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05.01.18 / Trottelige Dreierbande / Die Olsenbande wird 50 – Kopenhagen würdigt das Räubertrio mit einer Ausstellung in Originalstudios

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-18 vom 05. Januar 2018

Trottelige Dreierbande
Die Olsenbande wird 50 – Kopenhagen würdigt das Räubertrio mit einer Ausstellung in Originalstudios
Andreas Guballa

Der dänischen Olsenbande, einem ebenso einfallsreichen wie erfolglosen Einbrechertrio, flogen vor allem in der DDR die Zuschauerherzen zu. Vor 50 Jahren erschien der erste von 14 Filmen mit Egon, Benny und Kjeld.

Louis de Funès, Terence Hill und Bud Spencer, die Olsenbande – diese Spaßmacher brachten seit den 60er Jahren Millionen von Menschen in vielen Ländern zum Lachen. Anders als in der DDR stand in der Bun­desrepublik die dänische Olsenbande dagegen im Schatten anderer Kultserien, da die Filme wegen absehbarer Handlung und fehlender Action bei vielen Zuschauern als betulich galten. Daneben spielte auch die Machart eine Rolle. Ein kleiner Dicker, ein Lulatsch in Hochwasserhosen und gelben Socken, ein adrett in einen Anzug gekleideter Gentleman mit Zigarrenstummel im Mundwinkel: Das war nicht gerade der neueste Kinoschrei.

Im ZDF lief die Olsenbande unter dem Titel „Die Panzerknackerbande“ mit wenig Erfolg, nicht ohne Grund: Die Texte wurden mit weniger Witz übersetzt und die Filme für die Ausstrahlung auf Standardsendezeiten zusammengeschnitten. Zudem trafen die westdeutschen Synchronisationsstimmen den schrägen Ton ihrer Protagonisten weniger gut als ihre prominenten mitteldeutschen Kollegen Karl-Heinz Oppel oder Helga Hahnemann. 

Nicht ohne Humor sind auch die Hintergründe für die originellen mitteldeutschen Sprachschöpfungen. Im dänischen Original kommentiert Benny die Pläne von Egon mit „Skide godt“, zu Deutsch „Scheißgut“. Das galt in der DDR als zu unflätig. Dialogbuchautor Wolfgang Woizick stammte aus Brandenburg, wo sich das Wort „mächtig“ gewisser Beliebtheit erfreute – er ist der Erfinder des bis heute bei allen Olsenbanden-Fans be­kannten Ausdrucks „mächtig gewaltig“, der auch als Synonym für ambitionierte Projekte gilt, die zum Scheitern verurteilt sind. 

Mit dem Tod von Kjeld-Darsteller Poul Bundgaard 1998 fand die Serie nur ein vorübergehendes Ende. In den letzten Jahren wurden die Animationsfilme „Die Olsenbande in feiner Gesellschaft“ und „Die Olsenbande auf hoher See“ für ein jüngeres Publikum gedreht. Inzwischen ist die Olsenbande auch ins Theater ge­kommen. Ausverkaufte Vorstellungen zum Beispiel in Rostock, Cottbus oder im Mittelsächsischen Theater Döbeln zeugen von der nach wie vor großen Popularität von Dänemarks berühmtester Verbrecherbande in Mitteldeutschland.

Jetzt holt uns die Nostalgiewelle wieder ein: Anlässlich des halben Jahrhunderts Krimispaß eröffnen die Filmstudios von Nordisk Film im Kopenhagener Stadtteil Valby am 6. Ja­nuar eine neue Sonderausstellung im historischen Studio 4, in dem die meisten Innenszenen der 14 Kassenschlager um Hauptfigur und Bandenchef Egon Olsen – ge­spielt von Ove Sprogøe – und seine Freunde Benny Frandsen (Morten Grundwald) und Kjeld Jensen (Poul Bundgaard) zwischen 1968 und 1998 gedreht wurden. 

Die exklusive Ausstellung ist mit 400 Quadratmetern vier Mal größer als ihre Vorgängerin und präsentiert bekannte, unvergessene Szenen und Kulissen aus den bis heute beliebten Filmen – darunter ein Bunker aus Jütland (aus „Die Olsenbande fährt nach Jütland“, 1971), das gemütliche Wohnzimmer von Yvonne Jensen oder das protzige Büro von Direktor Hallandsen. Dazu zeigt die Ausstellung mehr als 90 originale Requisiten, einige der alten Gangsterwagen der dänischen Un­glücks­helden sowie Kostüme aus allen Filmen, von denen viele bisher noch nie öffentlich zu sehen waren. Ebenfalls ein bisher ungehobener Schatz aus den Archiven von Nordisk Film sind erstmals gezeigte „Making-of“-Fotos von Dreharbeiten und Originalschauplätzen.

Die neue Sonderausstellung von Nordisk ist vom 6. Januar an das ganze Jubiläumsjahr über immer sonnabends und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Alle Informationen sind auch in deutscher Sprache erhältlich. Auf Wunsch stehen während der Öffnungszeiten deutschsprachige Besucherführer für Fragen und Antworten zur Verfügung. 

Ein besonderes Geburtstagsgeschenk macht Nordisk Film, die älteste noch arbeitende Filmproduktionsgesellschaft der Welt, allen Olsenbanden-Fans immer am ersten Sonntag jedes Monats, wenn in all ihren Kinos jeweils einer der legendären Olsenbanden-Filme gezeigt wird – allerdings „nur“ im dänischen Original und voraussichtlich ohne Untertitel.

Der Eintritt zur „Olsenbanden“-Ausstellung kostet 100 Dänische Kronen (etwa 13,50 Euro), Kinder unter zehn Jahren frei. Führungen auf Deutsch nur gegen Vorausbuchung und für Gruppen unter der E-Mail rundvisning@nordiskfilm.com oder Telefon 0045-29745500. Infos im Internet unter: www.nordiskfilm.com sowie www.nordiskfilm.com/int/Tour-at-Nordisk-Film/The-Olsen-Gang-Tour. 

Zum Jubiläum ist im Schwarzkopf-Verlag unter dem Titel „Meine Tage in gelben Socken“ ein Buch erschienen, in dem sich Benny-Darsteller Morten Grundwald an diese großartige Zeit erinnert und die Filme ausführlich Revue passieren lässt (232 Seiten, 39 Euro). Der Schriftsteller Uwe Tellkamp („Der Turm“) schrieb das Vorwort.