19.04.2024

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05.01.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Mit Inbrunst in den Klamauk / Wie Berlin uns immer wieder bei Laune hält, was Lindner und Kubicki gefehlt hat, und warum nur Versager seriös sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-18 vom 05. Januar 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Mit Inbrunst in den Klamauk / Wie Berlin uns immer wieder bei Laune hält, was Lindner und Kubicki gefehlt hat, und warum nur Versager seriös sind

Ist Ihnen langweilig? Dann haben wir den idealen Job für Sie – nicht irgendwo in der Provinz, sondern am Puls des Landes, in unserer Hauptstadt Berlin. Da sind bekanntlich kurz vor dem Jahreswechsel vier Häftlinge aus dem Gefängnis Plötzensee ausgebüxt, und zwar unter dem wachen Auge einer Überwachungskamera.

Warum das in der Alarmzentrale keiner bemerkt hat? Ach, seufzte Anstaltsleiter Uwe Meyer-Odewald: In der Zentrale laufen 30 Monitore, da guckt man höchstens mal drauf, wenn einem „langweilig“ ist. Und das war das Problem: Dem Anstaltspersonal war offenkundig nicht langweilig. Was die wohl gerade gemacht haben, als neben ihnen ganze drei Minuten lang die Bilder vom spektakulären Ausbruch über den Bildschirm liefen? Skat kloppen? Weihnachtsgeschenke vergleichen? Glühwein kippen? Es hat dann noch fast eine Dreiviertelstunde gedauert, bis die Wächter mitbekamen, dass ihnen etwas entgangen war. Die Fahndung nach dem Quartett lief zunächst nicht öffentlich, aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Ausbrecher. 

Ja, Berlin! Wo Islam-fanatische Mörder zu „Märtyrern“ erklärt und Drogendealer zu Helden des Alltags erhoben werden. Vom Flughafen reden wir ja gar nicht mehr. Wer sich in so einer Metropole langweilt, dem ist nicht zu helfen. Kaum eine Woche vergeht mehr, ohne dass uns unsere Hauptstadt mit neuem Klamauk versorgt. Dabei nötigt es Respekt ab, mit welcher Geradlinigkeit, welcher unbeirrbaren Konsequenz die Grenzen von Verblendung und Verblödung an der Spree immer weiter gedehnt werden. Und das in einer genialen Mischung aus Inbrunst und Leichtigkeit, die Ihresgleichen sucht in der Republik. 

Für die Republik hält das angelaufene Jahr allerhand Spannung bereit. Große Verwerfungen kündigen sich an. Fast scheint es, dass man sogar in der CDU zu begreifen beginnt, dass die Union die Bundestagswahlen doch nicht gewonnen hat. 

Seit dem Flüchtlingsmärchen von 2015 hatte sich in den oberen Etagen von Politik und Medien die Überzeugung durchgesetzt, dass die Wirklichkeit eigentlich unbedeutend ist für das eigene Reden und Handeln.

Ganz in dieser Bahn laufend, hatten die politisch Verantwortlichen den Nasenstüber vom           24. September in einen Wählerauftrag zum „Weiter so“ umfrisiert und sich ganz entspannt ans Jamaika-Sondieren gemacht. Seit Ende November aber geht alles schief. 

Bedenkliches kündigt sich an. Auf gar nicht mehr so leisen Sohlen entfernt sich der politisch-mediale Komplex von Angela Merkel. Es werden sogar schon Namen von möglichen Nachfolgern genannt und Umfragen gestreut, nach denen eine Mehrheit der Deutschen der ewigen Kanzlerin überdrüssig ist.

Davon elektrisiert traut sich sogar die FDP wieder auf die Bühne. Über Jamaika könne man vielleicht doch noch mal reden, hieß es von den Gelben ganz unerwartet.

Was reitet die wohl? Vermutlich leiden die Liberalen am Mangel an Aufmerksamkeit. Kann man verstehen, bei der Vorgeschichte: Nach vier Jahren Parlaments-Ausschluss inklusive politischer Nahtod-Erfahrung haben es Christian Lindner und Wolfgang Kubicki aus vollen Zügen genossen, dass sie wegen der Jamaika-Gespräche seit Oktober wieder überall im Rampenlicht standen.

Nachdem sie das Projekt hatten platzen lassen, dauerte die Aufmerksamkeit noch ein, zwei Wochen an, wenn auch weit weniger freundlich als zuvor. Aber immerhin, man blieb im Gespräch.

Danach aber wurde es still um die FDP-Stars, niemand kitzelte ihnen mehr den Bauch oder beschimpfte sie wenigstens. Sie waren wieder weg aus den Schlagzeilen, was der Eitelkeit eines Kubicki oder Lindner schmerzlich auf die Füße gefallen sein muss.

Zum Glück der Freidemokraten entpuppten sich die neuerlichen schwarz-roten Vorverhandlungen umgehend als trostloses Gewürge, sodass jeder Reiz einer weiteren Groko schon im Ansatz verdampfen musste. Das bot die Gelegenheit, sich wieder nach vorne zu drängeln.

Um nicht in heikles Terrain zu geraten, haben die Liberalen einen Schutzwall aus Bedingungen aufgetürmt, der sie davor schützen soll, wirklich gefragt zu werden, ob sie regieren wollen: Neuwahlen soll es geben und Merkel müsse gehen.

Dieser Wall wird vorerst halten. Vor Neuwahlen fürchten sich die Sozis mehr denn je. Die Weih­nachtsgans kaum verdaut, knallte ihnen Forsa kurz nach dem Fest den Umfragewert von 19 Prozent vor den Latz. Die Union kommt von ihrem scheußlichen Septemberresultat ebenfalls nicht weg, es könnte also auch für die Schwarzen noch schlechter werden als ohnehin.

Richtig spannend ist natürlich die Frage nach der Zukunft der ewigen Kanzlerin. Könnte es wirklich sein, dass Merkels Zeit sich dem Ende neigt? Man mag es sich kaum vorstellen, aber wie wir schon anmerken mussten: Eine wachsende Zahl von Leuten tut es trotzdem. Wenn eine Regentschaft zu Ende geht, sind die Schranzen des alten Regimes gut beraten, sich rechtzeitig aus dem Staube zu machen, um Abstand zwischen sich und die verglimmende Macht zu bringen. Sonst reißt sie einen mit in die Tiefe.

Auffallend viele Kommunalpolitiker sind in den letzten Tagen an die Öffentlichkeit gegangen, um uns mitzuteilen, wie sehr sie unter den Folgen der offiziellen Willkommenskultur leiden. Mitleid? Nun ja: Erinnern wir uns lieber an den Karlsruher CDU-Parteitag vom Dezember 2015 oder die 100 Prozent für Martin Schulz Anfang 2017. Waren da nicht auch welche von jenen Kommunalpolitikern dabei, die jetzt herumjammern? Hatten sie Merkel nicht mit stehenden Ovationen überschüttet? War da in Karlsruhe nicht dieses 1000-zu-zwei-Ergebnis, mit dem die CDU-Delegierten die Wir-schaffen-das-Politik der Willkommenskanzlerin nahezu einhellig unterstützt haben? Und wie waren sie mit denen umgegangen, die ihnen damals schon haarklein und mit längst gemachten Erfahrungen belegt vorrechneten, wo das alles enden wird?

Ach du liebe Zeit! Und nun? Hatten die „Rechten“ etwa recht? Wenn ja, wie können wir verhindern, dass das durchsickert? 

Der Bürgermeister von Kandel kennt den Ausweg: In dessen Gemeinde ist die 15-jährige Mia von einem Afghanen getötet worden. Sie hatte sich zunächst mit ihm eingelassen, ihn dann aber abserviert, was der Afghane als unverzeihlichen Anschlag auf seine Mannesehre verstand. 

Kandels SPD-Bürgermeister wandte sich nach der schreck­lichen Tat umgehend dem            erstrangigen Problem zu: der Gefahr fremdenfeindlicher Parolen, die infolge der Tat aufkommen könnten. Damit hat er die Asylpolitik geschickt aus der Schusslinie gezogen und die Deutschen zum eigentlichen Gefahrenherd erklärt. 

Dieser Trick hat sich seit Längerem bewährt. Je mehr die Ergebnisse der Grenzöffnung zutage treten, desto wertvoller wird diese Strategie. Demnach dürfen wir für dieses Jahr damit rechnen, dass der Kampf gegen Rechts ganz neue Dimensionen erklimmt. Nach jedem neuen „Vorfall“, in den „Männer“, „Jugendliche“ oder „Gruppen“ verwickelt sind, werden wir umso leidenschaftlicher auf den Plan treten, um jene zum Schweigen zu bringen, die politische Fragen stellen.

Den Rest besorgen gut eingeübte Floskeln. Etwa, wenn einer fragt, warum 2015 niemand auf die Warner hören wollte. Dann sagen wir eben, dass „kein seriöser Beobachter das Ausmaß der Probleme“, die mit der ungezügelten Asylflut auf uns zukommen würden, „hatte vorhersehen können“.

Damit geben wir zu verstehen, dass jeder, der es damals schon wusste und sagte, als „unseriös“ zu betrachten ist und daher nicht zählt. Auf diese Weise kann man jedes auch noch so gigantische wie schuldhafte Versagen zum Ausweis nobler Haltung adeln.