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12.01.18 / Gut gesicherter Preußenschatz / Königskrone hinter Panzerglas – Burg Hohenzollern präsentiert ihre Kronjuwelen anlässlich eines runden Jahrestages

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-18 vom 12. Januar 2018

Gut gesicherter Preußenschatz
Königskrone hinter Panzerglas – Burg Hohenzollern präsentiert ihre Kronjuwelen anlässlich eines runden Jahrestages
Veit-Mario Thiede

Vom Sturmtief Burglind blieb auch die Burg Hohenzollern nicht verschont. Anfang der Woche blieb der Preußen-Stammsitz für zwei Tage wegen Waldarbeiten ge­schlossen. Da nun die Schäden beseitigt sind, kann man im Schloss noch bis Ende Januar eine wunderbare Ausstellung zum 150. Jahrestag der Einweihung des Neubaus besichtigen.

„Ein großartiger Rundblick erhebt den Geist dankerfüllt zu den blauen Fernen empor, aus denen Gott dieses Schloss und sein Geschlecht so herrlich gesegnet.“ So äußerte sich Kaiser Wilhelm II. über die auf einem 855 Meter hohen Bergkegel am Rande der Schwäbische Alb thronende Burg Hohenzollern. Sein Großvater weihte sie vor 150 Jahren ein (siehe PAZ vom 29.9.2017). 

Sie war ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Hauptzweige der Hohenzollern-Dynastie: der fränkisch-brandenburgisch-preußischen sowie der schwäbischen Linie. Ihre heutigen Burgherren sind Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern und Georg Fried­rich Prinz von Preußen. Sie feiern das Jubiläum des „Stammsitzes“ der Hohenzollern mit einer Son­derschau im Torturm und einem vom Denkmalpfleger Christian Kayser verfassten Jubiläumsband.

Die im neugotischen Stil errichtete heutige Anlage gilt als spätes Prachtwerk der Burgenromantik. Sie hatte zwei Vorgänger. Die früheste urkundliche Erwähnung der ersten Burg ist 750 Jahre alt. Die zweite Burg geht auf Graf Jost Niklas von Zollern zurück, der 1454 mit dem Wiederaufbau des zerstörten Herrschersitzes be­gann. Das einzige noch vollständig erhaltene Gebäude der zweiten Burg ist die katholische Michaelskapelle. Vor ihr steht die Bronzestatue Friedrich Wilhelms IV. von Preußen (1795–1861). 

Nachdem der damalige Prinz die baufällige Burganlage 1819 besucht hatte, engagierte er sich für deren Neugestaltung. Ihre 1827 vollendete Umgestaltung zur künstlichen Ruine fand jedoch wenig Anklang. Insbesondere der von Friedrich Wilhelm IV. zum „Historiografen für die älteste Geschichte des Hohenzollernschen Hauses“ berufene Rudolf von Stillfried-Rattonitz setzte sich für eine der Familiengeschichte angemessene Umgestaltung ein. Den Auftrag dazu bekam der „Architekt des Königs“, Friedrich August Stüler. Er legte 1844 die ersten Baupläne vor.

Christian Kayser macht im Jubiläumsband auf eine gravierende Planänderung aufmerksam. De­ren Ursache war der im Dezember 1849 von den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen getroffene Beschluss, ihre Regierungsgewalt auf Friedrich Wilhelm IV. zu übertragen. Der preußische König entschied daraufhin, den Hohenzollern zur verteidigungsfähigen Landesfestung mit burgenromantischem Einschlag ausbauen zu lassen. Mit den Planungen betraute er nun neben Stüler und Stillfried-Rattonitz den Festungsbaumeister Moritz von Prittwitz und Gaffron sowie den Ingenieur-Leutnant Heinrich von Blankenburg. Deren erste Aufgabe war der Ausbau der bereits vorhandenen Bastionen. Es folgten der Neubau der evangelischen Christuskapelle und zuletzt die Errichtung der den Innenhof hufeisenförmig umschließenden Re­präsentationsbauten.

Reproduktionen der Baupläne zeigt jetzt die von Stefan Schimmel, dem Kunstbeauftragten des Hauses Preußen, eingerichtete Sonderschau auf der Burg. Sie wartet überdies mit alten Darstellungen der Vorgängerburgen, Dokumenten, Büsten der für die Baugeschichte bedeutenden Persönlichkeiten, historischen Fotografien und Souvenirs aus vergangenen Tagen auf. Schon vor 150 Jahren verfügte die Burg über touristische Einrichtungen wie den Restaurant- und Schankbetrieb. Sie gehört mit jährlich 350000 Besuchern zu Deutschlands größten Touristenattraktionen.

Schimmel charakterisiert die Burg Hohenzollern als „Denkmal der Dynastie“. Die in seltener Authentizität erhaltene Ausstattung vereint originale und kopierte Altertümer mit Einrichtungsgegenständen des damals modernen Historismus, der Stilmerkmale vergangener Epochen aufgreift. Diese Inszenierung zum familiengeschichtlichen Monument geht auf Stillfried und den mit der Inneneinrichtung beauftragten Roland Persius zurück. Die Wän­de der Eingangshalle zu den Repräsentationsräumen umrankt der 1061 beginnende Stammbaum des Hauses Hohenzollern. 

Kurioserweise verzeichnet der Stammbaum auch Stillfried. Sein Name steht links neben dem Eingang zu dem wie ein gotisches Kirchenschiff anmutenden Grafensaal, dem größten und prunkvollsten der Repräsentationsräume. Der mit historischen Waffen geschmückte Grafensaal öffnet sich zu zwei kleineren Räumen. Der eine befindet sich im Kaiserturm. In ihm stehen die Statuetten von acht Kaisern des Heiligen Römischen Reiches und die Büsten der von 1871 bis 1918 herrschenden Hohenzollern-Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. Der andere Raum befindet sich im Bischofsturm mit den Statuetten Kardinal Albrechts von Brandenburg (1490–1545) und des Bischofs Friedrich von Augsburg (1450–1505) zu Seiten des Eingangs.

Der Historienmaler Wilhelm Peters hat die Bibliothek mit Wandbildern ausgemalt, die Sa­gen und historische Ereignisse aus der Zeit der ersten beiden Burgen darstellen. Prächtigster Raum der sich anschließenden einstigen Privatgemächer ist das Wohnzimmer der Königin. Die goldfarben in Schablonentechnik bemalten Wände zeigen den preußischen Adler und die Initiale „A“ für die Königin und spätere Kaiserin Augusta (1811–1890).

Die in der ehemaligen Burgküche eingerichtete „Schatzkammer“ ist eine Zutat aus den 1950er Jahren. Sie wartet mit Kunstwerken und Erinnerungsstücken insbesondere an Fried­rich den Großen und Königin Luise auf. Wertvollstes Objekt ist die hinter Panzerglas präsentierte preußische Königskrone, die Wilhelm II. 1889 anfertigen ließ.

Das Schlusswort haben Christian Kayser und Stefan Schimmel. Der Denkmalpfleger und Bauforscher berichtet: Es bröckelt „an den Mauern der Festung und der Auffahrt. Risse, Ausbrüche und Verformungen machen eine umfassende Sicherung und Instandsetzung unumgänglich.“ Der Kunstbeauftragte ergänzt: „Nach über 150 Jahren muss die Burg grundlegend saniert und restauriert werden. Eine große, sich über Jahrzehnte erstreckende Aufgabe will bewältigt werden. Wesentliche Voraussetzungen, darunter die Bereitstellung von finanziellen Mitteln aus öffentlicher Hand, wurden bereits geschaffen, sodass im Jahr des 150-jährigen Jubiläums mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.“

Die Sonderausstellung 150 Jahre 3. Burg Hohenzollern läuft bis 31. Januar im Torturm der Burg Hohenzollern, 72379 Burg Hohenzollern. Geöffnet bis 15. März täglich 10 bis 16.30 Uhr und vom 16. März bis 31. Okto­ber täglich 10 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt der Burganlage ohne Schlossräume kostet 7 Euro und mit Besichtigung der Schlossräume 12 Euro. Telefon (07471) 2428, Internet: www.burg-hohenzollern.com. Der reich bebilderte, 224-seitige  Jubiläums­band Burg Hohenzollern – Ein Jahrtausend Baugeschichte aus dem Südverlag kostet 24,90 Euro.