23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.01.18 / Identitätsstiftung per Museum / Museum des Lebuser Landes in Grünberg wird mit EU-Mitteln ausgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-18 vom 12. Januar 2018

Identitätsstiftung per Museum
Museum des Lebuser Landes in Grünberg wird mit EU-Mitteln ausgebaut
Chris W. Wagner

Das Museum des Lebuser Landes in Grünberg (Schlesien) will 2018 zum wichtigsten Besuchermagneten zwischen Breslau und Stettin werden, verspricht Museumsleiter Leszek Kania.

Dank einer neuen Finanzierung aus dem EU-Topf für Infrastruktur und Umwelt ist es Kania möglich, sein Museum zu modernisieren. „Dank der Investition werden wir in einer modernen Form die wichtigsten Themen der Region präsentieren“, so Leszek Kania gegenüber der Zeitung „Rzeczpospolita“. Dazu gehört das Thema Geschichte der Region genauso wie die Kunst der Gegenwart. Zu den Geschichtsthemen, die Kania 2018 besonders anpreist, gehört die Ausstellung „Für Prestige und die Nachwelt. Schlesische Innungstruhen“. Es ist eine Leihgabe des Nationalmuseums zu Breslau und präsentiert eine der polenweit größten Exposition dieser Art. Gezeigt werden Truhen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, in denen Akten und Zunftdokumente, Bücher, Siegel und Insignien sowie Geld aufbewahrt wurden. Diese alten Repräsentationsobjekte werden vom 24. April bis zum 1. Juli im Museum des Lebuser Landes in Grünberg zu sehen sein.

Des Weiteren will Kania administrative, wirtschaftliche, kulturelle und nationale Veränderungen des Lebuser Landes vom frühen Mittelalter bis heute dokumentieren. Schwerpunkt dieser Ausstellung soll die Geschichte der Nachkriegsbevölkerung werden, welche die polnischen Strukturen in Grünberg und Umgebung aufbaute. „Auch mehr als 70 Jahre seit ihrer Ankunft wurde ihre Geschichte nicht erzählt und komplex dokumentiert“, so Kania. Besonders stolz ist der Museumsleiter auf die Kunst der Avantgarde – um die Kunstbiennale „Goldene Rebe“ 1965 bis 1981 in Grünberg. Im Rahmen dieses Kunstfestivals wurde 1974 in Lagow eine Charta ins Leben gerufen, die ein Regelwerk für Stadtplaner bilden sollte und bei der Stadtplanung in den „Wiedergewonnenen Gebieten“ den Erhalt des kulturellen Erbes zur Maßgabe machte. Diese Charta ist jedoch nie umgesetzt worden.

„Es ist allerhöchste Zeit, die Geschichte der polnischen Anfänge an der Oder aus Zeitzeugensicht zu dokumentieren. Durch unsere museale Tätigkeit möchten wir die Spuren der Vorgänger bewahren, aber auch unsere neue Identität im Lebuser Land bauen“, so Kania, dessen Mutter aus Großpolen und der Vater aus Ostpolen stammte und der in Grünberg geboren wurde.

Nach dem Krieg kreierte Polen eine neue regionale Struktur in mittelalterlicher Anlehnung an das einstige polnische Bistum Lebus. Das Lebuser Land wurde dabei aber über Ostbrandenburg hinaus auf niederschlesische Gebiete erweitert, womit das einst schlesische Grünberg erstmals in der Geschichte lebusisch und zugleich zu dessen Hauptstadt wurde. Das heute namensgebende Dorf Lebus liegt am Westufer der Oder in der Bundesrepublik Deutschland. Seit der Gründung von Frankfurt an der Oder im 13. Jahrhundert erlebte der einstige Bischofssitz einen jahrhundertelangen Niedergang. Der Ort Lebus hat heute nur 3100 Einwohner.