19.04.2024

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22.12.17 / Münchens Herr der Krippen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-17 vom 22. Dezember 2017

Münchens Herr der Krippen
Susanne Habel

Krippenszenen fesseln jung und alt. Eine Zeitreise in eine Welt, die von Hirte und König, von Stall und Palast geprägt ist, bietet die Krippensammlung Max Schmederers, die das Bayerische Nationalmuseum in München zu dessen 100. Todesjahr in einer Sonderausstellung präsentiert. 

„Der Münchner Bankier Max Schmederer war der weltweit bedeutendste Sammler historischer Krippen“, erklärt Generaldirektorin Renate Eikelmann. Mit Kennerblick habe er die besten Exemplare aus Bayern, Tirol und Italien erworben, die er zunächst in seinem herrschaftlichen Haus deponierte: „Dorthin lud er jedes Jahr Tausende von Freunden zur privaten Krippenschau!“ 

1893 schenkte Schmederer seine riesige Sammlung dem Bayerischen Nationalmuseum. Sie wurde nach seinen Anweisungen im Dachgeschoss aufgestellt. Kurator Sybe Wartena demonstriert an einem massiven Säulenbaldachin: „Mit Teilen von Architekturkulissen, die lange im Depot ruhten, vermitteln wir, was hinter den faszinierenden Szenerien steckt und wie Schmederer seine Anlagen komponierte.“ 

Eigenhändige Zeichnungen des Krippenarrangeurs und Baustellenfotos veranschaulichen die Entstehungsprozesse der oft ge­waltigen Ensembles. Schon im heimischen Haushalt hatte der Sammler meterhohe und -breite Krippen aufgebaut, was er dann im Nationalmuseum mit versierten Handwerkern noch verstärkte: Die „Palastkrippe“ ist über zehn Meter breit. 

Schmederers Leben wird nun zwischen seinen ehemaligen Schätzen „inszeniert“: sein Lungenleiden, die Dauerliaison des Junggesellen mit Hofschauspielerin Josephine Menge (1875–1947), seine detektivischen Krippensammelreisen und geschickte diplomatische sowie PR-Arbeit in eigener, das heißt, Krippen-Sache. Immer wieder setzte er den Ankauf von wertvollen Krippen durch. Beim Besuch von Kaiser Wilhelm II. schenkte Schmederer im Jahr 1906 Kaiserin Auguste Viktoria ein Krippenensemble, dessen Spur sich in Berlin verlor. In München ist davon ein Schmederer-Foto mit den Originalfiguren erhalten. 

Wie all die 10000 Figuren oder 20000 kleinen Einzelteile erhalten und restauriert werden, erläutert die letzte Station. „Präventive Konservierung“ be­deutet, dass die zarten Gewänder und Puppengesichter nicht durch Berührung oder Licht geschädigt werden sollten. Be­staunen im Museum geht allemal, und das besonders zu Weihnachten.


„Der Herr der Krippen. Max Schmederer. Sammler, Stifter, Vi­sionär“ läuft bis 4. März im Bayerischen Nationalmuseum, Prinz­regentenstraße 3, München. Ge­öffnet Diens­tag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr. Weihnachten, Silvester und Neujahr ist von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt: 9 Euro. Internet: www. bayerisches-nationalmuseum.de