26.04.2024

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05.01.18 / Quo vadis, Korea?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-18 vom 05. Januar 2018

Quo vadis, Korea?
Friedrich-Wilhelm Schlomann

Präventivschlag gegen Nordkorea. Ein Wort, welches man neuerdings häufiger in Washington vernimmt, und es scheint nicht mehr eine bloße propagandistische Drohung zu sein, sondern ein von führenden Militär- und Geheimdienstkreisen ernsthaft verfolgter Gedanke. 

Unbestritten ist, dass selbst alle Bemühungen seitens der UNO keinerlei Erfolge gebracht haben und China seine für Pjöngjang so entscheidend wichtigen Öl-Lieferungen nicht völlig einstellen will. Andererseits können Nordkoreas Raketen jetzt wahrscheinlich sogar New York erreichen, und morgen dürfte das Land wahrscheinlich über Nuklear-Raketen verfügen. Mit dieser Möglichkeit, so glauben die USA, wolle die sogenannte Demokratische Volksrepublik Korea die Vereinigten  Staaten erpressen, einen Friedensvertrag abzuschließen inklusive eines Abzugs der US-Streitkräfte aus Südkorea. Eine Wiedervereinigung der Halbinsel zu einem kommunistischen Staat wäre zweifellos nächstes Ziel Kim Jong-uns, was – wie schon 1950 – allerdings zu einem blutigen Bruderkrieg führen würde.

Es ist kein Zufall, dass das National Reconnaissance Office (NRO), der für Satelliten-Beobachtungen zuständige US-Nachrichtendienst, nunmehr erstmals seine genauen Informationen über den Abschuss der nordkoreanischen Rakete „Hwasong15“ am 29. November veröffentlicht hat. Danach haben die USA deren Startvorbereitungen mindestens 72 Stunden im Voraus entdeckt und zwei Stunden vor dem Abschuss ebenso dessen letzte Vorbereitungen festgestellt. Dass Nordkorea in jeder Weise und mit sämtlichen technischen Mitteln Tag und Nacht beobachtet wird, ist seit Längerem ein offenes Geheimnis. Die jetzt publizierten Erkenntnisse bedeuten indes, dass das NRO heutzutage durchaus in der Lage ist, eine solche Rakete schon vor ihrem Start in Nordkorea selber zu zerstören.

Diese Tatsachen wurden auf Umwegen mit voller Absicht Pjöngjang zugespielt. Dass Kim Jong-un angesichts dieser Situation sein Verhalten überdenken wird, kann man nur erhoffen.

Doch auch ein Präventivschlag Washingtons birgt ein hohes Risiko: Gelänge es gleichzeitig nicht, die rund 12000 nordkoreanischen Artilleriegeschütze unmittelbar am 38. Breitengrad zu eliminieren, könnten diese innerhalb von nur wenigen Stunden die südkoreanische Hauptstadt Seoul mit ihren heute rund 20 Millionen Einwohnern zerstören – sie liegt lediglich 39 Kilometer von der innerkoreanischen Grenze entfernt.

Quo vadis, Korea?