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22.12.17 / Weltweit die am meisten bedrohte Religion / Christenverfolgung erreicht einen neuen Höchststand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-17 vom 22. Dezember 2017

Weltweit die am meisten bedrohte Religion
Christenverfolgung erreicht einen neuen Höchststand
Bodo Bost

Im Zeitraum von 2015 bis 2017 hat die Christenverfolgung in vielen Ländern weltweit einen neuen Höchststand erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht,  den das britische Nationalbüro von „Kirche in Not“ vorgestellt hat.

Die Untersuchung behandelt 13 Länder, in denen es im vergangenen Jahr zu besonders schweren Übergriffen auf Christen kam. „Die Verfolgung nimmt weiter zu“, betont Autor John Pontifex. Brennpunkte seien vor allem muslimisch geprägte Länder sowie autoritär regierte Staaten, wie Eritrea und Nordkorea. Fundamentalistische Gruppierungen wie der IS im Nahen Osten, „Boko Haram“ in Nigeria oder „Shebaab“ in Somalia und den Nachbarländern richteten sich zwar nicht ausschließlich gegen Christen, diese seien jedoch die am stärksten betroffene Gruppe. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben wiederholt von einem versuchten Völkermord an Christen im Irak gesprochen. Rund 120000 Christen sind nach dem Auftauchen des IS im Jahre 2014 im Irak zu Binnenflüchtlingen geworden. Während es für verfolgte Jesiden ein großzügiges Aufnahmeprogramm für Zehntausende in Deutschland gibt, sollen Christen nach dem Wunsch ihrer Bischöfe im Lande verbleiben. Deshalb hat im Irak jetzt nach der Zerschlagung des IS unter der Regie von „Kirche in Not“ ein groß angelegtes Wiederaufbauprogramm in der Ninive-Ebene begonnen für einst christlich besiedelte Dörfer. In anderen Gegenden wie in Kirkuk geraten die Christen dagegen zwischen die Fronten des neu aufgeflammten  kurdisch-schiitischen Konflikts.

In Syrien wird die Verfolgung vor allem in der zweitgrößten Stadt Aleppo, die bis 2011 eine der größten christlichen Gemeinschaften des Landes zählte, deutlich. Hier ist die Zahl der Christen von über 150000 auf knapp 35000 im Jahre 2017 gesunken, ein Rückgang um mehr als 75 Prozent. Auch in Homs ist ein ähnlicher Rückgang zu verzeichnen. Weniger stark war er in der Hauptstadt Syriens, Damaskus, und in den Alawitenstädten Tartus und Latakia, die kaum vom Bürgerkrieg betroffen waren. Auch in Ägypten, wo immer noch acht Millionen Christen leben, ist die Verfolgung zwar nicht von staatlichen Stellen, aber von fundamentalislamischen Gruppen stärker geworden. Auch der Staat, offiziell freundlich gegenüber den Christen eingestellt im Jahr des Papstbesuchs, verbietet Konversionen zum Christentum. Im Iran ist es auch unter dem als moderat geltenden Präsidenten Hassan Rohani Christen verboten, Gottesdienste in der Landessprache Farsi zu feiern, bei allen Gottesdiensten muss ein muslimischer Wächter dabei sein.

Aber nicht nur die religiöse, auch die politische Verfolgung nimmt wieder zu. So leiden die vermuteten über 100 Millionen Christen in China nach einer Phase leichter Öffnung wieder verstärkt unter Verfolgung. So sind beispielsweise in der Küstenprovinz Zhejiang über 2000 Kreuze auf Kirchen demontiert und einige Gotteshäuser ganz zerstört worden. Immer wieder werden Priester verhaftet und festgehalten, um sie auf die staatliche Religionspolitik einzuschwören. Laut dem Pontifex gibt es ein bedrückendes Resümee: „Christen werden mehr verfolgt als jede andere Glaubensgruppe. 75 Prozent aller religiösen Verfolgung auf der Erde richtet sich gegen Christen.“ Der World Watch Monitor des freikirchlichen Hilfswerks „Open Doors“ kommt für 2016 zu ähnlichen Ergebnissen: „Mehr als 200 Millionen Christen, andere Angaben sprechen von bis zu 600 Millionen in 50 Ländern, leiden unter Verfolgung wegen ihres Glaubens.“ Und dies, obwohl die Christen mit fast zwei Milliarden Anhängern immer noch die stärkste religiöse Gemeinschaft sind.

(siehe auch Interview Seite 2)