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12.01.18 / Bauboom bedroht Baikalsee / Regierung alarmiert: Fischrückgang wegen Verunreinigung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-18 vom 12. Januar 2018

Bauboom bedroht Baikalsee
Regierung alarmiert: Fischrückgang wegen Verunreinigung
Manuela Rosenthal-Kappi

Seit gut zehn Jahren erfreut sich der Baikalsee steigender Beliebtheit bei Touristen, was an einem regelrechten Bauboom von Ferienhäusern und Hotels entlang des Ufers abzulesen ist. Weil diese Einrichtungen ihre Abwässer ungefiltert in den See leiten, droht das ökologische Gleichgewicht des als „sauberstes Süßwasserreser-

voir“ bekannten Baikalsees zu kippen. Mit 25 Millionen Jahren ist er nicht nur der älteste, sondern mit 1642 Metern auch der tiefs-te Süßwassersee der Erde. 

Ein Zuviel an Phosphor und Stickstoff hat dazu geführt, dass die in jedem Natursee vorkommende Grünalge Spirogyra ungehindert wächst. Die chemischen Substanzen aus 

Waschmitteln sind für die Pflanzen Dünger. Im vergangenen Sommer wurde bereits das Ausmaß der Verschmutzung sicht- und riechbar, als der Wind Algenteppiche mit grünem, faulendem Schlick an die Ufer spülte. Normalerweise sorgen winzige Flohkrebse für die Sauberkeit des Wassers, da sie kleinste Algen und Bakterien vertilgen. Gewinnen jedoch Algen durch Überdüngung die Oberhand, sterben die Krebse ab. 

Ende vergangenen Jahres beunruhigte ein mysteriöses Massensterben der Baikalrobbe, einer im Süßwasser lebenden Robbenart, Anwohner und Behörden. 140Robbenkadaver waren innerhalb weniger Tage an Land gespült worden, 80 Prozent von ihnen waren trächtige Weibchen. Eine Erkrankung der Tiere konnten die Behörden von Irkutsk ausschließen. Wissenschaftler stellten zu ihrer Überraschung fest, dass die Robben an Herzstillstand verstorben waren, wobei auffällig war, dass die Magen- und Darmtrakte der Tiere keinerlei Inhalt enthielten. Sergej Grochotow vom Veterinäramt in Irkustk geht davon aus, dass die Robben an Unterernährung gestorben sind. 

Die Regierung ist alarmiert. Seit Jahren ist ein Rückgang des Fischbestands im Baikalsee zu verzeichnen. Das russische Landwirtschaftsministerium hat Fangverbote verhängt. Von Oktober an ist der kommerzielle wie auch der Sport-Fang geschützter Fischarten untersagt. 

Auf ein anderes ökologisches  Problem, das durch die Industrialisierung am Baikalsee entstanden war, hat die Regierung schon früher reagiert: Die veraltete Zellstoff- und Papierfabrik bei Baikalsk, die jahrzehntelang ihre Abwässer in den See eingeleitet hatte, wurde 2012 geschlossen. Ein Teil der Anlage wird noch zur Erzeugung von Fernwärme für Baikalsk genutzt. 

War das Landschaftsbild am Baikalsee in der Vergangenheit von intensiver Nutzung von Wäldern durch Kahlhiebe bedroht, wurden nach 1996, als die Baikalregion in die Weltnaturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde, nationale und regionale Gesetze zu Natur- und Umweltschutz erlassen. Nun soll die Zahl der unter ökologischer Aufsicht stehenden Objekte erhöht und die Kontrollen der touristischen Infrastruktur im Küstengebiet verstärkt werden, damit der Baikalsee sich wieder erholen kann.