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22.12.17 / Christian Lindner – ernsthaft und entschlossen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-17 vom 22. Dezember 2017

Christian Lindner – ernsthaft und entschlossen
Karlheinz Lau

Rechtzeitig vor der Bundestagswahl am 24. September 2017 kam Christian Lindners Buch „Schattenjahre“ auf den Markt. Es war mit Sicherheit beabsichtigt, eine Standortbestimmung der Freien Demokraten und ihres Vorsitzenden der Öffentlichkeit vorzustellen. Das wurde schon deshalb notwendig, weil nach dem krachenden Aus 2013 die FDP Gefahr lief, völlig aus dem politischen Bewusstsein der Menschen und bei Meinungsumfragen unter die Rubrik „Sonstige“ zu fallen. 

Die Sorge, eine „Nischenpartei“ ohne Gestaltungsmöglichkeiten nach dem Verschwinden aus dem Bundestag zu werden, trieb nicht wenige Mitglieder um. Es war nun unbestritten das Verdienst von Lindner, seit 2013 Vorsitzender der FDP, seine Partei über Erfolge bei Landtagswahlen, zum Beispiel in den drei Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin, zurück in den Bundestag geholt zu haben. Er beschreibt detailliert seine Ochsentour als „Außerparlamentarische Opposition/Organisation“ durch die Mühen der Ebene mit dem Ziel des Wiedereinzugs seiner Partei in den Deutschen Bundestag. Für Lindner waren die Jahre zwischen 2013 und 2017 ein Marathonlauf, folgende Zahlen belegen das: 372000 Kilometer im Auto, 453 Flüge, 673 Interviews sowie 951 Reden auf großen und kleinen Veranstaltungen, in Turnhallen, auf Grillfesten oder bei Diskussionsabenden in örtlichen Handwerkskammern. 

Die zentrale Veranstaltung für die FDP ist jedes Jahr im Januar das Dreikönigstreffen in Stuttgart. Dieses hat eine lange Tradition seit 1866, als sich demokratische Volksvereine aus Württemberg trafen. Erstmalig sprach Lindner als Parteivorsitzender 2014 auf dem Traditionstreffen. Natürlich bot er in den ganzen Jahren keine Ein-Mann-Schau. Er hatte eine kleines Team von Mitarbeitern, deren Namen noch relativ unbekannt waren: Marco Buschmann oder Alexander Graf Lambsdorff sind stellvertretend zu nennen. Die Etappen des Wiederaufstiegs der FDP werden durch Ergebnisse von Meinungsumfragen dokumentiert, die jeweils am Beginn einzelner Kapitel platziert sind. 

Der Untertitel des Buches lautet „Die Rückkehr des politischen Liberalismus“. Gemeint sind damit die Jahre zwischen 2013 und 2017, Schattenjahre für die Partei. Ein Rückgriff auf die Geschichte des Liberalismus, der seinen Ursprung im 19. Jahrhundert hat, findet nicht statt, ebenso wenig werden die lange Jahrzehnte politisch prägenden Nationalliberalen erwähnt, dieser Flügel existiert seit Beginn der Bundesrepublik Deutschland praktisch nicht mehr. Lindner will vielmehr das Leitbild eines aktuellen und modernen Liberalismus entwickeln, der für die neu aufgestellte FDP das Wertesystem darstellt, das für das politische Handeln konstitutiv ist. Er propagiert das  liberale Leitbild, in dem der einzelne Mensch als Staatsbürger im Mittelpunkt steht und frei seine Entscheidungen für sein persönliches und gesellschaftliches Leben trifft. 

Der Staat hat die Rolle eines Ordnungsgebers, der den Rahmen für das Zusammenleben der Bürger  demokratisch festsetzt. Das bedeutet gleichzeitig seine Verantwortung für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Das Grundgesetz ist die überwölbende und liberale Verfassung, deren Werte nicht verhandelbar sind. Diese Aussagen betont Lindner wiederholt in seinem Buch, was seine Ernsthaftigkeit und auch Entschlossenheit betont, es ist sein Credo, das er seiner Partei abverlangt. Eine bekannte Tageszeitung zitiert ihn: „Erst muss die Haltung stimmen, dann der Dienstwagen.“ Natürlich muss der Bogen von diesem Buch zu den tagesaktuellen Ereignissen der Regierungsbildung geschlagen werden. Man kann die Entscheidung Lindners, die „Jamaika“-Sondierungen abzubrechen, inhaltlich nachempfinden. Das Buch bietet interessante Einblicke in Lindners Partei.

 Christian Lindner: „Schattenjahre. Die Rückkehr des politischen Liberalismus“ , Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017, gebunden, 338 Seiten, 22 Euro