese zu verinnerlichen: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“

Die Ausführungen von Herrn Lindner sind durchdacht, der Entscheid, Jamaika platzen zu lassen, ist konsequent und völlig richtig. Deutschland steht vor einer grundsätzlichen Neuausrichtung. Das ist das Signal der Bundestagswahlen, bei denen die Karten völlig neu gemischt worden sind.

Die Grünen überschätzen sich gewaltig. Von den Jamaika-Parteien, die bundesweit an der Wahl beteiligt waren, sind sie eindeutig die kleinste Gruppierung: Ganze 6,8 Prozent der Wahlberechtigten haben ihnen ihre Stimme gegeben (8,9 Prozent der Zweitstimmen). Aber die Grünen haben ihre Extrempositionen nicht aufgeben wollen. Wortklaubereien ihrer grauen Eminenz, wie bezüglich des Familiennachzuges, sollten in bisher praktizierter Manier die Grundlage für „falsches Regieren“ geben – dem hat die FDP nun unmissverständlich den Riegel vorgeschoben. 

„Ist doch schön, so ein Ausflug in die Südsee“ – das ist nun dem grünen Ministerpräsidenten aus Baden-Württemberg versagt. (Bitte, Herr Kretschmann: Jamaika liegt in der Karibik).

Die Sozialdemokraten möchten auf keinen Fall den Lückenbüßer abgeben, und mit der schwer angeschlagenen CDU, bei der es nur um den Erhalt von Bundeskanzlerin Merkel geht, wieder eine Große Koalition eingehen? Nur das nicht! Bei Neuwahlen hat die SPD die Chance, mit einem neuen Kandidaten – Scholz oder Nahles – die Scharte wieder auszuwetzen. Ich würde Frau Nahles vorziehen. Sie spricht wie Lindner klar und deutlich – allerdings mit anderem Inhalt.

Lindner hat den Dank, die Anerkennung der Republik verdient: Er erschüttert Merkel und ihre CDU. Mangelnde Führung in den Sondierungen. Immer nur zu moderieren und keine Richtung vorzugeben, funktioniere nicht, wenn da keine Seite sei, auf die man sich schlagen könne, sagt Andrea Nahles. Und Lindner gibt dem Land eine Chance, sich neu zu organisieren.

Jürg Walter Meyer, Leimen






Kennzeichen PC

Zu: „Vergangenheitsbewältigung“ im Straßenverkehr (Nr. 48)

Ich muss stets innerlich schmunzeln, wenn ich mit der „Vergangenheitsbewältigung“ mit­tels amtlichem und politisch korrektem Sprachgebrauch konfrontiert werde.

Als Einwohner, der schon etwas „länger hier lebt“, darf ich daran erinnern, dass das Autoauslandskennzeichen für das Saarland von 1945 bis 1949 „SA“ lautete. Igitt, was hatten sich die Franzosen dabei wohl gedacht?

Bei ausländischen Fahrzeugen mit dem Nationalitätenkennzeichen „KZ“ (Kasachstan) auf unseren Straßen hoffe ich jeweils, dass sie nicht mit der Antifa in Kontakt geraten, die das Kennzeichen in ihrem Wahn der political correctness (PC) als Provokation mit ungeahnten Folgen missdeuten könnte. Schließlich mussten in den 70er-Jahren zwei deutsche Lkw-Fahrer in Afghanistan schon ihr Leben lassen, weil die dortigen Taliban-Steinzeitkrieger das deutsche Autokennzeichen „SU“ (Rhein-Sieg-Kreis) für das Auslandskennzeichen SU (Sowjetunion) gehalten hatten.

Meinen russischsprachigen Bekannten in der Ukraine empfehle ich bei Gesprächen augenzwinkernd und „bierernst“ den Namen der Stadt Odessa besser in ukrainischer Sprache (Odesa) zu schreiben, damit sie nach deutschen Maßstäben politisch unverdächtig korrekt agieren. Aber dabei kommen sie als „Russen“ in der Ukraine vom Regen in die Traufe. „It’s a strange, strange world we live in.“

Karl Krugmann, Erfurt